Hochzeitsnacht (Wedding Night)
von Cúthalion und Novia

“Gut, und was nun?” fragte Frodo; seine Augen leuchteten mutwillig, während er Lily anschaute, die auf ihrem gemeinsamen Ehebett saß. Es war mit Rosenblättern bestreut und mit Parfum gesprenkelt.

Lily befreite ihr Haar endlich von der vertrackten, bänderverzierten und mit Edelsteinen geschmückten Frisur, die sie während der gesamten Hochzeit getragen hatte und schaute zu ihrem neuen Ehemann auf. Sie lächelte darüber, ihn so strahlen zu sehen. „Was meinst du mit ,Was nun’?”

„Also, es ist ja nicht so, als ob dies das erste Mal wäre, dass du das Bett mit mir teilst,” erwiderte Frodo, setzte sich neben sie und nahm ihr die Bürste mit dem silbernen Rücken ab. Er zog sie sanft durch die wellige Masse ihrer kastanienbraunen Locken. Sie schloss die Augen, lehnte sich in die Berührung hinein und seufzte hörbar. “Und trotzdem – es ist unsere Hochzeitsnacht.”

Sie spürte den Kuss auf ihrem Hinterkopf. Ein köstlicher Schauer rann ihr den Nacken hinab und sickerte ihr Rückgrat hinunter. Die Lippen wurden durch zwei kraftvolle Hände mit langen, schlanken Fingern ersetzt. Sie kneteten die Haut über ihrer Schädelbasis, dann wanderten sie über ihre Schläfen und liebkosten langsam, beinahe abwesend ihre Wangenknochen. Lily gab einen kehligen, schnurrenden Laut von sich und er lachte leise.

„Du erinnerst mich an eine Katze, die ich einmal auf meiner Türschwelle fand,” sagte er. Seine Hände setzten ihre Reise fort, verließen ihr Gesicht und streichelten mit sanftem Druck ihre Schultern. „Ein maunzendes Fellknäuel, so klein, dass es in meiner Handfläche schlafen konnte.” Sie öffnete den Mund, um zu protestieren und fühlte sein Kichern mehr als dass sie es hörte.

„Du hast genau die richtige Größe, meine liebliche Indil”, erklärte er feierlich und las ihre Gedanken mit seiner vertrauten, verblüffenden Leichtigkeit. „Nicht zu groß, nicht zu klein. --- Ist da noch etwas, was dir Kummer macht, Meleth-nin? Abgesehen von zu vielen Haarnadeln, die dich stechen, zu vielen Tage mit zuwenig Schlaf und dem gnadenlosen Überfall meiner gesamten Tuk- und Brandybock-Verwandten, meine ich.”

Sie hatte nicht gewusst, wie sie es ihm sagen sollte, aber jetzt kamen die Worte herausgestürzt, bevor sie sie anständig ordnen oder gar zurückhalten konnte.

„Deine Vettern, Meriadoc und Peregrin,” sagte sie. „Die Tatsache, dass du hingegangen bist und die Hebamme von Hobbingen geheiratet hast, muss ihre Welt doch auf den Kopf gestellt haben.” Sie zögerte… aber es musste einfach gesagt werden, wenigstens einmal.

„Sind sie verärgert, dass du mich gewählt hast anstelle von irgendeiner Schönheit aus Bockland, die man ordentlich zur Dame erzogen hat?”

Sie spürte, dass Frodo hinter ihr für einen Augenblick erstarrte; seine Hände hielten still.

„Wieso meinst du das, Lily?” Seine Stimme war ruhig und wachsam. „Hat einer von den beiden irgend etwas zu dir gesagt? Oder irgendwie gezeigt, dass sie gegen unsere Heirat sein könnten?”

Lily spannte sich an, dann drehte sie sich zu ihm um. „Es war nicht… sie waren es nicht. Andere Gäste. Hauptsächlich Leute von… von hier.” Sie streckte die Hand aus und strich ihm das Haar aus dem Gesicht; aber es gelang ihr nicht, die harten Linien auf seiner Stirn zu glätten. „Sie sind es, die wirklich wissen, wer ich vorher war.”

„Und was gibt denen das Recht, sich eine Meinung zu erlauben, wenn es um unser Leben geht? Um unsere Entscheidungen?” Ein Sturm braute sich in ihm zusammen, unmissverständlich und nicht mehr aufzuhalten. Er war kurz davor, aufzustehen. Lily beugte sich vor und hielt ihn mit der Weichheit ihres Körpers gefangen. Er lehnte sich in den Stapel der spitzenbesetzten Rüschenkissen zurück und liebkoste ihre Arme, wo sie ihn einrahmten wie zwei Wachtposten „Du sagst, sie wüssten, wer du einst warst? Du warst – und du bist – Lily, meine Indil, meine Geliebte. Haben die irgendeine Ahnung davon?”

Lily starrte ihn an; ihre Lippen zitterten. Er zog sie hinunter in seine Arme und sie gab nach und legte ihren Kopf auf seine Brust. Sie erschauerte, schmiegte sich an ihn und schloss die Augen. Sie konnte den Gesprächsfetzen beinahe hören, laut in ihrer Abwesenheit gesprochen – oder ganz absichtlich in ihrer Gegenwart. Eine lebhafte Kleine für eine schnelle Balgerei. Eine Nacht oder zwei, na schön, das wird ihm keiner übel nehmen. Sein eigener Smial, sein Bett und all das. Aber er ist der Herr auf dem Bühl. Wäre nur vernünftig, sich eine zu suchen, die zu seinem Stand passt. Lily ist ein so süßes Mädel, wie es nur je eins gegeben hat, aber ihre Mutter ist eine richtige Hexe. Herr Beutlin sollte wirklich vorsichtiger sein.

Ihre Finger gruben sich tiefer in die Vorderseite seines Nachthemdes. Er legte seine Hand auf ihr Gesicht; sein Daumen streichelte ihre Wangen. Sie hielt die Tränen zurück.

