Die Offizielle Fanfiction-Universität von Mittelerde (OFUM)
von Camilla Sandman, übersetzt von Cúthalion

Kapitel 15
Ein liebeskrankes Gemäuer

„Und daran sehen Sie, dass ,Ich liebe dich’ überhaupt nicht erotisch klingt, es ist bloß ein Zeichen wahrer Freundschaft.“ sagte Frodo und erntete ein Nicken von Sam. Die Menge lauschte mit angemessener Aufmerksamkeit; ein paar warfen Blicke auf das große Wollknäuel auf dem Lehrerpult (vor allem Darhyl, die Lina im stillen ,die Vielnamige’ nannte, weil sie von Woche zu Woche anders angesprochen werden wollte. Als ob es nicht schon schwierig genug war, alle im Kopf zu behalten...).

Da er es nicht fertigbrachte, den Mund zu halten, musste der Ring nun die Konsequenzen tragen und schäumte in seinem Wollknäuel-Gefängnis still und leise vor sich hin.

Lina betrachtete die beiden Hobbits, die sich heute ganz eindeutig viel wohler fühlten. Sie waren wirklich äußerst reizend, was wieder einmal bewies, dass es auf die Größe nicht ankam.

Wo kam bloß dieser Gedanke her...?

„Ich liebe Herrn Frodo auf eine nicht-erotische, platonische Art und Weise, ganz so, wie Sie ihre Eltern lieben.“ sagte Sam.

„Ich hasse meine Eltern.“ antwortete ein Mädchen. „Sie lassen mich nicht bis nach Mitternacht aufbleiben!“

„Meine lassen mich nicht so lange ins Internet, wie ich will!“ schimpfte ein anderes.

„Vielleicht war das nicht das beste Beispiel,“ murmelte Frodo. „Dann also so, wie Sie ihre Schwester oder Ihren Bruder lieben.“

„Mein Bruder ist ein Arschloch!“

„Meine Schwester klaut mein Make-up!“

„Also gut...“ sagte Sam leise. „Kein Wunder, dass die alle Slaff schreiben...“

„Slash.“ korrigierte Miss Cam mit einem freundlichen Lächeln.

„Na schön, so, wie Sie Ihr Haustier lieben!“ rief Frodo frustriert aus. „Sie haben doch sicherlich nicht irgendein erotisches Interesse an Ihren Haustieren?“

Dankenswerterweise antwortete niemand.

„Gut. Diese Art von Liebe... sich um ihr Wohlergehen kümmern, das Bedürfnis, Zeit mit ihnen zu verbringen, ohne dass irgendwelche erotischen Gefühle aufkommen... Ja, Miss Lyle?“

„Also knuddeln Sie Sam so, wie Sie Ihre Katze knuddeln?“

Frodo seufzte und schaute auf das Wollknäuel, als hätte er das Verlangen, sich in Luft aufzulösen.

„Hat denn alles in Ihrer Welt mit Erotik zu tun?“

„Eine ganze Menge, ja.“ antwortete Lina zu ihrer eigenen Überraschung. Sie hatte das nie zuvor wirklich bedacht – wie viele Dinge heutzutage erotische Anspielungen enthielten.

„Hier ist das nicht so. Ich denke an Herrn Frodo nur als lieben Freund.“ beharrte Sam. „Ich bin verheiratet...“

Ein enttäuschtes Seufzen wehte durch die Menge der Sam-Stürmer.

„Lasst uns etwas anderes versuchen. Wie viele hier haben auf der OFUM gute Freunde gefunden?“ fragte Frodo.

Einige hoben die Hand, obwohl etliche der Bösen Schwestern sich gegenseitig auf eine gewisse „Ich ertrage dich nur im Augenblick; wenn ich die Böseste von allen bin, bringe ich dich irgendwie um.“-Weise anstarrten.

„Wie viele hier würden ihr Leben für ihre Freundin opfern?“

Ein paar schauten sich zögerlich an, aber niemand wagte es, die Hand zu heben.

„Wenn Sie ganz klar ,Ja’ sagen können, dann werden Sie wissen, wie Sam und ich füreinander empfinden. Die Klasse ist entlassen – vergessen Sie nicht, am Montag Ihr Essay ,Das Platonische Liebes-Manifest’ abzugeben.“

Als die Menge anfing, hinauszuströmen, nahm Frodo das Wollknäuel und wickelte es ab.

„Du bist böse.“ sagte der Ring anklagend.

„Ja, und wo habe ich das wohl her?“ erwiderte Frodo.

