Von Geist zu Geist (Mind to Mind)
„Er war einmal ein Großer und von so edler Art, dass wir nicht wagen sollten, die Hand gegen ihn zu erheben. Er ist gefallen, und ihn aus seiner Verworfenheit zu erlösen, steht nicht in unserer Macht; aber ich möchte ihn verschonen, in der Hoffnung, dass er doch noch Heilung findet.“ 10. Kapitel 8. September Frodo öffnete die Augen und blinzelte in den hellen Morgensonnenschein, der das Zelt durchflutete. Die Seiten des Zeltes waren hochgeschlagen worden, und er atmete die würzige Sommerluft tief ein, die nach grünen Wäldern und frischem Gras roch. Er wollte sich aufsetzen, sank zu seiner Bestürzung aber schwach zurück. „Du liegst schön still, Herr Frodo.“ Sam war sofort neben seinem Bett. „Ich habe es satt, still zu liegen,“ stöhnte Frodo, „aber anscheinend habe ich keine Wahl. Ich hatte gehofft, gestern wäre nur ein schlechter Traum.“ „War es nicht,“ sagte Sam, „Fühlst du dich irgendwie besser?“ „Ein bisschen. Furchtbar schwach, aber nicht annähernd so heiß oder schwindelig. Sehe ich irgendwie besser aus?“ „Du hast schon schlechter ausgesehen, Herr,“ erwiderte Sam ehrlich. Frodo lächelte und streckte seine Hand aus. „Bitte sag mir, dass du ein bisschen Ruhe gehabt hast, Sam.“ „Hab ich,“ Sam grinste und nahm die Hand seines Herrn. „nachdem dein zweites Bad das Fieber runter gebracht hatte, dachte ich, es wäre sicher, ein Nickerchen zu machen.“ „Mein zweites Bad?“ Frodo starrte ihn an, „Wann war...“ Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Wo ist Merry? Ist er aufgewacht?“ „Das ist er ganz gewiss,“ versicherte ihm Sam, „Was immer du gemacht hast, Herr Frodo, es hat gewirkt wie ein Zauberspruch.“ Er schaute auf, als Merry zu ihnen trat. „Merry,“ murmelte Frodo, „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“ Merry nahm Frodo in die Arme und drückte ihn fest an sich. „Erinnerst du dich, wie du gekommen bist, um mich zu holen?“ „Nein,“ Frodo schüttelte den Kopf. „Ich erinnere mich an nicht mehr viel, nachdem ich deinen Namen gerufen und dich mir vor meinem inneren Auge vorgestellt habe. Ich glaube, ich erinnere mich an ein Bad...“ Er starrte Sam an. „Ein Bad. Und dann bin ich aufgewacht, erst vor ein paar Minuten. Woran erinnerst du dich?“ „Nur Kleinigkeiten,“ erwiderte Merry, „Da war all dieses Licht, und ich erinnere mich, dass wir über... etwas sprachen...“ Er lächelte. „Es spielt keine Rolle, nehme ich an.“ „Was immer geschehen ist, ich bin froh, dass es gewirkt hat,“ Frodo lächelte zurück. Er sah sich in dem leeren Zelt um. „Wo sind sie denn alle?“ „Elladan hat sich geweigert, noch eine Sekunde im Bett zu bleiben, und er läuft im Lager herum,“ antwortete Sam, „Er ist ganz steif und wund, aber er will es nicht zugeben.“ „Stur wie ein Beutlin,“ sagte Merry zustimmend, „Er ist beinahe so zerschunden wie Pippin, nachdem dieser Troll auf ihn gefallen war.“ „Elrohir wird ihn jeden Moment herschleppen, damit er sich ausruht,“ prophezeite Sam. Frodo bedeutete seinem Vetter plötzlich, näher heran zu kommen. „Merry,“ flüsterte er verschwörerisch, „du musst mir etwas zum Anziehen bringen.