„Merry hat etwas gesagt, als ich ihm erzählt habe, dass ich dich zur Frau nehmen möchte,” sagte er. Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar und zupfte die gekämmten Strähnen zu Locken auseinander. „,Nach all diesen Jahren, Frodo? Nach all den Mädels, die dir Mutter und Vater auf’s Auge gedrückt haben, suchst du nicht weiter als bis Wasserau?’” Lily konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. „Und Pippin sagte: ,Eine Hebamme, Frodo? Wie hast du die bloß kennen gelernt? Du verschweigst uns doch nicht etwa irgendwas, oder?’ Unerträglicher Tuk.”

Seine Hand hatte sich zu ihrer Schulter hinunter bewegt und knetete ihren Rücken in weiten, trägen Kreisen. „Aber dann erzählten sie mir, dass sie dich gern haben, Lily. Warum sollten sie auch nicht? Und sie wollen, dass ich ein zufriedenes Leben führe, dass ich mich niederlasse, sie haben es mir gesagt. Ich glaube, sie hätten mir nicht einmal dann widersprochen, wenn ich den Wunsch geäußert hätte, die Witwe Rumpel zu heiraten, so lange sie mich nur glücklich macht.”

Lily erhob sich auf Hände und Knie; sie mühte sich zu lächeln. „ich werde dir sämtliche Haare auf deinem linken Fuß scheren, wenn du es wagst, der Witwe Rumpel auch nur einen Seitenblick zuzuwerfen. Der bloße Einfall, mein Gemahl!” Ihre Gesichter waren einander so nahe, dass sie kichernd ihre Nasen aneinander rieben. Das spielerische Streicheln hinauf und hinunter wurde nachdrücklicher. Er schlang die Arme um sie, beinahe scheu, und ihre Lippen begegneten sich.

„Mein Gemahl,” flüsterte er in ihr Haar hinein. „Mir gefällt, wie sich das anhört.”

Wieder trafen ihre Lippen aufeinander, dieses Mal in einem tieferen Kuss. Sie konnte Wein und Früchte auf seiner Zunge schmecken, als sie einen gemächlichen Tanz an der Innenseite ihrer Wange begann. Sie drängte sich dichter an ihn heran und suchte hungrig nach der bloßen Haut unter dem frischen Leinen seines Nachthemdes. Sie war von Frodos Duft umgeben, einem warmen, herben Hauch, und als er sich langsam zurückzog, atmete sie ihn mit geschlossenen Augen ein, ein Lächeln in den Mundwinkeln.

„Und mir gefällt, wie sich das anfühlt,” murmelte sie. „Zu denken, dass ich mich nie wieder nach Mitternacht in dein Schlafzimmer schleichen muss, damit die Nachbarn nichts zum Tratschen haben!”

„Du kannst ja immer noch das Kastanientuch tragen.” Wieder konnte sie das Lächeln in seiner Stimme hören. „Und wir könnten die Lampe im Fenster brennen lassen, um der alten Zeiten willen.”

Ihre Augen wurden dunkel.

„Die alten Zeiten waren nicht immer gut, nicht wahr, mein Liebster?” Sie erhob sich jäh vom Bett und ging zur Tür. Als sie sich zu ihm zurückwandte, bevor sie den Raum verließ, begegneten sich ihre Blicke, und sie sah die Überraschung in seinen Augen... aber auch eine plötzliche Hitze, eine spürbare Sehnsucht, die Hand auszustrecken, sie zu berühren und zu fühlen. Eine Sehnsucht nach ihr.

„Wo gehst du hin, Meleth-nin?”

„Ich bin gleich wieder da.”

Die Tür schloss sich hinter ihr. Sie ging den Korridor hinunter, dorthin, wo die Truhe mit ihren mageren Besitztümern auf einen neuen Tag wartete (ein neues Leben, beharrte eine kleine Stimme in ihrem Kopf, noch immer ungläubig, aber mit wachsender Freude, ein völlig neues Leben, ein Leben an seiner Seite). Sie öffnete den Deckel und suchte zwischen Mänteln und Hauben, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Der Smial war sehr still; die Zimmer und Gänge umgaben sie wie eine warme, bergende Hand. Ihr schwerer Seidenrock raschelte und fiel, gefolgt von Bluse, Mieder und Hemd, und endlich ging sie durch die warme Dunkelheit dessen, was jetzt ihr Heim war, zurück und stand wieder vor dem Schlafzimmer. Sie holte tief Atem.

Sie öffnete die Tür und stand auf der Schwelle, das blassgrüne Kastanientuch lose um die Schultern geschlungen. Sie trug nichts anderes mehr, und ihre Augen glitzerten im Feuerschein, erfüllt von einer Mischung aus Liebe, Lachen und einem unerwarteten Hauch Furcht.

„Schön, schön, schön,” murmelte Frodo, eine Augenbraue hochgezogen. Seine Augen tanzten vor Erregung. „Was für eine interessante Entwicklung.” Er stützte sich auf die Ellbogen, schwang die Beine aus dem Bett und kam auf sie zu.

Lily drückte das Tuch gegen ihre Brust. Es bedeckte gerade eben den größten Teil ihres Oberkörpers; die Enden flatterten wie ein loser Vorhang und verbargen ihre Hüften und den oberen Teil ihrer Beine… eher nüchtern als tugendhaft.

„Und wo hast du vor in dieser Aufmachung hinzugehen, wenn ich fragen darf?” sagte er, seine Stimme gedämpft und dunkel, so wie das knisternde Feuer. Seine Finger ruhten auf dem oberen Rand des Schals, eine schmetterlingszarte Berührung am Ansatz ihrer Brust.

„Du wolltest doch, dass ich dieses Tuch trage,” sagte sie; ihre Stimme bebte am Rand eines Lachens. „Also, hier bin ich.”

