![]() Sing mich nach Haus (Sing me home) Kapitel 6: Doch wie ich da so sitz und denk, da horch ich unverwandt nach lieben Schritten an der Tür und Stimmen wohlbekannt. Frodo hatte angenommen, dass es so lange dauern würde, diesen Geraden Weg zu segeln, wie es gedauert hatte, über die See zu segeln, die nun für immer gekrümmt hinter ihnen lag, aber so geschah es nicht. Es dauerte nur noch ein paar Tage, soweit er das sagen konnte, und das heitere, freudige Gefühl der Zustimmung, der Freude und des Willkommens verließ ihn nie, nicht einmal im Schlaf. Seine Träume waren friedevoll und lebhaft; Ausblicke und Gesichte entfalteten sich vor ihm, die sich nach einigen Nächten so vertraut anfühlten wie das Auenland und diejenigen, die er liebte. Ein sanfter, glitzernder Nebel schien ständig in der Luft zu liegen; er machte es schwer, sicher zu sein, wie viele Tage genau vorübergingen. Aber eines Abends ging er nach dem Essen an Deck ging, stellte er fest, dass es regnete oder war das der Nebel, nur schwerer und dichter um sie geschlossen? Er hielt die ganze Nacht an, und während die Stunden vergingen (oder es zumindest zu tun schienen) wurde er wieder und wieder aus dem Bett gezogen. Endlich gab er den Versuch zu schlafen auf und schloss sich der großen Menge von Elben an, die ebenfalls... etwas... gespürt hatten. Gildor sah den kleinen Ringträger und kam an seine Seite. Es geschieht etwas, flüsterte Frodo entzückt. Sind wir fast da? Ja, Lieber, wir sind fast da. Darf ich? Gildor streckte die Arme aus und Frodo kam ihm willig entgegen. Der Elb hob den Hobbit hoch und senkte dann die Arme wieder, bis Frodo auf seinen Schultern saß. Jetzt kannst du sehen, was es zu sehen gibt, lächelte Gildor, ohne all diese riesigen Elben, die dir im Weg stehen. Frodo schaute sich um; er war erfreut über seinen Hochsitz. Er war bis auf die Haut durchweicht so wie alle anderen aber er fror weder, noch fühlte er sich unwohl. Da war nur dieser Nebel und der Klang süßen Singens. Riechst du das? Gildor holte tief Atem und Frodo tat dasselbe. Der Duft war zart und wundervoll, und er erinnerte Frodo an etwas, dass er nicht so schnell identifizieren konnte. Es roch wie... Frodo schnappte nach Luft, als der Nebel sich plötzlich in alle Richtungen mit einem silbernen Strahlen erhellte. Frodo fing an, in plötzlichem Wiedererkennen zu zittern. Eine regnerische Nacht... Duft und Gesang und... Dies war sein Traum! Er hatte nie den außergewöhnlichen Traum von jener Nacht im Haus von Tom Bombadil und seiner Herrin vergessen. Dies war... dies war das Gleiche. Das Gespräch, das er mit Círdan geführt hatte, hatte in seinem Kopf wider. Ich glaube, ich habe manchmal vom Segensreich geträumt. Ich habe Orte gesehen... und Dinge von solcher Schönheit... Ich denke, das hast du. Irmo, der Herr der Träume, hat es dir gezeigt. Frodo schloss die Augen für einen Moment, und als er sie wieder öffnete, war jedermann still und schweigsam, als die Elben einen kurzes Weilchen lang aufhörten zu singen. Manche knieten, manche senkten die Köpfe, und manche, darunter Gildor, weinten vor Freude. Der Nebel war fort. Vor ihnen lag Tol Eressëa, die Einsame Insel. Sie waren immer noch weit entfernt, und was er sah, war ihm als die weniger schöne, östliche Seite beschrieben worden. Aber Frodo sah weite, reinweiße Küsten und grüne Hügel. Die Sonne, die gerade hinter ihnen aufging, erleuchtete die Insel mit einem rosiggoldenen Schimmer, und ein einzelner Turm, selbst aus dieser Entfernung sichtbar, strahlte so hell wie ein Leuchtfeuer. Was siehst du? fragte Frodo. Er wusste, dass die Sicht eines Elben schärfer war wie die eines jeden Sterblichen. Ich