Die Offizielle Fanfiction-Universität von Mittelerde (OFUM)
von Camilla Sandman, übersetzt von Cúthalion

Kapitel 17
Von Katern und anderen Katastrophen

Linas Kopf schwamm und sie hatte alle Mühe, in Saurons Klasse wach zu bleiben.

„Es genügt nicht, wenn man Sie fürchtet, weil Sie jemanden töten können, Sie müssen die Leute dazu bringen, Sie für das zu fürchten, was Sie ihnen antun können, wenn sie noch leben.“ sagte Sauron gerade, aber seine Stimme war weit weg und schien in immer der selben monotonen Klanghöhe zu dröhnen.

Irgendwie war ihr Kopf herabgesunken und ruhte auf der kühlen Oberfläche des Tisches. Es fühlte sich seltsam bequem an, so dazuliegen, nicht ganz im Schlaf, nicht völlig wach. Es war beinahe das selbe Gefühl, dass sie letzte Nacht gehabt hatte... auf der Schwelle zu einem Traum. Sie lächelte schwach und fühlte ihre Wangen glühen.

War letzte Nacht wirklich passiert?

War sie wirklich auf einem Adler hoch über das Land geflogen und hatte die Schönheit Mittelerdes von ganz hoch oben gesehen? Hatte sie wirklich eine ganze Flasche Bruchtaler Besondere Beerenauslese getrunken?

„Nun, eine der Qualen, die in das menschliche Leben gebracht zu haben ich wirklich stolz bin, ist schlechtes Tippen.“

„Was?“ Kelly klang aufgeschreckt, eine Reaktion, die sie mit vielen in der Klasse teilte.

„Schlechte Rechtschreibung. Wann immer Sie ds tippen statt das, dann bin ich daran schuld.“ Sauron strahlte vor Stolz.

„Ha! Ich habe die Grammatik zurück in die Welt gebracht!“ tönte Morgoth aus dem Hintergrund der Klasse, wo er gestanden und auf alle möglichen Arten übellaunig ausgesehen hatte. „Jedes Du hast gehabt, wo ein Du hattest gehabt hingehört hätte, ist mein Fluch für die Welt!“

„Das ist meine Klasse, du Idiot!“

„Idiot? Du bist ein Schwachkopf!

Lisa schloss die Augen und blendete alle Geräusche aus. Ohne nachzudenken, wanderten ihre Hände hoch zu der Kette die von ihrem Hals herabhing. Gandalf hatte das Schmuckstück für sie gemacht, aus dem Gold in dem Felsbrocken. Er hatte auch den Ritt auf dem Adler für sie arrangiert und ziemlich verwirrt ausgesehen. Wer immer der Schulleiter war, er war eindeutig jemand mit großer Macht.

Es war wunderbar gewesen, so schnell zu fliegen wie der Wind, und die Welt ihrer Phantasie endlich in Wirklichkeit zu sehen. Aber der beste Teil des ganzen Ausfluges war gewesen, das kleine Lagerfeuer in einiger Entfernung von der Universität zu entdecken. Schon der Gedanke daran genügte, dass sich wieder ein Lächeln auf ihre Lippen stahl. Gimli und Legolas waren dort gewesen. Und sie hatten sie eingeladen, zu bleiben, vorausgesetzt, dass sie nicht versuchte, sich auf Legolas zu stürzen ( wozu viele Mädchen schon bei seinem bloßen Anblick neigten).

Legolas hatte über den Düsterwald gesprochen und Gimli von tiefen Höhlen, und sie hatte ihnen sogar von ihrer Welt erzählt und Wein getrunken (Bruchtaler Besondere Beerenauslese – der Geschmack war unbeschreiblich. Der Kater leider auch.) Sie war bei Anbruch der Dämmerung zurückgeflogen, und jetzt bezahlte sie dafür. Ihr Kopf fühlte sich so schwer an, und ihr Körper kreischte vor Protest. Aber war es das nicht wert gewesen? Ihre Wangen prickelten noch immer. Und... mmmmhm... Elbenwein...

„Du unterrichtest die niedrigere Klasse! Ich lehre das ,Böse für Fortgeschrittene’!“

„Ha! Du warst der erste, ich habe deine Pläne verbessert!“

„Du konntest dir bloß keine eigenen ausdenken!“

Dot stupste sie an und warf ihr einen besorgten Blick zu.

„Lina, bist du in Ordnung? Du siehst komisch aus. Lina? Lina?“

„Was? Ich bin wach...“ murmelte sie, aber ihre Stimme klang schläfrig.