Die Finger bewegten sich und zeichneten einen Pfad wie aus erwärmtem Honig auf ihren Körper. „Mein süßes, gehorsames Weib,” kam das Grollen. Lily hatte nach unten geschaut, auf den einzigen Punkt, wo sie einander berührten… eine Fingerspitze, die träge über ihre Haut wanderte und eine flache Vertiefung in die Weichheit ihrer Brust drückte. Als er sprach, schaute sie auf, und ihr stockte der Atem. Das Funkeln in seinen Augen hatte sich zu einem schwelenden Feuer verstärkt. Seine Hand bewegte sich aufwärts; die Finger breiteten Zärtlichkeiten über ihren Hals und sein Daumen liebkoste ihren Kiefer. Seine Stimme sank zu einem unterdrückten Murmeln herab. „Du hast geschworen, mir zu gehorchen und jeden meiner Wünsche zu erfüllen, nicht wahr?”

Eine Herausforderung lag in der Luft, wie das Versprechen eines Gewitters. Die Nacht war vorangeschritten zu etwas, das sie niemals – sie alle beide, in keiner ihrer Begegnungen – je zuvor getan oder erfahren hatten. So viel über Gewöhnung und Langeweile, dachte sie mit einem heimlichen Lächeln. Die Finger und der Daumen pressten sich gegen ihre Haut; sie wusste, dass er wartete. Sie schaute ihm in die Augen, und ihr Herz klopfte heftig. Unter jedem anderen prüfenden Blick, unter der Berührung jeder anderen Hand hätte sie vor Angst gezittert, sie wusste es... sie wusste, es hätte sie an Lotho erinnert. Aber dies… dies war anders. Noch immer gab es einen Hauch von Furcht, der ihre Haut unter seiner Hand zusammenzog, aber zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass dies zu ihrer Vorfreude beitrug.

Sie nickte. „Ja, Frodo.”

„Gut.” Das Lob kam gedehnt, fast wie ein Schnurren, von einer Stimme gesprochen, die schwer war von Begierde. „Du bist allzu sehr bekleidet, Geliebte. Ich denke, wir kämen auch mit weniger aus.”

Sie verspürte den Drang zu kichern, war aber weise genug, es nicht zu tun. Ihre Hände schlossen sich fester um die Falten des Tuchs. Frodo wartete gespannt.

“Also, wenn du meinst,” sagte sie und löste ihren Griff ein wenig. Die obersten Falten rutschten ganz leicht und offenbarten etwas mehr von ihrer Brust.

„Oh, nun komm schon, Liebste,” flüsterte er. Seine Stimme verriet seinen Eifer… seine Hände legten sich über die ihren und umschmeichelten ihre widerspenstigen, kleinen Fäuste, sich zu öffnen. Das Tuch löste sich langsam, einen gekrümmten Finger nach dem anderen, dann glitt es an ihrem Körper hinab und landete als Häufchen zu ihren Füßen.

Sie staunte darüber, wie lange er gebraucht hatte, sie von dem Tuch zu befreien. Seine Augen verließen nicht einen Moment ihr Gesicht; er beobachtete sie genau, auf der Suche nach Anzeichen von Verkrampfung oder Furcht. Aber sie vertraute ihm.

Er kam einen Schritt näher; noch immer hielt er ihre Hände. „Das ist besser,” murmelte er heiser.

Sie berührte seinen Hals. Sie konnte seinen Puls rasch und kraftvoll unter ihrer Handfläche fühlen; seine Haut war dünn mit Schweiß überzogen. Ihre Finger glitten hinunter, spreizten sich und kamen auf seinem Schlüsselbein zur Ruhe, über dem V, das den Ausschnitt seines Nachthemdes bildete. Sie wahrte einen respektvollen Abstand zu seiner Narbe; sie achtete sorgsam darauf, seine Erinnerungen nicht zu wecken, ebenso wie er sich mühte, die Scham über ihre gezeichnete Brust nicht aufzurühren.

“Nun, wer ist jetzt allzu bekleidet?” schnurrte sie, überrascht vom Hauch der Verführung in ihrer eigenen Stimme.

„Ich muss zugeben, dass du im Vorteil bist, Herrin.” Seine Hand legte sich über die ihre. „Aber ich bin sicher, dieses Problem ist rasch zu lösen.”

Es war seine Rechte, die sie berührte; sie fühlte, wie die Narbe sie kurz und flüchtig streifte… diese Lücke, die von seiner Fahrt und seinen Qualen sprach. Dies bin ich, sagte die Geste, all meine Unvollkommenheiten und Erinnerungen, und ich habe mich dir ganz und gar ausgeliefert. So wie du es getan hast, mein Weib, mein Herz, heute Nachmittag, als ich den Ring mit dem weißen Stein über deinen Finger gestreift habe. Sie spürte, wie sein Herzschlag ihr Fleisch durchdrang und in ihren Adern dahinströmte. Ich liebe dich, dachte sie, ich liebe dich für jene erste Nacht, als du eine Jungfer in dein Bett genommen und sie trunken und schwindelig gemacht hast vor lauter unbekannter Leidenschaft. Ihre Hände glitten über kühles Leinen hinab, bis sie den Saum des Nachthemdes gefunden hatten. Sie hörte sein entzücktes Lachen; sein Gesicht verschwand sekundenlang hinter dem weißen Stoff und erschien dann wieder, als er nackt vor ihr stand. Sie zog eine Spur über seinen Hals, seine Schultern und Brust, und sie genoss die unterschiedliche Beschaffenheit der Haut: glatt und seidig, wo sie sein Schlüsselbein bedeckte, ein wenig rauer, wo seine Brustmuskeln unter ihrer schmetterlingszarten Berührung zuckten. Ich liebe dich für jeden Blick, den du mir geschenkt hast, jeder Blick, der von deinem Verlangen sprach, und der mein Herz gewärmt hat mit dem Versprechen von Liebe und Nähe.