“ „Keine Chance,“ gluckste Merry, „Elrond hat gesagt, du würdest das versuchen, Frodo. Die Chance, dass du in deinem Nachthemd herumläufst ist kleiner, als dass du das in deinen Kleidern tust. Und er will, dass du im Bett bleibst, wenigstens heute, und vielleicht auch noch morgen. Aber jetzt – bist du hungrig? Durstig? Sam, willst du ihn hier liegen und verhungern lassen?“ „Ich hab schon fast ein Tablett fertig,“ grinste Sam und eilte davon. „Frodo...“ Merry runzelte die Stirn, „ich erinnere mich noch an etwas anderes. Du hast mit deiner Hand meine Brust berührt, und ich fühlte mich plötzlich so... stark. Als ob ich einfach alles tun könnte.“ „Das muss Gandalfs Ring gewesen sein.“ sagte Frodo nachdenklich. „Welcher Ring?“ „Das erzähl ich dir im Austausch für ein paar Kleider,“ drängelte Frodo. „Wie ist es damit?“ „Ich glaube, du fühlst dich besser,“ sagte Merry mit einem Grinsen. Er drückte Frodos Hand, bevor er zurücktrat, um für Sam Platz zu machen, der ein voll beladenes Frühstückstablett trug. Sam stellte das Tablett auf einen Tisch in der Nähe, und während Merry seine Arme sanft um Frodo legte und ihn in eine aufrechte Position hob, schob Sam genügend Kissen zusammen, damit Frodo bequem sitzen konnte. „Dies kann nicht bloß von einem Fieber kommen,“ seufzte Frodo, „Ich fühle mich so schwach wie ein Baby.“ „Gandalf hat gesagt, das ist, weil du Sarumans Zauber abgewehrt hast,“ erklärte Sam. „Und Herr Elrond denkt, du wurdest ganz schön hart von irgendwas getroffen in der Höhle, und vielleicht spürst du das noch.“ Er beobachtete glücklich, wie Frodo einen großen Bissen von einer dicken Brotscheibe mit Marmelade nahm, während er gleichzeitig nach einer Schüssel voll frischer Beeren langte. „Du hast eine hübsche Beule an deinem Kopf, genau wie Herr Pippin.“ „Wo ist Pippin?“ Frodo sah, wie Sams Lächeln verblasste und schluckte hastig herunter, was er im Mund hatte. „Was ist los? Geht es ihm nicht gut?“ „Er wird schon wieder.“ Merry seufzte. „Pippin ist heute Morgen aus seinem Bett entwischt, als wir ihm den Rücken zugedreht haben; er hat zwei Schritte gemacht und ist in Ohnmacht gefallen. Hat mich zu Tode erschreckt.“ Er schüttelte verzweifelt den Kopf. „Als er aufwachte, war ihm so schwindelig, dass er mich und Gandalf kaum auseinander halten konnte, aber er hat uns prompt beschuldigt, ihn hier drin gefangen zu halten. Er hat solch einen Aufstand gemacht, dass Elrond ihn hinaustrug und ihn auf ein paar Polstern in der Sonne liegen ließ – wo er auf der Stelle wieder eingeschlafen ist.“ „Ich hoffe, jemand passt auf ihn auf,“ sagte Frodo. „Wie ein Falke,“ erwiderte Sam mit einem Grinsen. „Tunichtgut Tuk,“ grummelte Merry. Er warf Frodo plötzlich einen seltsamen Blick zu. „Frodo, erinnerst du dich an Schlangenhund?“ „Schlangenhund? Kaum. Wo wir gerade über Tunichtgute reden...“ Frodo starrte seinen Vetter an. „Merry, ich habe seit dreißig Jahren nicht mehr an diese Kreatur gedacht. Wie kommst du darauf?“ „Weiß ich nicht,“ sagte Merry langsam. „Ich wachte heute Morgen auf und dachte an ihn, aber ich weiß nicht, warum.“ „Wer ist Schlangenhund?“ fragte Sam. „Na ja, eine Schlange,“ Merry lächelte. „Ich hatte sie bloß ein paar Tage, vor sehr langer Zeit.“ „Vielleicht hast du von Schlangen geträumt wegen dieser Schlangen, die Gandalf im Wachzelt hat.“ erklärte Sam.