Die Offizielle Fanfiction-Universität von Mittelerde (OFUM)
von Camilla Sandman, übersetzt von Cúthalion

Kapitel 13
Der Fluch der Valinor-Gemüsesuppe

Jemand sang neben ihrem Ohr, eine ziemlich raue Stimme, die sich keineswegs nach all den sanften Gesängen in ihren Träumen anhörte. Sie klang tiefer, und die Worte waren allesamt... zwergisch?

Sie merkte, dass sie Schmerzen hatte. Ihr Kopf pochte, Ihre Arme pochten und, siehe da! ihre Beine pochten ebenfalls. Und sie fühlte sich zerschrammt. Es war eine neue Art von Schmerz, weniger leicht zu lokalisieren und mehr... überall.

„Bist du wach, Mädel?“ fragte die raue Stimme.

„Nein, ich bin tot.“ entgegnete sie trocken und war erleichtert festzustellen, dass sie ihre Füße noch immer spüren konnte.

„Du siehst nicht tot aus.“

Sie öffnete ihre Augen und schaute geradewegs auf Gimli, der neben ihrem Bett saß. Er wirkte leicht verstaubt und grimmig, aber nicht wirklich verärgert.

„Ich habe dich ausgegraben, nachdem die Mauer auf dich gefallen ist.“ erklärte er, „und deine Zimmergenossin hatte einen leichten Unfall, also dachte ich, ich gehe am besten sicher, dass es dir gut geht.“

„Unfall?“ murmelte Lina und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Sie hatte das Gefühl, von einer Felslawine getroffen worden zu sein... Oh. Die Mauer des Hexenkönigs. Wenigstens wusste sie jetzt, dass sie besser nie wieder einem jammernden Gemäuer einen Klaps gab.

„Sie ist auf einen Baum geklettert, und zu ihrem Pech war da ein Bienenstock drin. Zum Glück war Legolas in der Nähe. Man hat mir gesagt, dass es ihr wieder gut gehen wird, wenn erst die Schwellungen abgeklungen sind.“

Dot war auf einen Baum geklettert? Das musste irgendein Kniff gewesen sein, um Legolas’ Aufmerksamkeit zu erregen.

„Vorhin ist der Heiler vorbeigekommen. Du solltest dich ausruhen... ich gehe dann mal besser.“ Und damit erhob er sich und trottete in Richtung Tür.

„Gimli...?“ rief Lina aus. „Ich danke dir.“

Sein Gesicht zeigte ein leises Lächeln. „Erinnere dich das nächste Mal daran, dass das Böse in vielen Gestalten auftritt – Mauern eingeschlossen.“

Zu ihrer Überraschung musste Lina auch lächeln. Sie lächelte noch breiter, als sie ein Tablett mit Essen auf dem Tisch entdeckte; auch wenn sie nicht ganz sicher war, was für eine Art von Essen das war. Es sah recht seltsam aus, vor allem die Suppe.

Sie aß trotzdem alles auf, denn sie hatte ordentlichen Hunger. Ein eigenartiges Gefühl blieb auf ihrer Zunge zurück... fast brennend.

„Ich fühl’ mich seltsam, das ist klar,
ob da wohl Dorsch im Essen war?“

Sie hielt inne. Das war nun wirklich eigenartig... die Worte waren als Gedicht heraus gekommen.

„Ach du Schreck, ich sprech’ in Reimen
das will mir gar nicht richtig scheinen,
Mir schwimmt der Kopf, brennt das Gesicht...
Es ist wohl so: Hier stimmt was nicht!“

Oh nein. Oh nein. Das konnte ihr doch nicht passieren... das durfte einfach nicht passieren.

„Ich will das absolut nicht glauben,
wer will mir hier die Ruhe rauben?
Ach! Ich fühl mich ganz gedrückt
Und glaube gar, ich werd’ verrückt!“

Sie stöhnte und schlug ihren Kopf mehrmals gegen die Wand. Was zur Hölle ging da vor? Es war ihr vollkommen gut gegangen (abgesehen von dem Missgeschick mit der Mauer), bis sie...

„Es war der Koch, die üble Laus!
Bin ganz verändert, halt’s nicht aus!“

Ihr Körper protestierte wild, als sie aufstand, aber Zorn war eine starke Motivation. Sie marschierte durch die laute, bevölkerte Halle ( die Urpurnen Banditen hatten wieder zugeschlagen und die Hexen-Mauer urpurn eingefärbt – was für eine Rache!), bog um die Ecke und krachte geradewegs in Gandalf hinein.