Impulsiv beugte sie sich vor, auf ihn zu, Sein warmer, berauschender Duft umwölkte ihren Geist, machte sie wagemutig und verspielt. Ihre Zunge streifte eine dunkle, verhärtete Brustwarze und zog einen langsamen, beziehungsvollen Kreis darum. Sie wurde mit einem scharfen Luftholen belohnt. Frodo murmelte etwas durch zusammen gebissene Zähne und zog sie zu sich hinauf, in einen Kuss hinein, von dem sich ihr der Kopf drehte. Ihr gesamter Körper vibrierte wie die Saiten einer Harfe nach einem meisterhaft angeschlagenen Akkord. Ich liebe dich für die Nacht, in der du meine Seele mit dem Geschenk deines Körpers geheilt hast… in der du die Erinnerung an Lothos schonungslose Gewalt fort gebrannt hast mit deiner barmherzigen Beharrlichkeit und Stärke.

Er unterbrach den Kuss, und für einen Augenblick herrschte tiefes Schweigen im Raum; es gab nur ihren schweren Atem. Dann sprach er.

„Ich will dir Vergnügen bereiten,” flüsterte er. Er hielt ihre Brüste in beiden Händen und entfachte mit jedem Streifen seiner Fingerspitzen kleine Feuer. „Dies soll eine Nacht werden, an die du dich den Rest des Lebens erinnerst. --- Meine Indil, traust du mir?”

Sie nickte wortlos.

„Wirst du alles tun, was ich von dir verlange?”

Sie räusperte sich; Scheu und Zögern wurden fort gespült von Erregung und einer plötzlichen, hungrigen Vorfreude.

„Ja.” Ihre Stimme war ein wenig heiser, und wieder räusperte sie sich. „Ja, das werde ich.”

Er führte sie zum Bett hinüber.

„Leg dich hin,” sagte er leise, „nein… nicht auf den Rücken, meine Liebste. Dreh dich um, auf den Bauch. Und schließ die Augen.”

Lily sank auf das Bett nieder, ihr Gesicht halb von dem weichen Kissen verdeckt. Die feinen, weiß gestickten Ranken drückten sich sachte gegen ihre Wange. Sie fuhr abwesend mit den Fingern über das kühle, duftende Laken. Winzige Fältchen schoben sich unter ihrer Handfläche zusammen und stauten sich zwischen ihren Fingern. Ihr Rücken fühlte sich entblößt an, ihre Haut prickelte leicht in Erwartung der Kälte, die am Rand ihres Bewusstseins lauerte, wie eine Wolke, die von Regen sprach. Ich traue ihm, erinnerte sie sich, und er würde mich nie im Stich lassen. Ihre Ängste waren unbegründet. Aber sie hoffte noch immer, er werde sie nicht lange auf dem Bett allein lassen, verletzlich und ahnungslos. Er hatte nichts mehr gesagt, seit er sie geheißen hatte, sich hinzulegen, aber sie konnte seine leisen Schritte auf dem Fußboden hören. Mit geschlossenen Augen waren all ihre Sinne geschärft; sie hörte, wie eine Schublade geöffnet und wieder geschlossen wurde, aber noch immer sprach er nicht. Lily öffnete die Augen einen Spalt, um durch die Spitzenrüsche zu spähen, die das Kissen einfasste, aber sie konnte nur den Tisch sehen.

Als sie Frodos Stimme hörte - erhitzter Samt, der über ihren Nacken streifte – da fuhr sie fast aus der Haut. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die Augen zumachen, Geliebte?” Seine Handfläche verrieb schlüpfrige Wärme auf ihrer Schulterm und er liebkoste sie so sachte, dass ihre Nerven vibrierten und nach mehr verlangten. Es erinnerte sie an gierige, winzige Vögel.

Mit einem schuldbewussten, heimlichen Lächeln schloss sie die Augen.

„Gut.” Wieder das Schnurren seiner Stimme, und dieses Mal klang es noch näher; die Hitze seines Körpers hielt die drohende Kälte im Zaum. Aber trotzdem zuckte sie zusammen, als seine Finger ihr Haar zur Seite schoben und sein Mund sich um die Spitze ihres Ohres schloss. Ein heißer Atemstoß wehte gegen ihre Haut und flüsterte Nichtigkeiten gegen die Wölbung ihrer Kehle. Rosenblattlippen, feucht und wissend, knabberten an ihrer Ohrmuschel, und eine geschickte Zunge leckte langsam und träge an der Unterseite ihres Ohres entlang. Ein Gesicht vergrub sich in ihrem Nacken, und eine Hand brannte sich einen Weg von ihrer Schulter hinab bis zur Mitte ihres Rückens. Ihr stockte der Atem, und ein eifriger Seufzer durchzitterte ihren Körper.

Die Lippen bewegten sich weiter ihren Hals hinunter, zeichneten ihren mit ausdauernden Küssen. Keine Stelle blieb unbeachtet. Ein tiefes Flüstern, verlorene Worte auf ihrer Haut, die sich nun in eifriger Erwartung spannte.

„Hast du gerade etwas gesagt?” murmelte sie in das Kissen hinein, nur ganz leicht abgelenkt von der Vorfreude, wohin die Küsse wohl als nächstes fallen mochten.

Eine eigenartige Berührung; als er sprach, begriff sie, dass es die Fläche von Frodos Wange war, die sich an ihren Rücken schmiegte. „Ich liebe dich…” Eine Liebkosung, die dicht vor ihrem Rückgrat innehielt. „… meine Indil…” Noch ein Streicheln, ein träges Streifen von Knöcheln über die Rundungen ihres Hinterteils. Sie zuckte und erschauerte, und er drückte einen weiteren Kuss auf ihre Haut. „… Weib meines Herzens.”

Lily war froh, dass ihre Augen geschlossen, froh, dass ihr Gesicht verborgen war. Sie raffte die Falten der Laken in den Händen und presste die Lippen aufeinander. Was sie sagten wollte, war eine Masse verwirrter Worte, die sich in ihrer Kehle stauten, und keines davon konnte sie aussprechen. Sie hoffte – sie wusste, dass Frodo begriff. Sie wusste, dass er diese Worte nicht länger brauchte. Sie trug nun seinen Ring am Finger, die süßeste Fessel, die siegreichste Unterwerfung. Statt dessen schenkte sie ihm ein gesenktes, entzücktes, kleines Lachen tief aus der Kehle. Er gluckste leise, während er sie auf den Hinterkopf küsste.

