Die Offizielle Fanfiction-Universität von Mittelerde (OFUM)
von Camilla Sandman, übersetzt von Cúthalion

Kapitel 58
Rette mich - zieh die Krallen ein

So kam es denn, das Legolas zum ersten Mal unter vielen seiner Lüstlinge stand, und dass doch niemand durchging. Dies wurde von manchen als Mirakel gepriesen, aber der Grund war um vieles profaner.

Erschöpfung.

Selbst Michelle, die Zwergin, lag auf der Nase und war beinahe über ihrer Axt eingeschlafen. Ein paar menschliche Mädchen wimmerten leise vor sich hin.

„Ich glaube, ich bin tot.“ murmelte Stella.

„Ich wünschte, ich wär’s.“ erwiderte Nodalec. „Was war das für ein kreischendes Geschöpf, das da im Tiefflug an mir vorbeigesaust ist?“

„Das war Tessa mit einem Grabunhold auf den Fersen.“ antwortete Magen.

„Sie hat versucht, Frodo vor ihm zu retten.“ sagte Lina schwächlich, während sie zum Himmel aufstarrte. Von Wargen gehetzt zu werden, von Nazgûl, Orks, von Uruk-hais (nackt! Dank den Valar war sie zu erledigt, um sich an den geistigen Eindruck zu erinnern), von Drachen und Sackheim-Beutlins war ganz schön ermüdend.

Boromir und Aragorn legten ihre Schwerter beiseite, als sie den Blick über der erschöpfte Horde schweifen ließen.

„Wie sieht es aus mit der Rettungs-Strichliste?“ fragte Boromir; er lächelte so breit, dass man hätte denken mögen, es sei sein Geburtstag... oder dass er wenigstens ein Geschenk bekommen hatte.

„Mittelerde-Geschöpfe, die Studenten retten: 601 Male. Studenten, die Mittelerde-Geschöpfe retten: Ein halbes Mal.“

„Ein halbes Mal?“

„Ja. Ich habe mitgezählt, als die Studentin dich dem Nazgûl aus dem Weg schubsen wollte, sich verschätzte und mit dem Kopf voran in ihn hineingekracht ist. Sie hat dir geholfen...“

„Na schön.“ grummelte Boromir.„Ein halbes Mal. Das macht dann 601 und einhalb. Und was lernen wir daraus, Studenten?“

„Warge beißen...“ antwortete Fallathiel. „...und geh nie auf einen Drachen los, wenn er gerade nach einem Zahnstocher sucht.“

Aragorn griente und tätschelte seine Polaroid-Kamera. Sie war ein Geschenk von Miss Cam, damit sie ,die Augenblicke wieder und wieder genießen konnten’... nachdem Aragorn herausgefunden hatte, wie man damit in die richtige Richtung zeigte, natürlich. Es gab ein paar Bilder vom Erdboden und von Aragorns Brust (die Lotus auf der Stelle geklaut hatte), aber auch von ein paar Studenten, die versuchten, sich während einer Neuschöpfung vom Kampf an der Brücke von Khazad-dûm auf Barlog zu stürzen.

Natürlich kann man sich nicht auf einen Balrog stürzen. Man wird weit eher entdecken, dass man egal, wie heftig man mit den Armen rudert, keineswegs fliegen wird. Barlog der Balrog hatte große Freude daran, Studenten herumzuwerfen – als Basketball-Training.

„Nahe dran.“ sagte Boromir und wechselte ein Grinsen mit Aragorn. „Wir sind Krieger. Wir werden einander retten, wenn nötig, so wie es der Fall war, als Legolas vorhin beinahe niedergetrampelt wurde.“

„Ich schulde dir ein Bier.“ antwortete Legolas. „Was Boromir gerade so weise gesagt hat, ist, dass wir aufeinander achten. Wir kennen die Anzeichen der Gefahr. Wir werden nicht von einer Spinne oder einem Warg überrumpelt. Wir werden es nicht nötig haben, von einer völlig Fremden gerettet zu werden, die gerade erst aufgetaucht ist. Sollte plötzlich eine Fremde auftauchen, würden wir höchstwahrscheinlich unsere Waffe ergreifen und damit auf diese Fremde zielen.“

„Und niemand würde Gimli oder Boromir dafür tadeln, dass sie bei einem solchen Ereignis misstrauisch sind.“ warf Aragorn ein. „Schönheit wird uns auch nicht davon übrzeugen, das die Fremde keine Gefahr bedeutet.“

„Genauso wenig wird immer das allerschönste Geschöpf den Tag retten.“ fuhr Legolas fort, und als Antwort auf ein paar gemurmelte „Wieso nicht?“: „Es war Gollum, der am Ende die Fahrt gerettet hat.“

„Niemand hat unssss lieb, mein Schatzzzz....“ sagte Gollum traurig und kam aus einem Graben gekrabbelt. „Bösssse Felsssen ssssteh’n unssss im Weg und wir fallen. Gollum rettet alle. Niemand will Gollum schschschschmusen. Gollum will Schschschmusssser. Er versssspricht auch nicht zzzzu kratzzzen.“

„Wir haben dich alle für deinen Absturz lieb, Gollum... jedenfalls aus der Entfernung.“ sagte Frodo, der bei den anderen Hobbits stand. Sie hatten ein Picknick veranstaltet , während sie den Rettungsversuch vor den Grabunholden abwarteten; der hatte einige Zeit beansprucht, da die Studenten erst einmal versucht hatten, Bilbo vor Smaug zu retten.