„Ich mag es nicht, die zwei so dicht beim Lager zu haben.“ „Genauso wenig wie ich, Sam,“ sagte Gandalf, der das Zelt betrat. Er lächelte Frodo an. „Wie fühlst du dich, mein Junge?“ „Wie ein Invalide.“ Frodo schaute auf Gandalfs Hand und dachte, er könnte gerade eben so ein Flackern von... etwas... am Finger des Zauberers sehen, dann war es fort. Er schaute auf und sah Gandalfs Lächeln. „Er ist da.“ sagte Gandalf ruhig. „Mit der Zeit kannst du lernen, ihn zu sehen.“ Sam schaute Merry an. „Weißt du, worüber er redet?“ „Kaum jemals.“ Merry seufzte. „Gandalf,“ sagte Frodo drängend, „Ich muss Pippin sehen.“ Der Zauberer schüttelte den Kopf. „Elrond hat strikte Befehle hinterlassen, das du dieses Bett nicht verlassen darfst, Frodo.“ „Ich muss ihn sehen,“ beharrte Frodo. „Bitte, Gandalf. Ich dachte, er wäre tot; ich muss einfach sehen, dass es ihm gut geht.“ „Die Anordnungen eines Heilers stehen selbst über denen eines Königs, Frodo Beutlin,“ sagte Gandalf fest. „Aber wenn Elrond noch nicht zulässt, dass du bewegt wirst, dann verspreche ich, dass ich den kleinen Rabauken hier hereinbringe, damit er dich sehen kann. Sam, Merry...“ Gandalf wandte sich an die beiden Hobbits, „würdet ihr bitte Elrond ausfindig machen und ihn bitten, zu uns zu kommen?“ „Gandalf,“ sagte Frodo leise, als sie allein waren, „habe ich Merry wirklich zurückgerufen? Wie Aragorn es für ihn getan hat? Und für Sam und mich?“ „Nicht genau,“ sagte Gandalf gedankenvoll. „Die Gabe, jemanden vom Rande des Todes zurückzuholen, mag einzig Aragorn vorbehalten sein; wie auch immer, ich hatte keinen Zweifel, dass du damit Erfolg haben würdest, Merry zu erreichen. Du hast ein paar einzigartige Fähigkeiten.“ „Nicht so einzigartig, wie du vielleicht glaubst; ich wette, Pippin hätte es tun können.“ sagte Frodo nachdenklich. Gandalf nickte. „Das sehe ich auch so.“ „Und Merry könnte möglicherweise das Gleiche. Er hat auch ,einzigartige Fähigkeiten’ gezeigt.“ „Hat er das?“ fragte Gandalf neugierig. „Im Haus von Tom Bombadil hat Merry von Wasser geträumt,“ erklärte Frodo. „Er sah, wie Wasser in einem dunklen Teich aufstieg, sich überall ausbreitete und alles ertränkte, was ihm im Weg war.“ „Isengard,“ murmelte Gandalf. „Ja. Und er hat die merkwürdigsten Worte gesprochen, als wir aus den Hügelgräbern gerettet wurden – fast, als wäre er für einen Moment gar nicht Merry.“ Frodo lächelte. „Ich bin weit davon entfernt, der einzige Hobbit zu sein, der interessante Träume hat oder der ungewöhnliche Dinge spürt. Ich habe auf dieser Fahrt ganz schön etwas über meine Vettern gelernt.“ „Und ich lerne immer noch,“ gluckste der Zauberer. „Wie kommt es, dass ich noch nicht alles aufgedeckt habe, was es über Hobbits zu wissen gibt?“ „Wir würden kaum wollen, dass du ein langweiliges Leben hast.“ erwiderte Frodo. Er runzelte die Stirn, als seine Hände, die einen Becher mit frischem Saft festhielten, zu zittern anfingen. Gandalf nahm den Becher und half Frodo, zu trinken. „Du hast seit gestern eine ganze Menge durchgemacht, Frodo,“ sagte Gandalf sanft. „Deine Stärke wird wiederkommen, aber du musst geduldig sein.