Er erhob sich, ließ sie aber nicht allein. Sie körte das Klirren eines Glasstöpsels am Rand einer Flasche, ein fast unmerkliches Platschen und etwas, das ihr auf den Rücken tröpfelte; sie roch den Duft von Lavendel. Dann kam das unmissverständliche Geräusch von Händen, die gegen einander gerieben wurden und der Lavendelduft schwängerte die Luft rings um sie her. Seine Hände kehrten warm und schlüpfrig zu ihrer Haut zurück, umfassten ihre Schultern und gruben sich in ihre Muskeln.

„Morgen,” sagte er, die Stimme gesenkt und honigschwer, „werden wir auf den Marktplatz gehen und einkaufen.”

Seine Finger fanden die Stellen, wo das Hochzeitskleid mit seinem steifen, engen Mieder sie eingeengt und verspannte Knoten hinterlassen hatte. Seine Berührung schmolz die Schmerzen weg und ließ eine Hitze zurück, unter der sie sich vorkam wie ein Klümpchen Zucker, das in heißem, milchigen Tee zerschmolz. „Ahhh…” seufzte sie. Sie fühlte sich, als würde sie dahin treiben.

„Und wir werden Brot kaufen, und Pfirsiche, und Pfeifenkraut…”

„Wieso Pfirsiche?” murmelte sie in das Kissen, „Ah… das ist gut.”

„Ich weiß nicht,” antwortete er, während er ihren Rücken mit Daumen und Handballen durchknetete. „Ich glaube, sie sind gerade reif.”

„Mmm.”

„Und vielleicht ein wenig Käse. Und wir werden Hand in Hand in jeden Laden und zu jedem Stand spazieren.” Das Bett seufzte, als er sich vorbeugte und einen Kuss auf ihre Wange drückte. „Und vielleicht werde ich dich küssen,” flüsterte er; er klang fröhlich. „Damit die alten Väterchen ungläubig mit der Zunge schnalzen und die Mütterchen verträumte Augen bekommen. Die Leute werden mich beneiden und dir vorwerfen, dass du mich verhext, aber sie werden alle sehen – und alle werden wissen – dass du meine Frau bist und dass ich dich liebe.” Sie konnte die besitzergreifende Glut in seinen Augen beinahe spüren. „Fühlt sich das gut an?”

Er meinte natürlich die kundige Weise, mit der seine Hände die Steifheit aus ihrem Rücken vertrieben. Aber die Zustimmung, die sie ihm aus tiefstem Herzen gab, galt dem vorgeschlagenen Spaziergang zum Markt, den Küssen, die sie nicht länger zu stehlen brauchten.

„Dann machen wir ein Picknick am Fluss…”

„Und essen die Pfirsiche,” murmelte sie. „Oh ja. Da.”

“Und essen die Pfirsiche. Und winken jedem Boot zu, das vorbeikommt, und jeder Ponykutsche.”

“Du wirst albern aussehen, Liebster.” Sie lächelte gegen das bestickte Leinen.

„Ich werde albern aussehen, und du wunderschön, und vielleicht ein bisschen verlegen wegen deinem Verrückten Beutlin von einem Ehemann. Aber glücklich aussehen werden wir auch.”

Sie bewegte die Hand, winkte ihn heran. Er beugte sich über sie.

„Was ist denn, Lily?”

„Ich möchte dich küssen.”

Er lachte. “Dann lass die Augen zu.”… und tat ihr den Gefallen. Der Kuss war tief, langsam, andauernd und süß.

„Als er sich zurückzog, seufzte er. „Selbstverständlich,” er bewegte sich das Bett hinunter, „wird es ein kurzes Picknick sein müssen. Wir werden den Rest der Pfirsiche im Bett essen. Das macht dir doch nichts aus, Liebste?”

„Nein.”

Ein weiteres Klirren von Glas auf Glas, ein weiteres, dickflüssiges Platschen, und dann waren seine Hände plötzlich auf ihrem Fuß. Sie fuhr mit einem überraschten Quieken zusammen.

Er tätschelte beruhigend ihre Ferse und fuhr damit fort, ihren Fuß zu massieren. Er begann mit den Zehen, zupfte an jedem einzelnen, kniff sanft, zog sie in die Länge. Dann übte er mehr Druck auf ihren Fußballen aus, ein gleitender Strich ihre Innensohle entlang und weiter zu ihrem Knöchel. Seine Finger fuhren langsam durch ihr Fußhaar und entzündeten Funken, die durch ihren Körper schossen, um sich warm und kitzelnd in ihrem Schoß zu sammeln.

„Gefällt dir das?” Er klang beinahe scheu.

Die Worte ihrer gewisperten Erwiderung schienen unter der Berührung seiner Hände zu einem undeutlichen Murmeln zu zerfließen. Sie hörte ihn leise lachen.

„Ja, Geliebte?”

„Ich wusste nicht, dass du eine solch geschickte Hand beim Massieren hast.”

Eine Hand legte sich um ihre Wade, presste und knetete, und sie fühlte sich wie ein Klumpen Ton, von seinen Fingern geformt und geglättet. Sehr bald würde sie bereit sein, gebrannt zu werden…

„Ein Heiler in Minas Tirith hat mir gezeigt, wie,” sagte er. „Ich habe immer an Sam und meinen Vettern geübt. Diese steilen Stadtstraßen entlang zu laufen war schwer für kurze Hobbitbeine. Sie hatten nicht viele Ponys, die wir dort reiten konnten.”

„Eines Tages wirst du mir das beibringen müssen. Es ist eine… äh… hoch geschätzte Gabe.”

