Ein wirklich gutes Jahr (Pretty Good Year)
von Mary Borsellino, übersetzt von Cúthalion
Kapitel 19
Genau diese Art
Können wir heimgehen, Rosie? Bitte? bettelte Sam. Ich mag das nicht.
Das verlangt auch keiner von dir. konterte sie und schickte einen langen Spritzer hinauf zur Böschung, wo Frodo und Sam saßen. Rosie stand nur bis knapp zur Hüfte im Wasser, aber die beiden hatten sich standhaft geweigert, wenigstens so weit hineinzukommen. Ihr nasses Haar hing in dunklen, halb aufgelösten Locken bis über ihre Ellbogen; sie liebte es, wenn der kleine Fluss spielerisch an ihrer bloßen Haut leckte.
Elanor spritzte ein bisschen mit den Füßen, tauchte das Gesicht unter und ließ Blasen hochblubbern. Rosie hielt sie fest und lachte über den Spaß, den ihr Baby hatte.
Kommt schon! Das wird euch stark und schnell machen.
In diesem Fall bleib ich lieber schwach und langsam. erklärte Sam, legte seinen Arm auf Frodos Rücken und zog mit dem Daumen kleine Kreise auf dem Stoff über der knochigen Schulter. Und du wirst dich erkälten, wenn du da drin bleibst.
Werde ich nicht. Das Wasser ist warm. Und so wies aussieht, findet Elanorelle es großartig.
Wieso bestehst du so unerbittlich darauf, dass sie schwimmen lernen soll, Rosie? fragte Frodo, während er seinen Fuß von der Uferlinie wegzog.
Keins meiner Babys soll mit komischen Ideen darüber aufwachsen, was Hobbits können oder nicht können. Schwimmen macht eine Menge Spaß. Meine Elanor wird einen großen, weiten, offenen Geist haben, er wird nicht zugesperrt sein wie eine staubige Kiste.
Also möchtest du immer noch für ein Jahr weggehen, nehme ich an?
Was? Frodo schreckte bei Sams Frage auf. Ihr geht weg?
Mit dir zusammen natürlich. ergänzte Rosie. Denk bloß nicht, dass du uns so leicht entkommen kannst!
Oh, ich dachte, ihr würdet mich verlassen. Frodo seufzte vor Erleichterung. Sam küsste ihn liebevoll auf die Stirn.
Nein, niemals. Rosie möchte einfach, dass wir auch einmal woanders leben, damit Elanor mit mehr als nur einer Ahnung von der Welt aufwächst.
Lasst uns bald aufbrechen. strahlte Frodo. Das wäre die richtige Art Abenteuer, eine glückliche Art. Dann kannst du echte Könige und Königinnen sehen, Rosie, wie in einer Geschichte.
Immer hübsch langsam! Rosie lachte. Elanor ist noch viel zu klein, als dass ihr das jetzt schon gut täte. Und du hast es schrecklich eilig damit, auf eine solche Fahrt zu gehen, wenn ich daran denke, wie sehr ich mich ins Zeug legen musste, um dich heute zur Vordertür hinauszukriegen.
Ich glaube, sie hat recht, Herr Frodo. Sam stimmte zu. Am besten gehst du die Dinge langsam an. Du hast doch darüber geredet, zu Bilbo zu reisen, wenn er in ein paar Monaten Geburtstag hat. Schau erstmal, wie dir dieser Ausflug bekommt, bevor du einen noch längeren unternimmst.
Ja, du hast recht. Frodos Lächeln war schmal und ein wenig betrübt. Dumm von mir.
Nicht dumm, nur ungeduldig. Rosie kletterte aus dem Wasser, rieb Elanor trocken und verstaute sie sicher in dem kleinen Korb, bevor sie sich neben Frodo und Sam ins Gras fallen ließ. Schließlich ist die Welt nächstes Jahr auch noch da.
Zieh dich wieder an, du warst nicht gesund in letzter Zeit. tadelte Sam.
Ich fühle mich wunderbar, gerade so, wie ich bin. Sie streckte die Arme über den Kopf und lächelte träge. Ihr solltet mitmachen, das ist genau der richtige Tag zum Sonnenbaden. Und ich habe das Gefühl, näher an ein Bad im Fluss werde ich euch wohl nicht kriegen.
Was, wenn jemand vorbeikommt? Sams Stimme klang bedenklich.
Die Leute werden ja wohl wissen, wie ein nackter Hobbit aussieht es sei denn, sie sind blind. Und in diesem Fall können sie uns sowieso nicht sehen. Kommt schon! Frodo?
Nein, vielen Dank. Er schüttelte den Kopf, aber Rosie hatte den Grund schon erraten.
Ein bisschen Bräune wird deine Narben schneller verschwinden lassen, und dann fällt das Rosa auch nicht mehr so auf wie auf der weißen Haut. Du wirst gesünder aussehen und dich auch so fühlen. Hobbits brauchen Sonne, genau wie Pflanzen. Also, runter mit euren Kleidern!
Lachend gehorchten erst Frodo und schließlich auch Sam ihrem Befehl. Die drei küssten einander, umgeben vom berauschenden Grün des Flussufers, und sie liebten sich den Nachmittag hindurch bis hinein ins abendliche Zwielicht
träge, warme Körper im kühlen Gras.
Sam hatte ein paar Längen Zwirn in einer seiner Taschen, und mit diesem Zwirn, einer verbogenen Haarnadel und einem Wurm gelang es ihnen tatsächlich, einen fetten, silbrigen Fisch zu fangen. Seine Schuppen glänzten im schwindenden Licht wie ein Kettenpanzer.
Sie zogen sich an und gingen nach Hause, während Elanor immer noch über ihr Schwimmabenteuer plapperte. Der Fisch wurde gekocht und mit gebackenen Kartoffeln und Zitrone serviert. Sie verspeisten ihn draußen unter dem Nachthimmel, alte Lieder singend, deren Worte sie immer wieder vergaßen.
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