“ Elrond betrat das Zelt mit Sam auf den Fersen und Merry nicht weit hinter sich. Frodo tat sein Bestes, munter und blühend auszusehen, aber der Meisterheiler war still, während er auf Frodos Bett saß und den Hobbit untersuchte. Frodo hatte die ganze Nacht hindurch fest geschlafen und das Fieber war zwar noch nicht verschwunden, aber wenigstens nicht mehr gefährlich hoch. Frodo sah bleich und erschöpft aus, und als Elrond ihn bat, seine Hand zu drücken, konnte er fühlen, wie wenig Stärke der Hobbit aufbringen konnte. Das beinahe leere Frühstückstablett war immerhin ein gutes Zeichen. „Ist das Schwindelgefühl heftig?“ fragte Elrond ruhig. „Ich kann es aushalten,“ antwortete Frodo, „Gandalf sagt, diese Schwäche wird vorübergehen.“ „Das denke ich auch,“ Elrond nickte. „Ich verstehe dein Bedürfnis, Pippin zu sehen und ich versichere dir, dass es ihm gut geht – aber du musst ruhen, Frodo, wenigstens heute noch.“ Er hob die Hand, als Frodo den Mund zum Protest öffnete. „Wie auch immer, ich bin sicher, du kannst außerhalb dieses Zeltes genauso gut ruhen wie drinnen. Ich werde ein paar Polster neben Pippin legen.“ „Das machen wir,“ sagte Merry, und er und Sam eilten wieder davon, „Ich danke Euch,“ sagte Frodo zu Elrond, „Wie geht es Elladan? Ich habe mir Sorgen um ihn gemacht.“ „Elladan war auch um dich äußerst besorgt. Er wird sehr erleichtert sein, wenn er weiß, dass du dich auf dem Weg der Besserung befindest.“ Elrond lächelte den Hobbit an. „Ihr alle erholt euch. Dein junger Vetter allerdings hat bereits den Preis dafür bezahlt, zu früh zu viel zu tun; ich vertraue darauf, dass du nicht erst die selbe Lektion lernen musst.“ „Wenn ich draußen sein soll, werde ich meine Kleider brauchen,“ drängte Frodo, ohne die Frage des Elbenherrn zu beantworten. „Nicht gerade jetzt,“ sagte Elrond fest. Obwohl der Morgen schön und warm war, hüllte er Frodo in mehrere Decken, bevor er ihn hochhob und nach draußen trug. Frodo schaute sich im Lager um, froh, aus dem Zelt befreit zu sein, aber beinahe sofort spürte Elrond, wie sich der kleine, lockige Kopf einmal mehr schwer gegen seine Brust lehnte. Anders als Pippin wusste Elrond, dass Frodo nicht die Kraft hatte, zu stehen oder zu laufen; wenigstens einer seiner Schutzbefohlenen würde nicht eine so sorgsame Überwachung erfordern wie die anderen. Noch. „Sie sind immer noch hier,“ murmelte Frodo, die Augen auf Saruman und Schlangenzunge gerichtet, während sie in einem eng begrenzten Bereich des Lagers herum gingen, schwer bewacht. „Was wird mit ihnen geschehen?“ „Ich bin sicher, dass Gandalf uns seine Gedanken bald eröffnen wird,“ sagte Elrond. „Da sind wir.“ Er kniete sich mit einer fließenden Bewegung hin und setzte Frodo auf einem der großen Polster ab, das Merry und Sam neben die Stelle gelegt hatten, wo Pippin schlief. Er half Frodo in eine sitzende Position, während der Hobbit den Anblick seines Vetters in sich aufnahm. „Er ist so blass,“ flüsterte Frodo. „Er war in einer üblen Verfassung, als er herkam, Herr,“ sagte Sam ruhig, „Herr Pippin hat Glück, dass er noch lebt, würde ich sagen. Er ist noch nicht mal annähernd soweit, herumzulaufen.“ „Du hast Recht, Sam,“ sagte Elrond. „Wenn es irgend einen Weg gibt, diesen Jungen in seinem Bett zu halten, ohne ihn daran fest zu binden, bin ich bereit, ihn zu hören.