sehe große und kleine Schiffe im Hafen vor Anker liegen, sagte Gildor leise. Ich sehe eine Stadt von großer Schönheit und Schlichtheit, die weiß vor den Hügeln schimmert, und viele Brunnen... der Mallorn blüht, so wie andere Blumen, die ich nicht kenne. Aber vor allem... Gildor lächelte und nahm Frodos Hand, ... sehe ich Leute, Frodo. Die Kais, der Hafen, die Strände... sie sind voller Leute. Ich hoffe, diese Vielzahl bringt dich nicht aus der Fassung. Zwei kleine Hobbits werden ihnen kaum auffallen, lachte Frodo, und ich nehme an, Bilbo und ich können unbemerkt an ihnen vorbeischlüpfen. Es sind Galadriel, und Elrond, und ihr anderen alle, die sie willkommen heißen wollen. Plötzlich stellte Frodo fest, dass Bilbo neben ihnen stand. Gildor hob ihn hoch und setzte ihn auf dem Deck ab, und Frodo rannte zu Bilbo und nahm den alten Hobbit in die Arme. ***** Frodo hatte vermutet, dass der uralte Hafen von Avallóne so aussehen würde wie der von den Anfurten, aber er ähnelte keinem Ort, an dem er je gewesen oder den er sich vorgestellt hatte. Als das anmutige Schiff an seinen Liegeplatz glitt und die Taue am Kai fest gemacht wurden, hielt sich Frodo an der Reling fest, Bilbo und Gandalf neben sich, und versuchte, alles in sich aufzunehmen. Das Wasser war klar und tief so klar, dass Frodo glaubte, den Schatten des Schiffrumpfes auf dem sandigen Grund tief, tief unten zu sehen. Jedes Gebäude, jede Brücke und jedes Tor, jede Straße in Frodos Blickfeld waren von auserlesener Machart und zeigte die Jahrtausende liebenden Geschicks, die in jeden zarten Bogen und in jede harmonische Linie eingewoben waren. Überall blühten Blumen, und Springbrunnen von jeder Form und Schattierung sprühten glitzerndes Wasser in die Höhe. Nirgendwo gab es irgendein Anzeichen von Alter, Abnutzung oder Vernachlässigung. Avallóne war ein geliebtes Juwel, in grünende Hügel eingesetzt, und kein Traum hatte Frodo jemals auf solche Schönheit vorbereitet. Und Gildor hatte Recht gehabt Elben drängten sich auf jedem verfügbaren Gehweg und jedem freien Platz; sie trugen Roben und Gewänder in so vielen sanften Farben und zarten Mustern, dass sie wirkten, als seien sie von der selben bebenden Lebendigkeit erfüllt wie die Blumen, die die meisten von ihnen in den Händen hielten, und wie die vielfarbigen Vögel, die in die Baumkronen hinaus- und wieder hinein flogen. Oh, flüsterte Frodo. Bilbo, hier gibt es Kinder! Bilbo nickte nur, so gebannt wie Frodo es war. keiner von ihnen hatte jemals ein Elbenkind gesehen, und da war eine ganze Gruppe von ihnen neben einem der Brunnen, wo sie irgendein Spiel spielten. Frodos Aufmerksamkeit wurde abgelenkt von dem Anblick Galadriels, die langsam die Rampe zum Kai hinunter schritt; sie war die erste, die das Schiff verließ. Am Fuß der Rampe zögerte sie, als wäre sie sich nicht sicher, welcher Empfang ihr bevorstand, aber dann wurde diese Tochter der Noldor, nicht länger im Exil, fast von der freudigen, weinenden Menge erdrückt, während alle gleichzeitig versuchten, sie in die Arme zu schließen. Na also, murmelte Bilbo neben ihm. Dann ist ja alles gut. Jetzt strömten die Elben vom Schiff herunter, manche in die wartenden Arme ihrer Lieben, andere mit Blumen begrüßt. Schau, sagte Bilbo leise. Eine wunderschöne Frau die erste, die auf Galadriel zu gerannt war und sich in die Arme der Herrin gestürzt hatte hatte sich aus dem Pulk gelöst und stand jetzt am Fuß der Rampe. Sie trug ein Gewand von blassem Blau, den Saum und die Ärmel mit silbernen und goldenen Blüten bestickt. Frodo wurde klar, dass sie Arwen sehr ähnlich sah, obwohl ihr Haar golden war und ihr bis fast zu den Füßen