„Das werde ich, meine Geliebte. Du kannst darauf zählen, denn eines Tages werd ich wollen, dass du mir den Gefallen erwiderst.” Er arbeitete am anderen Fuß und erwies ihm soviel Sorgfalt wie dem ersten. Dann hob er ihn plötzlich hoch und Lily spürte einen Kuss auf der Rückseite des Knöchels. Ein anderer folgte, weiter oben auf ihrem Bein, als der Fuß wieder auf dem Bett lag. Ein dritter Kuss wurde hinter ihr Knie gedrückt, ein vierter sogar noch weiter oben auf ihren Schenkel. Sie erstarrte. Ihr zischendes Luftholen verdeckte beinahe das heftige Geräusch seines Atems. Seine Hände massierten sie noch immer… kraftvoll, wissend, noch immer mehr entspannend als erregend, aber die Reibung seiner Haut gegen die ihre ließ in ihrem Inneren Funken aufglühen. Sie drehte sich halb um, damit sie ihn ansehen konnte, aber eine Hand in ihrem Kreuz hielt sie auf.

Diese Hand geisterte über die Rückseite ihres Schenkels, glitt nach oben, um sich über dem Ansatz ihrer Hinterbacken zu spreizen und dann wieder hinunter, die Innenseite des Schenkels entlang. Sie schauderte und beugte das Bein, eine flüsternde Bewegung, die das Laken noch weiter zerknitterte. Als der nächste Kuss kam, verblüffte sie die Stelle, wohin er traf… und er entfachte ein Feuer, das ihre Haut versengte. Seine Finger flatterten ihren Schenkel hinauf, verrieben den dünnen Schweißfilm und glitten dann hinunter, um das entflammte Fleisch weiter zu reizen. Sie schauderte zusammen und schrie auf.

„Bitte,” keuchte sie. Sie öffnete die Augen und drehte sich um; er schaute von ihrer Hüfte aus zu ihr hoch, seine Augen dunkles Feuer und Sturm. „Bitte…” Sie langte nach seinem Handgelenk. „Ich will dich.”

Er küsste sie in die Vertiefung ihres Rückgrates, einmal, zweimal, dann zog er sich nach oben und lag neben ihr. Sein „Ich liebe dich” klang ihr schwer und seidig in den Ohren. Er zog sie in seine Arme, knabberte leicht an der Spitze ihre Ohrläppchens und liebkoste ihren Nacken. Seine Hand wanderte nach vorne und umfasste ihre Brust, und sie spürte, wie sein Körper sich hungrig, fast verzweifelt von unten gegen sie drängte. Sie suchte seinen Blick. „Ich will dein Gesicht sehen. Dies wird das erste Mal sein, dass ich bei meinen Ehemann liege. Bitte. Lass mich dein Gesicht sehen.”

Er hielt inne und seine Hand zitterte federleicht auf ihrer Wange. Sein Daumen strich über ihre Lippen; dann lehnte er sich vor und verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Sie schlang die Arme um ihn.

„Fühl mich,” flüsterte sie, zog ihn über sich und stieß ihn zur gleichen Zeit zurück. Nur ein winziger Zwischenraum trennte sie, „Und lass mich dich fühlen.” Ihre Finger glitten an seiner Flanke hinunter und über seine Hüften. Sie fanden seine samtheiße Härte und schlossen sich darum.

Er gab einen tiefen, kehligen Laut von sich – halb Aufschrei, halb hungriges Grollen – und sein Kopf fiel gegen ihre Schulter. „Lily, du… oh süße Herrin!” Sie lachte atemlos, überwältig von ihrer Macht, ihn durch ihre Berührung nach Luft ringen zu lassen, von seiner Begehren, davon, dass sie seine Sehnsüchte stillte.

„Schau mich an.” Sie sprach dicht an seinem Ohr und streifte sein Ohr mit den Zähnen. Er hob den Kopf wieder, zitternd vor Begierde, aber er hielt ihren Blick gehorsam fest, als sie ihn mit einem sanften, aber festen Streicheln liebkoste. Sein gesamter Körper erstarrte, als ihr Daumen an seiner gesamten Länge entlangfuhr und die empfindliche Spitze umkreiste, und dann stießen seine Hüften vorwärts und sie spürte, wie er gegen ihre Handfläche zuckte.

„Lily… ahhhh… du… bitte…!”

„Wie du wünschst, mein Gemahl…” Die Worte kamen in einem hitzigen, dringlichen Flüstern heraus und Lily spürte, wie er tief in sie hinein sank. Ein Schrei brach aus ihr heraus, als ihr Kopf nach hinten gegen das Kissen schlug. Sie fühlte, wie die Spannung in ihrem glühenden Fleisch anstieg und in flammenden Wellen brach, als ein rascher und plötzlicher Gipfel sie mit sich fort riss. Er bewegte sich unablässig tief in ihr und sein Mund bedeckte den ihren, während er die wilden, sinnlosen Laute ihrer Erlösung in sich hinein trank. Lily erschauerte um ihn, sie bäumte sich in seine Umarmung hinein und klammerte sich an seine Schultern, als er plötzlich innehielt. Er richtete auf und zog sie mit sich, bis er auf der großen Matratze kniete und sie Brust an Brust hielt, Stirn an Stirn. Ihre Beine noch immer um seine Hüften geschlungen, hielt sie ihn in sich fest wie einen sicheren, eisernen Anker mitten im strudelnden Wirbel ihrer Leidenschaft.

„Jetzt bin ich an der Reihe,” sagte er, sein Atem heiß und schnell auf ihrem Gesicht. „Schau mich an, meine Indil.” Sie öffnete die Augen und sah ihren Mann, zerzaustes, dunkles Haar, gerötete Haut und glühende, mitternachtsdunkle Augen. Niemals war er so schön gewesen, so lebendig.

Sein erster Stoß hob sie beinahe vom Bett. Sein Rhythmus wiegte sie auf und nieder, dehnte sie und füllte sie vollkommen aus. Lily grub ihre Finger in seine Arme und stöhnte gegen seinen Hals, während er durch zusammen gebissene Zähne eine Antwort zischte. Seine Hände setzten ihre Haut in Brand, streichelten ihre nackten, schweißfeuchten Flanken und bewahrten sie davor, nach hinten auf das Bett zu fallen. Und doch konnte sie noch immer seine Stimme hören, die ihren Namen flüsterte, zerfetzte Silben und ersticktes Keuchen an der weichen Rundung ihrer Brüste.