„Ein Balrog kann einem Ork jederzeit den Arsch versohlen!“

„Mit Orks hat man aber größere Armeen!“

„Du hast sie aus Elben gemacht!“

Schlaf... die Stimmen schienen zu schwinden, und sie schlummerte ein.

Ihr nächster Sinneseindruck war der von etwas, das sehr übel roch, und sie öffnete die Augen, nur, um sich in irgendeinem dunklen, dunklen Kerker wiederzufinden. Sie hing an den Füßen von der Decke.

„Ich hätte wahrscheinlich nicht in Saurons Klasse einschlafen sollen... „murmelte sie und spähte auf den Boden. Er war gerade einmal einen Fußbreit weit entfernt, was seltsam genug war. Und ihre Füße waren nur mit einem einfachen Seil zusammengebunden. Es brauchte etwas Arbeit, aber es gelang ihr, sich selbst zu befreien und sie fiel mit einem angenehmen „Wumms!“ auf die Erde.

Nun... wo zum Donnerwetter war der Ausgang?

Sie tastete um sich herum, berührte etwas Klebriges (wahrscheinlich Blut), etwas Schmieriges (am besten dachte sie nicht darüber nach, was es sein mochte), ein Stapel Zeitschriften (das „BöseWichte“-Monatsmagazin, wie sie annahm) und endlich etwas, das sich bemerkenswerterweise wie ein Ring anfühlte.

Genau in diesem Moment öffnete sich eine Tür und Licht flutete herein. „Miss Holling, ich sehe, Sie sind wach.“ kam Saurons überaus ölige Stimme. „Ihr Essay für nächste Woche hat das Thema: ,Warum ich Dunklen Herrschern meine Aufmerksamkeit schenken sollte, vor allem im Unterricht.’ Tausend Worte, am Montag.“

„Na fein...“ stöhnte Lina und ging an ihm vorbei in den Flur (sie war in der Lehrkörper-Abteilung, wie ihr Gehirn registrierte). „Übrigens... Sie haben immer noch Urpurfarbe am Hintern.“

Und dann rannte sie wie der Wind.

Nachdem sie dem Feuerball ausgewichen war, hielt sie an und schaute sich den Ring an, den sie aufgehoben hatte. Er war dünn und silbrig, mit mehreren Markierungen darauf. Er fühlte sich kühl an in ihrer Hand, fast, als ob...

„Hallo?“ fragte sie zögernd.

„Hallihallo!“ sagte eine muntere Stimme. „Ich bin der Erste Ring. Der, den Sauron vor dem Einen gemacht hat, weißt du? Ich bin der Zehenring, aber nenn mich bitte Zehchen.“

„Er hat dich zuerst gemacht?“

„Aber sicher. Bloß dass er aus irgend einem Grund mein Design nicht mochte, oder was auch immer.“ Der Ring gab ein schnaubendes Geräusch von sich.

„Dann kannst du die Leute auch unsichtbar machen?“

„Nicht so etwas, nein.“

„Kannst du die anderen Ringe beherrschen?“

„Also... das hängt davon ab, was du mit beherrschen meinst. Wenn du beherrschen so verstehst wie in ,beherrschen’ – dann nein.“

„Was kannst du denn dann?“

„Ich habe die Leute mit schlechter Rechtschreibung angesteckt.“

„Du hast die Leute mit – schlechter Rechtschreibung angesteckt?“ fragte Lina verblüfft. Mann, ihr Kopf tat wirklich, wirklich weh.

„Stimmt. Sauron zieht es vor, Juwelen Dinge für ihn erledigen zu lassen. Da ist das ,Du kriegst den Song, den du hasst, nicht mehr aus dem Kopf“-Collier und das ,Toast fällt immer auf die Butterseite’-Armband. Wir haben sogar eine Gesellschaft gebildet. „Juwelen für das Böse“, das sind wir.“

Lina rieb sich die Schläfen. „Ich gehe ins Bett.“ sagte sie schwach.

„Macht es dir was aus, mich bei Morgoths Zimmer abzusetzen? Ich glaube, Sauron würde das zu schätzen wissen. Ich fühle mich dieser Tage so nutzlos...“

„Sicher.“ murmelte Lina und ging den Flur hinunter. Sie schaffte es noch, Zehchen wie gewünscht abzusetzen, bevor alles ein wenig verschwommen wurde. Steifbeinig stolperte sie in irgend ein Schlafzimmer und fiel auf das Bett.

Mmmh.... weich...

Bald war Lina tief und fest eingeschlafen... natürlich im falschen Bett.


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