Ein wirklich gutes Jahr (Pretty Good Year)
von Mary Borsellino, übersetzt von Cúthalion
Kapitel 14
Albernes Benehmen
Zur Hölle mit diesem Wetter!
Die Küche war das reinste Katastrophengebiet; Regale und Geschirrschränke waren leergeräumt und ihr Inhalt lag über den Boden verstreut in einem Wirrwarr aus Töpfen, Pfannen, Messern und Schöpfkellen. Elanor döste in ihrem Korb, während Rosie, Frodo und Sam versuchten, aus dem Durcheinander herauszusortieren, was sie wirklich noch brauchten. Der Regen, der draußen schon den ganzen Tag entweder als Nieseln und als Wolkenbruch herunterkam, war auch nicht gerade dazu angetan, die allgemeine Stimmung zu heben.
Was ist damit? Frodo hielt ein Sieb hoch. Rosie schüttelte den Kopf.
Das brauchen wir, aber nicht oft. Wie können es irgendwohin aus dem Weg räumen.
Und die hier? Diesmal ein paar lächerlich verbogene Kuchenzangen.
Du hast Augen im Kopf, oder? Frag mich jetzt bloß nicht bei jedem einzelnen Teil, das du in die Hand nimmst! schnauzte Rosie ihn an und beruhigte sich gleich darauf: Es tut mir leid. Ich hasse es ganz einfach, so viel wegzuwerfen, es kommt mir vor wie Verschwendung.
Irgendwann wird alles zu Abfall. verkündete Frodo philosophisch. Rosie blitzte als Antwort nur finster zu ihm herüber.
Hier ist der kaputte Wasserkrug. Sam hielt ihn hoch. Jetzt sehe ich, was du gemeint hast. Mit dem tiefen Sprung auf der Seite kann er natürlich keine Flüssigkeit halten.
Also, dann auf den Müllhaufen damit. sagte Rosie seufzend.
Mit einem plötzlichen Lächeln packte Sam den Krug mit einer Hand und rannte aus dem Zimmer.
Was hat er denn jetzt vor? Rosie folgte ihm die Diele hinunter. Er war hinausgerannt, um die Ecke und außer Sicht. Sie stand im Eingang und zögerte, sich in das graue Wetter hinauszuwagen.
Sam! Samweis! Kommst du wohl wieder rein! schrie sie. Frodo kam zu ihr und stellte sich neben sie; er konnte sich nicht mehr schnell bewegen, egal wohin. Ein Windstoß ließ beide in die relative Wärme des Vorraums zurückweichen.
Was macht er? fragte Frodo.
Ich habe nicht die leiseste Ahnung, aber in dem Moment, wenn er fertig ist mit was auch immer! kriegt er von mir einen Satz heiße Ohren. Das ist nicht das Wetter für albernes Benehmen.
Frodo antwortete nicht; er lächelte über ihr verärgertes Gesicht und wich dem Schlag aus, mit dem sie nach ihm zielte. Nach ein paar Minuten kam Sam wieder zum Vorschein, den lädierten Krug immer noch im Arm. Er war jetzt bis zum Rand mit reicher, schwarzer Erde gefüllt und ein Büschel hellgelber und roter Blumen war säuberlich genau in die Mitte gepflanzt worden. Er stellte ihn neben die Vordertür, an den Rand des frisch hergerichteten Weges. Es sei aus, als hätte der Krug schon immer dorthin gehört.
Da, siehst du? Es ist immer noch Leben drin. Nach meiner Erfahrung können die Dinge immer noch Kraft für eine zweite Runde haben, selbst wenn sie so aussehen, als wären sie am Ende. sagte Sam. Er sah aus, als sei er gewaltig stolz auf sich selbst, und gewaltig durchnässt war er obendrein.
Mit einem Lachen reiner Freude rannte Frodo zur Vordertür hinaus, geradewegs hinein in Sams Umarmung. Sam wirbelte ihn glücklich herum, und wären ihre Gesichter nicht von Regentropfen übersät gewesen, dann hätte Rosie geglaubt, dass sie weinten.
Also gut. rief sie. Das ist alles sehr schön, aber jetzt kommt rein! Ihr werdet euch den Tod holen, wenn ihr da draußen bleibt!
Die beiden ignorierten ihre Warnungen eine ganze Weile und küssten einander im nassen Garten, und die Blumen in dem kleinen Krug saugten sich hungrig mit Regen voll, um zu wachsen und zu gedeihen. Als Frodo endlich vor Kälte nieste, stürmte Rosie herbei und zog beide ins Haus. Sie schimpfte in ungefähr dem selben drohenden Tonfall mit ihnen, den sie gebraucht hätte, um ein niedliches, flaumweiches Kätzchen auszuschelten.
Ihr seid einer schlimmer als der andere, ihr zwei! Ich hoffe, dieser Blödsinn war es wert, denn ihr werdet morgen mit roten Augen und Geschniefe bezahlen. Sie bugsierte sie vor das Kaminfeuer, ließ sie ihre Kleider abstreifen, legte ihnen eine Decke um und rubbelte ihre Haare, bis sie in feuchten Kringeln zu trocknen anfingen. Frodo drückte einen kalten Kuss auf ihre Wange und Rosie konnte nicht anders, sie musste lächeln.
Ich hoffe, ich werde immer nur Mädchen als Kinder haben, das ist alles, was ich sagen kann. Jungs haben wirklich gar keinen Verstand, nicht ein bisschen.
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