„Nun, da alle unseren Rettungsmarathon beendet – und versagt haben...“ sagte Elrond heiter, „sind Sie entschuldigt.“

Eine ganze Weile regte sich niemand. Endlich brachte Lina es fertig, zu einem Baum zu kriechen und zog sich daran hoch.

„Notiz an mich selbst: Nie, nie, niemals und unter gar keinen Umständen versuchen, von hinten auf eine Drachen loszugehen.“ dachte sie und zog eine Grimasse. Ein Drachenschwanz hatte eine ziemliche Wucht, das war mal sicher.... selbst dann, wenn der Drache Smaug war, und das Schwanzwedeln in Wirklichkeit ein Zeichen der Zuneigung. Smaug war freundlich genug gewesen, sie aus dem Baum zu retten, obwohl er sie fast zwischen seinen Klauen zerdrückt hatte.

Sie begann, in Richtung Universität zu humpeln; die anderen Studenten folgte ihr langsam. Ein paar von ihnen schenkten ihrem Lustobjekt einen lustvollen Blick, aber niemand hatte auch nur die Kraft, einen Angriffsversuch zu wagen. Nebenbei verbreitete sich die Nachricht von SNSOA...

Plötzlich bebte die Erde. Dunkle Wolken erschienen aus dem Nichts, Donner grollte und Blitze zuckten.

„Müssen die immer so dramatisch sein?“ beklagte sich Dot und humpelte neben Lina.

„Du kennst das Böse – der Auftritt ist alles.“

Morgoth und Sauron standen vor der Universität und beäugten einander ebenso wie die näher kommende Menge.

„Was kommt jetzt?“ fragte Ryven.

„Halt, Sterbliche!“ dröhnte Morgoth, während Sauron hinter ihm Häschenohren machte. Ein paar Studenten kicherten, die meisten waren zu erschöpft. „Uns ist die Aufgabe übertragen worden, Sie zu lehren, dass wir keine Ausreißer dulden werden, die versuchen, in unserem Namen die Weltherrschaft zu übernehmen.“

„Vor allem keine, die nach uns benannt sind.“ warf Sauron ein.

„Halt’s Maul! Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich das erste Wort habe.“

„Ha! Das Böse macht keine Versprechungen, um sie dann zu halten! Deshalb bist du auch ein geringeres Übel...“

Die Menge fasste sich in Geduld und wartete, während die Dunklen Herrscher sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf warfen. Man gewöhnte sich wirklich daran, wenn man mit diesem Pärchen umging; viele hegten die Hoffnung, dass sie das letzte Examen überwachen würden... das würde, während die beiden abgelenkt waren, das Mogeln sehr erleichtern.

„Ich bin ein Maia.“ sagte Sauron endlich nach einem langen Anstarr-Wettbewerb. „Wir nehmen uns keine Elbenmädchen, um Kinder mit ihnen zu haben. Das ist grotesk.“

„Ich bin von den Valar. Ich würde eine von ihnen zur Frau nehmen.“ erwiderte Morgoth. Ein paar von seinen Anbetern seufzten trauervoll.

„Niemand würde dich wollen.“ Sauron grinste.

„Halt’s Maul!“

„Du bist zu hässlich.“

„Ich möchte dich erst einmal im Wettbewerb mit den anderen zur Wahl stehenden Maia sehen.“ schoss Morgoth zurück. „Ich bin der Erotischste Böse Junggeselle des Jahrzehnts.“

„Bloß, weil du den Mund von Sauron bestochen hast, die Termine durcheinander zu bringen und ich erst dort ankam, als der Wettbewerb schon ein Jahr vorbei war!!!“

„Wenn du da versagst, dann bist du es nicht wert, böse zu sein!“

Das Rumpeln nahm an Stärke zu; und plötzlich spürten die Studenten, dass die Erde anfing, sie zu verschlingen. Flammen schossen in die Luft.

„He!“ rief Gandalf. „Böse Gefechte müssen in den Kerkern durchgeführt werden. Wir haben ein Risiko-Regelwerk für Mittelerde aufgestellt, kämpft gefälligst dort um die Weltherrschaft!“

„Ich werde Purpur tragen.“ sagte Morgoth säuerlich, während die beiden Dunklen Herrscher langsam hineingingen.

„Du trägst doch immer Purpur. Ich sollte Purpur tragen; bei dir bringt Purpur die Rüstung zum Glänzen und zeigt, wie fett du bist.“

„Du kleiner...“

„Das macht 602 und einhalb.“ sagte Boromir und grinste.


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