Die Offizielle Fanfiction-Universität von Mittelerde (OFUM)
von Camilla Sandman, übersetzt von Cúthalion

Kapitel 8
Frodo und Sam sitzen im Baum...?

Lina wachte mit dem nun schon vertrauten Gefühl auf, etwas verpasst zu haben. Sie stöhnte und spürte einen Lappen auf ihrem Hinterkopf. Was war denn jetzt?

Du hast aber auch ein Pech!“ rief Dot aus, als sie merkte, das ihre Freundin munter war.

„Wieso denn?“

„Du und Nimroth, ihr wart auf dem Rückweg von Elronds Unterricht, erinnerst du dich? Er hat euch hundert Mal auf Quenya ,Ich soll in Elronds Klasse nicht kichern’ schreiben lassen.“

„Oh ja...“ seufzte Lina. „Was habe ich getan, bin ich auf dem Rückweg gegen die Tür gelaufen?“

„Nein... Weißt du denn nicht mehr? Du bist gegen Legolas gelaufen!“

„WAS?“

„Du bist in Ohnmacht gefallen! Er hat dich hierher zurückgetragen, mit einer sabbernden Nimroth im Schlepptau.“

„Scheißescheißescheißescheißescheiße!“ murmelte Lina. Sie konnte es nicht glauben! Wieder hatte sie eine Chance gehabt, wieder war sie vereitelt worden. War das eine Verschwörung? In ihren Fanfictions war es immer so einfach gewesen...

„Du solltest trotzdem besser aufstehen, in ein paar Minuten haben wur ,Platonische Liebe 101’. Ich habe gehört, ein paar Hobbits haben vor dem Hörsaal geschlafen, um die besten Plätze zu ergattern.“

Immer noch erbost vor sich hinmurmelnd, schnappte sich Lina das Arbeitsbuch („Liebe ohne Liebesspiel“) und folgte der Menge.

Im Flur kamen sie an der schlafenden Alisha vorbei, die niemand geweckt zu haben schien. Was vielleicht ganz gut war, denn im Hörsaal war offenbar eine ziemliche Schlacht im Gange.

„Sam, sage ich dir, Sam!“ rief Rain, flankiert von Jera, die heftig nickte.

„Nein, FRODO!“ konterte Melilot. „Frodo ist der beste Ringträger! Er hat ihn am längsten getragen!“

„Er konnte ihn nicht in den Schicksalsberg werfen!“ gab Jera zurück.

„Der Eine Ring ist unwiderstehlich...“ murmelte Starr; Lina hatte sie mehrfach dabei beobachtet, wie sie verträumt auf ihre eigene Hand blickte, als würde sie sich den Ring daran vorstellen.

„FRODO!“ bellte Magda.

“SAM!”

„Sie streiten sich darüber, wer besser ist, Frodo oder Sam.“ erklärte Gina mit leiser Stimme. „Ehrlich, ich weiß nicht, warum die so ein Theater machen, es ist sowieso Merry. Oder vielleicht Pippin.“

Hobbits. Lina schüttelte den Kopf und nahm Platz, gerade, als ein paar der Hobbits anfingen, sich mit Papier zu bewerfen. In dem Tohuwabohu merkte niemand, dass der wirkliche Sam und der wirkliche Frodo hereinkamen, flankiert von Miss Cam.

„Nachsitzen für alle Hobbits. NEHMEN SIE PLATZ!“

Und Miss Cam gehorchte man besser – wie jedermann wusste, der den Wunsch hatte, zu überleben. Binnen eines Herzschlages saßen alle.

„Guten Morgen.“ sagte ein lächelnder Frodo, worauf die Hälfte der ersten Reihe in Ohnmacht sank. „Ich bin Frodo Beutlin, dies ist Sam Gamdschie. Um anzufangen, wie viele hier schreiben... ähm...“

„Slash.“ warf Miss Cam hilfsbereit ein.

„Ja...hmh... Slash... mit mir und Sam?“

Ein paar Hände wurden erhoben. Frodo und Sam blickten erstaunt.

„Aber ich würde nie auf diese Weise an Herrn Frodo denken!“ platzte Sam heraus.

„Tust du doch.“ kam ein leises Flüstern.