herabfloss. Ihre Wangen waren tränennass, und plötzlich rannte sie mit einem Aufschrei an das obere Ende der Rampe, an Bord und in Elronds Arme. Frodo hatte das Gefühl, dass er niemals etwas Herrlicheres sehen würde als Herrn Elrond, der lachte und weinte und die schlanke Elbenfrau herumwirbelte, bevor er sie in eine Umarmung und in einen Kuss hineinzog, der wirkte, als würde er so lange dauern wie der Sternenschein. Er musste sich anstrengen, den Blick von diesem wunderschönen Anblick loszureißen, damit er Gandalf anschauen konnte, der ihm sanft auf die Schulter klopfte. Kommt, sagte der Zauberer leise, und er ging zu dem wartenden Paar hinüber, Frodo auf der einen Seite neben sich und Bilbo auf der anderen. Mithrandir, murmelte die Frau, es ist gut, dich wiederzusehen, lieber Freund. Celebrían, Der Zauberer küsste ihr die Hand, jetzt ist der Freudentag endlich gekommen. Er wollte die Hobbits gerade vorstellen, als sie ihn mit zwinkernden Augen anlächelte. Sie kniete sich nieder und schloss Bilbo in die Arme. Bilbo, flüsterte Celebrían dem Hobbit zu, wir sind überglücklich, dass du endlich hier bist. Frau Celebrían, sagte Bilbo und verbeugte sich tief, es ist mir eine Ehre, Euch zu begegnen. Sie wandte sich Frodo zu und zog ihn in eine warme Umarmung hinein. Dann sah sie ihm tief in die Augen. Frodo, sagte sie sanft, Willkommen zu Hause. D... danke, Herrin, flüsterte Frodo und verbeugte sich ebenfalls tief. Ich... ich bringe Euch Grüße von Eurer Tochter; sie möchte Euch wissen lassen, dass sie glücklich ist, und dass es ihr gut geht. Ich danke dir, Frodo, erwiderte Celebrían leise. Sie sah die Kette, die um den Hals des Hobbits lag und zog sie sachte heraus. Sie nahm den Juwel in die Hand und küsste ihn, dann lächelte sie Frodo zu und drückte ihm die Lippen auf die Stirn, bevor sie sich anmutig erhob. Sie und Elrond gingen davon, und Frodo erwachte aus seiner ehrfürchtigen Träumerei, um Gildor zu finden, der die frühere Herrin von Imladris begrüßt hatte und jetzt vor den Hobbits stand. Frodo, Bilbo... Gildor lächelte. wollt ihr mir die Ehre erweisen und mich begleiten, während wir von Bord gehen? Natürlich, Gildor, sagte Frodo. Wir können einfach... Plötzlich wurde ihm klar, dass sie beinahe als Einzige noch an Bord zurückgeblieben waren, aber die Menge unten hatte sich womöglich noch vergrößert. Worauf warten die denn alle? fragte Frodo verdutzt. Sie warten auf dich. Gildor kniete vor dem erstaunten Hobbit nieder. Ich weiß nicht, wie Sterbliche einander sehen, Frodo, aber wenn wir dich anschauen, dann sehen wir ein Geschöpf von solcher Schönheit und von solchem Licht, dass ich es gar nicht wirklich beschreiben kann. Du wirst nie einen Mangel an Freunden haben, und dir ist ein sehr freudiges Willkommen sicher. Bilbo gluckste und strahlte vor Stolz. Es tut mir Leid, Frodo, aber es wird dir und Bilbo nicht möglich sein, unerkannt davon zu schlüpfen, so wie du es gehofft hattest. Gildor lächelte warm. Werdet ihr kommen und mit uns feiern, und eine anständige Heimkehr genießen? Feiern? Bilbo grinste. Komm, mein Junge. Lass uns mal sehen, ob diese Elben wissen, wie man mit einem oder zwei Hobbits ordentlich ,feiert! Frodo lachte und warf die Arme um den alten Hobbit. Oh, Bilbo, murmelte er, wir sind da! Das sind wir wirklich, lieber Junge, Bilbo grinste. Er atmete die süße Luft tief ein, und seine Augen funkelten vor Aufregung. Was werden zwei einfache Hobbits an einem so großartigen Ort wohl tun? Mir ist ganz gleich, was wir tun. Frodo nahm Bilbos Hand. Dies ist unsere Heimat, sagte er mit einem freudigen Lächeln, Wir sind zu Hause.
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