“ „Wir werden uns um ihn kümmern,“ sagte Frodo leise. Merry und Sam wechselten belustigte Blicke; Frodo war nur ein kleines bisschen weniger blass als Pippin, und er war offensichtlich noch sehr schwach. Wenn sie alle beide an ihre Betten binden mussten, damit sie sich anständig erholten, dann würden sie das tun. Sam setzte sich hin, und Elrond half Frodo, sich gegen ihn zu lehnen. Elrohir und Elladan kamen zu den Hobbits herüber, und Frodo zuckte angesichts der Unzahl von Bandagen, die um den Brustkorb des Elben gewickelt waren, zusammen. „Elladan,“ sagte er, „ich bin so froh, dich zu sehen. Könntest du bleiben und ein bisschen mit uns reden? Würde es zu sehr wehtun, wenn du sitzt?“ „Ich bin auch überglücklich, dich zu sehen, Frodo.“ Elladan grinste. Er war mehr als froh, bei den Hobbits zu bleiben und mit ihnen zu sprechen. Da er den Verdacht hatte, dass sein Bruder und sein Vater spüren konnte, wie erschöpft er war, würden sie ihn sicher bald ins Bett zurückbeordern. Mit Unterstützung von Elrohir ließ er sich vorsichtig auf einem der Polster nieder. „Ich werde euch alle eine Zeitlang verlassen,“ sagte Elrond. Sam schaute zu ihm auf und nickte leicht, und der Elbenherr lächelte und ging. Er ließ seine Schutzbefohlenen in guten Händen zurück. „Wie geht es ihnen?“ fragte Gandalf Elrond kurze Zeit später. „Unerträglich starrsinnig,“ grummelte Elrond. „Ich bin schwer in Versuchung, Frodos Kleider zu verstecken, Pippin dauerhaft bewachen zu lassen und meinen Sohn daran zu erinnern, dass er zwar unsterblich ist, aber nicht unverwundbar.“ Er seufzte. „Ich nehme an, dass Frodo und Pippin in den nächsten paar Tagen sehr viel schlafen werden. Du solltest besser jetzt mit ihnen reden, Gandalf, während sie alle zusammen sind, und wach.“ Gandalf nickte und ging zu der kleinen Gruppe hinüber, die sich unterhielt und lachte. Pippin saß jetzt aufrecht, von Merry gestützt, Elladan saß neben (und wurde unmerklich aufrecht gehalten von) Elrohir, und Frodo lehnte schwer an Sam. Alle sechs schauten auf, als der Zauberer näher kam. „Vergebt die Unterbrechung,“ sagte Gandalf und setzte sich ins Gras. „da ist etwas, dass ich Elladan, Merry und Frodo fragen muss.“ „Worum geht es, Gandalf?“ fragte Elladan. „Es betrifft die Angelegenheit mit Saruman und seinem Diener,“ fuhr Gandalf fort, „ich dachte, dass ihr Schicksal von denen besprochen werden sollte, die er verletzt hat.“ „Du willst, dass wir das Schicksal eines Zauberers entscheiden?“ Merry schnappte nach Luft. „Ein ehemaliger Zauberer,“ erinnerte ihn Elrohir. „Er gehört zu meinem Orden,“ sagte Gandalf ernst. „und ich werde die endgültige Entscheidung treffen. Wie auch immer, ich würde es schätzen, eure Gedanken zu hören. Sollten sie eingesperrt werden? Sollte man sie zum König schicken, um verurteilt zu werden) Oder sollten wir gar nichts tun und ihnen erlauben, zu gehen?“ „Gehen?“ sagte Sam ungläubig. „Du kannst sie nicht einfach gehen lassen. Nach allem, was sie getan haben?“ „Saruman hat den Plan, noch mehr Ringe zu schmieden, Gandalf,“ sagte Merry drängend, „Er sagte, er würde sie den Königen von Gondor und Rohan geben – oder zukünftigen Generationen, wenn Jahre des Friedens die Königreiche weniger wachsam gemacht haben. Ich sage, dass Saruman zum König geschickt werden sollte. Aragorn muss von dieser Sache berichtet werden.