„Was? Wer hat das gesagt?“

Totenstille. Jeder starrte die Slash-Schreiber an, aber keiner von ihnen schien ein Wort von sich gegeben zu haben.

„Sam liebt Frodo, Sam liebt Frodo!“ kam die spöttische Stimme wieder, und sie schien von Frodo zu kommen. Aus seinem Hemd.

„Er ist so eine Heimsuchung, seit er die Gemeinsame Sprache gelernt hat...“ murmelte Frodo und ließ den Einen Ring hervorschnellen. Die Klasse rang nach Luft. „Bist du jetzt wohl still?“

„Sam und Frodo sitzen im Baum, k-ü-s-s...“ sang der Ring.

„Sei still, oder ich lese dir wieder Bombadil-Gedichte vor!“

„Oh, fein! FEIN! Ich will bloß behilflich sein, weißt du. Meine Dankbarkeit beweisen dafür, dass du mich vor Gollum gerettet hast. Der Kerl hatte ein noch übleres Sozialleben als Sauron. Ich bin ein Ring des Volkes, weißt du? Ich will gesehen werden. Ich möchte... Oh, schau dir mal die Schnalle in der ersten Reihe an...“

Frodo verdrehte die Augen, während sämtliche Mädchen in der ersten Reihe herauszufinden versuchten, wen der Ring meinte.

„Du musst dich hinlegen, Frodo.“ fuhr der Ring fort und begann zu schnurren.

„Merry dol, Tom Bombadil ist ein guter Gevatter...“ murmelte Sam, das Gesicht immer noch rot angelaufen. Aber es funktionierte, denn der Ring schien endlich den Mund zu halten. Aber er war eindeutig beleidigt.

„In Ordnung. Die Examensarbeit in diesem Fach wird sein, eine Geschichte über eine liebevolle, nicht sexuelle Freundschaft zwischen zwei männlichen Wesen in Mittelerde zu schreiben. Wir werden außerdem ein mittelfristiges Examen haben darüber...“ begann Frodo.

„...warum Frodo eine Freundin braucht.“ piepste der Ring dazwischen.

„Halt den Mund! Über Hinweise, warum es sich um eine platonische und nicht um eine sexuelle Liebe handelt. Irgendwelche Fragen?“

Sämtliche Hobbits hoben die Hand.

„Irgendwelche Fragen, die keine persönlichen Fragen über mich und Sam sind.“

Sämtliche Hände fielen wieder nach unten.

„Also gut. Bitte öffnen Sie alle ihr Arbeitsbuch bei Kapitel 1. ,Wann eine Umarmung ein Ausdruck von Freundschaft ist und kein Vorspiel zum Sex’. Sam, das Schaubild bitte...“

„Ja, Herr Frodo.“ Sam hob ein Schaubild hoch, das fast so groß war wie er selbst. „Dieses Schaubild zeigt die Gelegenheit, bei der eine Umarmung einfach eine Umarmung ist. Das schließt Trost mit ein, wenn man einen Gefährten verloren hat, Freude, nachdem man dem sicheren Tod entgangen ist, die Wiedervereinigung mit jemandem, von dem man geglaubt hat, er wäre tot, Begeisterung über einen Haufen Pilze...“

„Dankeschön, Sam. Kennt irgend jemand eine andere Gelegenheit, bei der eine Umarmung nur ein Ausdruck von Freundschaft ist?“

„Ja, ich!“ meinte Georgia mutig, und dann, bevor irgend jemand reagieren konnte, setzte sie über ihren Tisch und stürzte sich auf Frodo.

Es gab einen lauten Knall. Dann stand Georgia auf, dekoriert mit brandneuen, überaus rosa Ohren. Lange Ohren...so lang, dass sie wie Antennen über ihren Kopf hinausragten. Frodo rappelte sich hoch; er sah leicht benommen aus, wirkte ansonsten aber unverletzt.

„Jetzt hat er mich aber bestimmt um Hilfe gebeten.“ beschwerte sich der Ring. „Niemand liebt mich.“

„Geht’s dir gut, Herr Frodo?“ fragte Sam besorgt.

„Es geht mir gut, Sam.“

Die beiden schienen sich umarmen zu wollen, da...

„Frodo und Sam sitzen im Baum, k-ü-s-s-e-n....“

„HALT’S MAUL!“


Top           Nächstes Kapitel          Stories          Home