Ein wirklich gutes Jahr (Pretty Good Year)
von Mary Borsellino, übersetzt von Cúthalion
Kapitel 18
Das Beste
Rosie wachte am nächsten Morgen als letzte auf. Es war eine unruhige Nacht gewesen, voll halber Träume und sorgenvoller Gedanken, und sie fühlte sich alles andere als erholt. Sie klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht in dem Versuch, etwas munterer zu werden, aber alles, was dabei herauskam, waren fröstelnde Schauder, die ihr den Rücken hinunterliefen.
Noch immer wollte sie nicht zulassen, dass irgend etwas ihren Tag verdarb. Sie würde Sam und Frodo überzeugen, mit hinunter zum Fluss zu kommen, und die Sonne würde die Wasseroberfläche wie Diamanten glitzern lassen, und alles, was dunkel war, würde weggewaschen werden. Rose war die Schatten mehr als leid, und sie war nicht bereit, sie noch länger zu dulden. Sie würde die lästigen kleinen Spinnen der Vergangenheit mit dem Besen erwischen und in Sams Garten hinausfegen. Dort mochten sie die Erde düngen, damit die Pflanzen noch schöner wuchsen.
Frodo saß vor dem Feuer; Rosies Kleid lag über seinen Schoß ausgebreitet und er hielt Nadel und Faden in den Händen.
Ich wollte den Schaden in Ordnung bringen, bevor du aufwachst. sagte er mit einem Ausdruck, der einem Lächeln nur ganz entfernt ähnlich sah. Aber du hattest gar kein rotes Garn. Er hatte das Band mit säuberlichen Stichen aus schwarzer Wolle wieder angenäht, und zwar so geschickt, dass man es kaum bemerkte, wenn man nicht gezielt danach suchte. Drei Stiche mehr, und er war fertig. Das Kleid sah wieder besser und neuer aus, als Rosie es je zu hoffen gewagt hatte.
Das musstest du doch nicht tun! Sie umarmte ihn. Frodo mied ihren Blick.
Doch, musste ich.
Reit nicht so darauf herum! schalt Rosie. Komm und hilf mir Frühstück machen. Ich hab Sehnsucht nach der Küche. Sie hielt einen Augenblick inne. Normalerweise käme jetzt von dir, dass ich nicht mal so gut koche, wie Sam Schlitten fährt
Endlich sah er ihr direkt ins Gesicht, und sie hätte weinen mögen über die Qual in seinen Augen. Wie kannst du es ertragen, mit mir zu reden, Rose?
Du dummer Kerl! Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, bedeckte sein Gesicht mit Küssen und berührte jede einzelne Tränenspur mit den Lippen. Wenn ich nicht mit dir rede, muss ich anfangen, Selbstgespräche zu führen, und vor meinem Morgentee bin ich nicht besonders unterhaltsam.
Frodo sagte nichts mehr, während sie Brot rösteten und dick mit süßer Marmelade bestrichen. Rosie kochte den Haferbrei mit Zimt, ganz, wie er ihn liebte. Sie rief Sam von seinem frühmorgendlichen Geschäften weg nach drinnen; genauso wie sie war er vor seiner ersten Tasse Tee niemandem sonderlich von Nutzen.
Ich werde Elanor besser nicht mehr auf den Arm nehmen, oder in einem Zimmer mit ihr schlafen. teilte Frodo seinem Teller mit, immer noch, ohne ihnen ins Gesicht zu sehen. Das ist sicherlich das Beste.
Sei nicht albern. antwortete Rosie, als ihr klar wurde, dass Sam nicht in der Verfassung war, etwas zu sagen. Wenn du nicht im selben Zimmer schläfst wie sie, dann bist du auch nicht mehr im selben Zimmer wie wir.
Ich weiß. Vielleicht ist das auch das Beste.
Jetzt habe ich aber genug davon! Sam warf seinen Löffel mit einem Klirren hin und sprang auf. Er ging hinüber zu Frodos Stuhl und kniete sich daneben. Wir wissen doch noch, in was wir dringesteckt haben, bevor wir hierher kamen, Frodo. Ich hasse es, dich daran zu erinnern, aber ich habe dich schon in viel schlimmerer Verfassung gesehen als letzte Nacht. Wenn ich nur einen Augenblick lang glauben müsste, du könntest eine echte Gefahr für meine Rose oder meine Elanor sein
nun ja, wir wären nicht hier, egal, wie schrecklich ich mich deswegen fühlen würde. Also Schluss jetzt mit diesen traurigen Augen, der Anfall ist vorbei und du bist zu uns zurückgekommen, so wie du das immer tun wirst, da bin ich ganz sicher.
Ich habe schon viel zu viel mit dir durchgemacht, um jetzt aufzugeben, fügte Rosie hinzu, und sie lächelte, um zu verbergen, wie sehr ihr nach Weinen zumute war. Oh, Frodo, liebst du uns denn nicht genau so sehr wie wir dich lieben?
Was? Frodos Stimme brach. Wie könnt ihr daran zweifeln? Ich würde mir mein eigenes Herz herausschneiden, wenn ich wüsste, dass euch das sicher und glücklich macht.
Aber das würde es nicht, und genau das ist der Punkt. Sams raue Handfläche legte sich liebevoll auf Frodos Wange. Du machst uns sicher und glücklich, und wir wollen dich in unserem Zimmer und in unserem Bett haben, und dein Herz sicher in deiner Brust, alles zusammen.
Da lachte Frodo, und er schlang seine Arme mit so viel Schwung um Sams Schultern, dass sie beide zu Boden polterten.
Vorsicht! Ihr verschüttet den Haferbrei! schimpfte Rosie.
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