„Mach nur, gib ruhig dem armen, wehrlosen Ring die Schuld! Niemand versteht mich. Niemand schätzt mich. Sogar bei Sauron hieß es ständig: ,Tu dies, bring den um, korrumpiere ihn, veführe sie...“ Habe ich dir denn nicht geholfen?“

„Aber sicher... du hast bei jeder Gelegenheit versucht, mich umzubringen.“

„Oh, und du etwa nicht? Eine ganze riesige Fahrt, nur um die Welt von mir zu befreien? Obwohl das ein bisschen schmeichelhaft war...“

Lina gluckste leise und ging mit den anderen hinaus (ein paar der Hobbits blieben wie immer zurück, um Frodo und Sam mit leuchtenden Augen anzustarren, bis sie hinausgeworfen wurden).

„Wie geht es deinem Kopf?“ fragte sie, als sie Dot eingeholt hatte.

„Der ist in Ordnung. Ich hätte es fast geschafft, die Mini-Balrogs zu erschrecken und mich in die Lehrkörper-Abteilung zu schleichem.“ Sie warf Lina einen neidvollen Blick zu. „Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich dort warst!“

Lina zuckte leicht die Schultern.

„Ich hab gehört, der Hexenkönig ist ganz schön wütend auf dich; er meint, du wärst an der ganzen Urpur-Sache schuld. Das ist so cool... du hast einen Todfeind! Glaubst du, Legolas wird dich beschützen?“

„Nein, das macht Gimli.“ antwortete Lina, ohne nachzudenken.

„Lina? Hallo? Was hat dich denn geritten? Ich habe ,Legolas’ gesagt und du zerschmilzt nicht zu einer Pfütze auf dem Fußboden? Was stimmt denn nicht mit dir?“

„Vielleicht sind es Nachwirkungen von der Valinor-Gemüsesuppe.“ schlug Silver Rose dicht neben ihnen vor.

„Oder die Hexen-Mauer hat ihr irgendwas angetan.“ meinte Kelly.

„Ich würde liebend gern eine auf mich fallen lassen, wenn Legolas mich ausgräbt.“ sagte Kiore träumerisch.

„Ich auch...“ stimmte Jo zu.

„Wisst ihr, dieses Mal haben sie die Hexenmauer in die Nähe der Toiletten umgesetzt.“ sagte Georgia (die Elbin, nicht die andere Georgia. Wenigstens taugte diese Rassen-Geschichte dazu, die Leute auseinander zu halten).

Die Mädchen sahen sich an, dann rannten sie in Richtung der Klos und ließen Lina allein im Flur zurück.

„Na großartig.“ murmelte sie und fing im Stillen an zu zählen.

Sie kam bis zehn, bevor ein lautes Aufjaulen ertönte und dann ein triumphierendes Gelächter. Wenige Augenblicke später kamen die Mädchen zurück, von Kopf bis Fuß urpurrot.

„Er wollte nicht umfallen, er hat uns bloß mit Farbe bespuckt.“ sagte Dot niedergeschlagen.

Worauf sie die Waschräume anpeilten (das einzige Mittel, mit dem man Urpur herunterbekam, war Schlangenzunges Super-Seife – obwohl die meisten überzeugt warem, dass es damit zusammenhing, dass er als erster mitgeholfen hatte, Urpur herzustellen). Lina, widerum allein zurück gelassen, ging hinüber zu den Toiletten.

„Ich kriege dich, Lina, ich kriege dich!“ zischte die Hexenmauer.

„Halt den Mund, oder ich stelle dich in Tom Bombadils Zimmer!“ antwortete Lina.

„Oh. Dann entschuldige bitte, dass ich dich belästigt habe, ich werde mir einen neuen Erzfeind suchen. Das Böse braucht so jemanden, weißt du, so ist das einfach. Weißt du... solltest du jemals in Betracht ziehen, böse zu werden, du würdest eine prachtvolle Hexenkönigin abgeben. Du müsstest natürlich ein Geist werden und die Das wahre Böse-Prüfung bestehen, aber ich glaube, du wärst einfach großartig. Ich würde dir jeden Morgen ein Ständchen bringen. Und mir gefiel die Berührung deiner...“ Er gab ein erotisch klingendes Grollen von sich.

„Ähm... danke. Ich werde... darüber nachdenken.“ murmelte Lina und machte, dass sie hinauskam. Der Gedanke, dass das Böse versuchte, erotisch zu sein, war ziemlich beunruhigend.

„Ich bin wirklich eine Liebesmauer!“ rief die Hexenmauer hinter ihr her.

Sie brauchte eine Stunde, um dieses Bild wieder aus dem Kopf zu kriegen.


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