Für immer nein, mein oh Elbereth und alle Sterne am Himmel mein…

Sie spürte seinen Höhepunkt in ihrem Leib, eine weiche, erschütternde Explosion flüssiger Hitze und feurigen Entzückens. Sie schrie, als seine entfesselte Stärke sie packte und einmal mehr über die Klippe schleuderte. Sie sanken beide überwältigt auf das Bett, schwindelig, die Nüstern erfüllt vom lieblichen Duft der parfümierten Laken und dem würzigen Aroma der Liebe.

*****

Lily fühlte leichte, geruhsame Küsse an ihrem Kinn und an ihren Wangen entlang. Sie öffnete die Augen, Die Hand zu bewegen schien ihr beinahe unmöglich, aber sie versuchte es trotzdem.

„Frodo,” flüsterte sie und zog mit dem Daumen eine sanfte Spur durch die Tränen, die sie auf seinem Gesicht fand. „Wieso…?”

Er lächelte, schüttelte den Kopf und küsste sie wieder. Sie ließ es zu. Dann legte er sich hin und zog sie in seine Arme. Dicht an seinen Leib gedrückt, konnte sie das Hämmern seines Herzens an ihrer Haut spüren. Sie ließ ihre Hand auf seiner Brust ruhen.

„Ich danke dir.” hörte sie ihn murmeln. Sie wartete; sie spürte, dass noch mehr kam.

„Was immer die Weisen mir auch für die Unsterblichenlande versprochen haben mögen, nichts lässt sich damit vergleichen, wie richtig es ist, dich bei mir zu haben.” Er sprach langsam, wie im Traum. „Nichts.”

Lily bewegte sich, bis sie sein Gesicht sehen konnte. Im flackernden Licht des Feuers glühten seine Augen; sie hätte darin ertrinken mögen. Sie küsste sein Gesicht und schmeckte Salz. „Tut mir Leid,” flüsterte sie. „Es tut mir Leid.”

Er legte seine Hand an ihre Wange; jetzt wischte er ihre Tränen fort. „Was tut dir Leid, Lily?”

Sie musste tief einatmen, ehe ihre Stimme ruhig genug war, um zu sprechen. „Du hättest gehen und mit ihnen fortsegeln können. Du hättest geheilt werden können. Aber statt dessen bist du geblieben. Du bist geblieben.”

„Lily,” Er seufzte und rieb über ihre Nasenspitze. „Wenn ich fort gegangen wäre, dann hätte es die Aussicht gegeben, dass ich nie wieder von meiner Vergangenheit verfolgt würde, dass ich niemals diesen immer wiederkehrenden Schmerz verspüren würde, und dass ich mich erholen würde an Körper und Geist. Es bestand eine Möglichkeit der Heilung, das ist wahr, aber da war auch die Sicherheit des Verlusts… nicht nur dein Verlust, sondern auch der meines ganzen Lebens. Ich hätte alles verloren, das ich kenne und das mir teuer ist, alles, was mir etwas bedeutet, alle Gründe, derentwegen ich überhaupt auf die Fahrt gegangen bin.”

Er zog sie hinunter und sie legte die Wange auf seine Schulter. Seine Hand streichelte ihren Rücken, langsam, so langsam. Die Berührung tröstete sie und lockerte ihre zusammengeschnürte Kehle.

„Ich weiß nicht, was aus mir werden wird, Lily,” sagte er. Seine Hand fand den vertrauten Weg zu ihrem Kopf, um ihr Haar zu streicheln, wie er es immer tat, und mit den kastanienbraunen Locken zu spielen. „Aber wenn die Fahrt mich irgend etwas gelehrt hat, dann war es, den nächsten Tag sich selbst zu überlassen. Es hat Augenblicke gegeben, da waren wir verloren und meine Hoffnung hatte mich verlassen… und doch haben sich Wege für uns eröffnet und wir sind weiter gegangen, ohne zu wissen, wohin sie uns führten. Ich weiß nicht, was jetzt vor uns liegt; es fühlt sich beinahe an, als wäre ich wieder verloren. Aber wenn es denn ein Glück sein kann, sich selbst zu verlieren, dann wähle ich das Glück, neben dir zu liegen.”

Er seufzte und drehte sich auf die Seite. Ihre Gesichter waren so nahe, dass alles, was sie sehen konnte, seinen Augen waren. „Du weißt, was mit meinen Eltern geschehen ist, Lily,” sagte Frodo. „Manchmal frage ich mich, wie es sich wohl anfühlt, zu ertrinken... wie es wohl sein mag, zu sterben und nicht die Macht zu haben, sich selbst zu helfen. Als ich von dem Geschenk erfuhr, das Gandalf für mich bereithielt, fing ich an zu verstehen.”

Seine Finger liebkosten ihr Gesicht; eine Geste, die gleichzeitig besitzergreifend und voller Verehrung war; Lily erbebte unter der Berührung. “ich habe dir das nie erzählt, aber nachdem ich erfuhr, dass ich die Wahl hatte, in die Unsterblichenlande zu segeln, um dort Erleichterung und Heilung zu finden, da träumte ich wieder vom Meer. Ich träumte, ich würde ertrinken, und alles, was ich hatte und vielleicht erlangt haben würde, war verloren, im Wasser zerstreut.”

Sie ergriff seine Hand und drückte sie an ihre Brust.

„Dann hast du mich gerufen, und ich brach durch die Wasseroberfläche und konnte wieder atmen,” fuhr er fort. „Da sagtest, ich würde vor Fieber brennen, aber ich war vom Wasser durchgefroren und zitterte so heftig, dass du mich festhalten musstest, um mich zu beruhigen.”

Lily biss sich auf die Lippen, aber die Tränen ließen sich nicht zurückhalten und fielen wie ein plötzlicher Regen. Frodo zog sie dicht an sich und streichelte unablässig ihren Rücken. Lily konnte die Wärme seiner eigenen Tränen auf ihrer Schulter fühlen.