“ „Gonder ist zu weit weg, und diese zwei sind noch immer zu gefährlich.“ widersprach Elladan. „Man kann ihnen nicht trauen, selbst wenn man sie noch einmal verstummen lässt und unter Bewachung fort schickt. König Thranduil unterhält noch immer Kerker, oder nicht? Schickt sie dort hin.“ „Frodo?“ fragte Gandalf. Alle Blicke wandten sich zu Frodo, um seinen besorgten, blauen Augen zu begegnen. „Lasst sie gehen,“ sagte Frodo still. „Wieso?“ fragte Pippin verblüfft. „Er hätte euch alle umgebracht!“ „Frodo,“ erinnerte ihn Merry, „Saruman weiß jetzt alles über uns. Er weiß vom Auenland, und, na ja... von allem. Was könnte er tun, wenn er freigelassen wird?“ „Saruman war so sehr vom Ring versklavt wie Gollum, oder... oder ich,“ erklärte Frodo, „Ich kann nichts für ihn empfinden als Mitleid, und Trauer.“ „Aber er hat ihn nie berührt oder gar gesehen,“ erinnerte ihn Sam. „Es war nicht der Ring, der ihn böse gemacht hat, sondern seine eigene Gier.“ „Das können wir nicht wissen. Sam, selbst du kannst dir die heimtückische Natur des Ringes nicht vorstellen. Wer kann sagen, welche Wirkung er auf Saruman hatte, selbst wenn er ihn nie berührt oder gesehen hat?“ Frodo wandte sich an Gandalf., „Sein Stab ist zerbrochen und sein eigener Ring zerstört. Hatte er noch immer die Möglichkeit, Ringe der Macht zu schmieden?“ Gandalf war eine Weile still. „Ringe von großer Kunst und Feinheit vielleicht,“ sagte er endlich, „Sie mit Macht zu erfüllen oder durch sie Kontrolle auf den Träger auszuüben? Ich würde sagen, nein. Er ist bestenfalls noch zu kleinen Bosheiten fähig, durch den Zauber seiner Stimme gewoben und durch den Hochmut eines schwarzen Herzens.“ „Dann kann er seinen Plan, die Könige oder ihre Nachkommen zu kontrollieren, nicht ausführen.“ erklärte Frodo. „Was ist damit, ihn einzusperren?“ fragte Elrohir. „Die Elben werden nicht für immer in Mittelerde leben,“ sagte Frodo. „Was wird dann aus denen, die in Düsterwald gefangen gehalten werden?“ Merry und Elladan nickten beide langsam. „So sei es.“ sagte Gandalf. „Es wird ihnen gestattet, zu gehen.“ „Gandalf,“ fragte Frodo, „wärst du zu dem selben Entschluss gekommen?“ „Du hast die selbe Entscheidung gefällt, die ich gefällt haben würde, Frodo, aber aus einem anderen Grund. Ich glaube, dass Sarumans Schicksal nicht in meinen Händen liegt, sondern in seinen eigenen. Zum Guten oder zum Bösen, er muss seinen eigenen Weg wählen und die Folgen tragen.“ Ohne Vorwarnung lächelte Gandalf breit und nahm Frodo in die Arme. „Ich bin stolz auf dich, mein Junge.“ murmelte er. „Sehr, sehr stolz.“ Frodo lächelte und entspannte sich, plötzlich von Schläfrigkeit überkommen. Gandalf hielt Frodo fest, bis er einschlief, aber als er ihn ins Bett zurücktragen wollte, hielt ihn der Protest von fünf leisen Stimmen auf. Der Zauberer lächelte und legte Frodo sanft hin, und Pippin ließ sich prompt neben ihn gleiten. Elladan schaute sehnsüchtig auf den leeren Platz neben den Hobbits und wehrte sich kaum, als Elrohir ihn neben sie bettete. Binnen Minuten waren alle drei eingeschlafen.
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