„Oh, Miss Holling! Ich habe Sie gar nicht gesehen. Tatsächlich war ich auf dem Weg, um nach Ihnen zu schauen. Sie müssen weniger verletzt sein, als ich dachte, wenn Sie schon wieder auf den Beinen sind. Geht es Ihnen gut?“

Lina nickte knapp.

„Gut, gut. Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihnen eine Mahlzeit zu kochen; ich hoffe, Sie haben sie genossen.“

„Ihr habt das Mahl mir zubereitet,
das nun zum Dichten mich verleitet?“

Gandalf sah ziemlich fassungslos aus. „Haben Sie damit angefangen, im Reimen zu sprechen, nachdem Sie meine köstliche Valinor-Gemüsesuppe gegessen haben?“

Lina nickte heftig und tat ihr Bestes, die neugierigen Blicke in ihre Richtung nicht zu bemerken.

„Eigenartig. Ich habe sie viele Male selbst gegessen, und sie hatte überhaupt keine Wirkung. Andererseits, Sie sind eine Sterbliche... Vielleicht war es keine ganz so brilliante Idee, Ihnen eine Valinor-Gemüsesuppe zu geben.“

„In der Tat? Was Ihr nicht sagt!
Schlimmer Tag, er sei beklagt!“

„Liebe Güte.“ sagte Gandalf. „Sie folgen mir wohl besser in mein Studierzimmer; wir werden sehen, wie wir das wieder hinbekommen.“

Lina trottete hinter Gandalf her und fühlte sich miserabel. Zu denken, dass sie erst vor ein paar Minuten noch beinahe glücklich gewesen war (und sie wusste immer noch nicht, wieso). Als sie die Lehrkörper-Abteilung erreicht hatte, schenkte Gandalf Thundera Tiger, die mit den Mini-Balrogs spielte, ein knappes Lächeln ( es hörte sich an, als spielten sie „Packt den Elb an den Haaren“, aber das konnte ja wohl nicht stimmen).

Und plötzlich fand sich Lina im Allerheiligsten wieder. Es sah aus wie jeder andere Flur in der Universität, bis sie um die Ecke bog und mitten hineintrat in... die Herrlichkeit.

„Mir ist grad so, als träumte ich!
Welch ein Palast! Wie prächtiglich!
Mancher würd’ töten wohl dafür,
könnt’ er bloß seh’n die Wunder hier!“

Gandalf warf ihr einen Blick zu. “Äußerst kuriose Wirkung, wirklich. Hier entlang.”

Er führte sie durch die Halle und die großen Treppen hinauf zu einer Kammer, die nach Westen blickte. Sie gehörte zweifellos Gandalf und war voll mit Pergamenten und Büchern.

„Nun... ich glaube, Sie sollten besser das hier trinken.“ sagte er und griff nach einer kleinen Phiole. „Es hat Frodos Seekrankheit kuriert und Bilbos Bedürfnis, Gedichte zu bejubeln. Es könnte wirken.“

Lina nippte daran und fühlte sich sofort besser. Ihr Kopf schien klar zu werden.

„Ich glaube... ich kann... jetzt wieder... normal sprechen.“ sagte sie langsam, und zu ihrem Entzücken reimte es sich nicht.

„Gandalf!“ rief die Stimme von Miss Cam aus der Halle. „Du kommst besser in die Küche. Es scheint sich das Gerücht verbreitet zu haben, dass Miss Holling etwas gegessen hat, das du gekocht hast, und dass ihr erlaubt wurde, die Lehrkörper-Abteilung zu betreten. Und jetzt...“

„Liebe Güte.“ seufzte Gandalf. „Ich fürchte, ich habe das spezielle Entfutter in der Küche gelassen.“ Er winkte Lina, ihm zu folgen, und sie gingen beide in Richtung der Kochabteilung (Lina machte sich im Geist eine Notiz, wo Legolas’ Zimmer war, bevor sie die Lehrkörper-Abteilung verließen – nur für alle Fälle).

Sie kamen vor die Lehrkörper-Abteilung und fanden zwanzig besinnungslose Mädchen vor, aus denen efeugrüne, glühende Blätter sprossen.

„Lina, warum gehen Sie nicht und versuchen, Sam für mich zu finden? Es scheint, dass wir hier einen kleinen gärtnerischen Notfall haben.“

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