“Wenn du mich also fragst, ob es mir Leid tut, Lily,” sagte er mit einer Stimme, die alles andere als sicher war, “das tut es nicht. Das tut es nicht. Bereust du es?”

Ihre Augen wurden weit, und für einem Moment fehlten ihr die Worte.

„Bereust du es, Lily?” wiederholte Frodo, und die raue Unsicherheit in seinen Augen sagte ihr, was er hören musste.

Sie schüttelte den Kopf „Nein.” Und sie strich ihm mit den Fingern durch das Haar. „Nein.” Und sie zog kleine Spuren über seine Wangen. „Nein.”

Sie beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Kieferansatz. „Ich bin dankbar für dies hier,” flüsterte sie. Sie bewegte sich tiefer, um einen weiteren Kuss auf seinen Hals zu tupfen, “und dies hier,” einen in die Vertiefung zwischen seinen Schulterblättern, “und dies…” Er zog sie an sich und ergriff Besitz von ihrem Mund.---

Viel später, nachdem sie einander mit Küssen besänftigt hatten und mit anderem mehr, weil es keine Worte gab, die stark oder groß genug gewesen wären für das, was sie sagen wollten, nachdem die Tränen getrocknet waren und alles was blieb, der sichere, warme Hafen ihrer Umarmung war, da lachte Frodo leise.

„Was für ein paar Narren wir sind, Lily,” flüsterte er, ein halbes Glucksen. „In unserer Hochzeitsnacht zu weinen!”

„Wenn meine Mutter uns hätte hören können, sie hätte gedacht, dass ich ein armes, dummes Mädchen bin, das nicht imstande ist, seinem Ehemann zu gefallen,” sagte Lily und zuckte unwillkürlich zusammen.

Frodo lächelte. „Und wenn Bilbo deine Augen hätte sehen können – und den Sternen sei Dank, dass er das nicht kann – er würde glauben, ich hätte dich grün und blau geprügelt, um zu bekommen, was ich will.” sagte er, und jetzt war er es, der eine Grimasse zog.

Sie lachten gemeinsam. Das Feuer zerfiel zu Asche und glühenden Kohlen. Sie schmiegten sich enger aneinander, um sich warm zu halten.


Epilog

Frodo regte sich und streckte die Hand aus; er runzelte die Stirn, als er neben sich nur kühle Laken und leere Kissen vorfand.

„Lily?” krächzte er, während er sich mühte, die Augen zu öffnen.

„Hier, Liebster,” kam die Antwort. Frodo blinzelte, rieb sich die Augen und lächelte, als er sah, dass Lily am Fußende des Bettes saß, das Haar zerzaust, das Nachtgewand aufgeschnürt, ein Tablett vor sich, das gedrängt voll war mit zwei dampfenden Bechern Tee, einem gehäuft vollen Teller Gebäckstangen, Blaubeermarmelade und je einem kleinen Töpfchen mit Sahne und Honig. „Erstes Frühstück,” verkündete sie lächelnd. Sie brach bereits eine Gebäckstange in zwei Hälften.

„Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass ich bloß hier liegen und dir zuschauen muss, wie du isst, um zufrieden zu sein,” sagte Frodo, richtete sich langsam auf und streckte sich. „Aber ach…”

Sein Magen knurrte so laut, dass sie beide erschraken. Lily fing an zu kichern. Sie stieß das Tablett in Frodos Richtung; er nahm seinen Becher und grinste.

„Ich habe nicht gehört, wie du aufgewacht bist,” sagte er, nahm sich eine Gebäckstange und ein Buttermesser. „Warum hast du mich schlafen lassen? Wir hätten zusammen kochen und in der Küche frühstücken können.”

„Das hier habe nicht ich gemacht,” erwiderte Lily, „Ich habe ein Klappern an der Tür gehört und fand dieses Tablett, das jemand hier gelassen hatte.”

„Rosie?”

„Sam.” Lily lächelte. “Er ist nicht rechtzeitig genug entkommen.”

„Liebe Güte,” Frodo lachte, „Ich hoffe, du hast ihn mit deinem Anblick in diesem Nachtgewand nicht umgebracht.”

„Dies – wenn ich dich daran erinnern darf, Frodo Beutlin – war ein Geschenk von dir an mich,” gab Lily zurück. „Ich hätte kein spitzenbesetztes, flatterndes, enges Etwas ausgesucht, dessen einziger Sinn es scheinbar ist, meine Brustwarzen hervorzuheben, oder?”

Frodo legte den Kopf schräg und lächelte ohne jede Reue. „Du kannst es jederzeit ausziehen. Mir würde das nichts ausmachen, und Sam kann sich ja die Augen zuhalten.”

Lily warf mit einem Stück Gebäckstange nach ihm; er duckte sich und rempelte dabei das Tablett an. Sie hatten beide alle Hände voll damit zu tun, die Ladung darauf vor dem Verschüttetwerden zu bewahren.

„Ich will Rosie nicht erklären, warum sich ausgerechnet heute Morgen Sahne auf meinen Laken befindet,” warnte Lily. Frodo musste wieder lachen und erstickte fast an seiner Gebäckstange.

„Hier.” Lily setzte sich neben ihn, hielt ihm den Becher hin und streichelte ihm den Rücken. Frodo trank seinen Tee, dann schaute er auf und nahm Lilys Kinn in die Hand. Sie lächelte und lehnte sich in seine Berührung hinein. Er beugte sich vor und küsste sie.

„Glücklich?” fragte er leise.

„Etwas Besseres als das hier kann ich mir nicht vorstellen,” flüsterte sie.

„Ich schon,” sagte Frodo und stellte den Becher hin, damit er sie festhalten konnte. Sie schmiegte sich in seine Arme und er gab einen Seufzer tiefer Zufriedenheit von sich. „Es sind Morgen wie diese. Viel mehr Morgen wie diese. Für den Rest unseres Lebens.”


ENDE


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