Von Geist zu Geist (Mind to Mind)
6. Kapitel Frodo schaute sich verwirrt um. „Wie sind wir hierhergekommen?“ Gandalf lächelte und deutete auf das schöne Feld und den majestätischen Baum, unter dem sie saßen. „Wunderschön, nicht wahr?“ „Ich habe diesen Platz immer geliebt,“ sagte Frodo zustimmend – ein wenig schwindelig, und so müde... War er wirklich daheim? Das Feld, das den Festbaum umgab, schien anders zu sein... undeutlich... „Ich wollte mit dir sprechen, Frodo.“ sagte Gandalf ernst. „Du bist seit der Rückkehr ins Auenland so krank gewesen, dass wir keine Gelegenheit hatten.“ „Ich war krank?“ Frodo versuchte, sich zu erinnern, was in den letzten Monaten geschehen war, aber ein Kopfschmerz machte es schwer für ihn, sich zu konzentrieren. „Ich habe mich um dich gekümmert,“ erklärte Gandalf, „zusammen mit Sam und deinen Vettern. Du hast solche Alpträume gehabt, Frodo. Alpträume über den Ring.“ „Habe ich das?“ Frodo seufzte und zupfte an dem kühlen, grünen Gras, das um ihn her wuchs. „Ich nehme an, sie werden mit der Zeit verblassen.“ „Die Zeit ist gekommen, über den Ring zu sprechen.“ sagte Gandalf und beugte sich vor. „Wenn du die Erinnerungen vollständig an die Oberfläche lässt, werden deine Alpträume enden. Du weißt, ich würde dir keinen falschen Rat geben. Erzähl mir davon, wie es sich angefühlt hat, den Ring zu tragen. Wie schwer war er?“ Er drückte eine Hand gegen Frodos Stirn. „Denk an den Ring, Frodo. Konzentriere dich.“ Frodo erschauderte, als sich ein beängstigender Druck in seinem Kopf aufzubauen begann. Verzweifelt versuchte er, sich daran zu erinnern, wann er zuvor etwas ähnliches gefühlt hatte. Und wann waren sie ins Auenland zurückgekehrt? Hatte er Bilbo gesehen? Gandalf würde nie danach fragen... Gandalf würde nicht... Frodo rang nach Luft und zog sich von der Gestalt in dem wallenden Gewand zurück. Er kam auf die Füße und stolperte rückwärts. „Ihr seid nicht Gandalf.“ erklärte er. „Frodo---” „Ihr seid es nicht!“ rief Frodo. „Das ist ein Trick!“ Ihm war plötzlich übel und kalt, und er schwankte. Das Gesicht des Zauberers verschwamm und veränderte sich. „Ich werde Euch überhaupt nichts sagen, Saruman.“ flüsterte er und sank auf die Knie; sein Kopf schwamm. „Ich.. ich werde nicht...“ „Du wirst schwächer, Ringträger,“ murmelte Saruman mit einem befriedigten Lächeln, Als Frodos Fieber gestiegen war, beschleunigt durch den Mangel an Wärme und Wasser, war seine Fähigkeit, seine Gedanken zu bündeln und der andauernden, unerbittlichen Stimme zu widerstehen, endlich ins Schwanken geraten. „Du hättest die Welt beherrschen können, Halbling,“ sagte der ehemalige Zauberer zu dem zitternden, halb bewusstlosen Hobbit, der noch immer an die eisige Wand der Höhle gefesselt war. „Wer die Macht nicht ausübt, verdient sie auch nicht. Wenn ich den nächsten Großen Ring geschmiedet habe, werde ich nicht zögern, ihn zu benutzen.“ Sarumans dunkle Augen glitzerten, als er sich Mittelerde unter seiner Herrschaft vorstellte. „Du und alle von deiner Art werden mir dienen, und du wirst dein kostbares Auenland nicht mehr wieder erkennen.“ Er berührte mit seinem Ring Frodos Schläfe, und der fiebrige Hobbit stöhnte und versuchte, sich ihm zu entziehen. „Ja,“ murmelte Saruman, „es ist soweit.“Er schloss die Augen und bereitete einen stärkeren Angriff auf die geschwächte innere Verteidigung des Hobbits vor – nur um von einem lauten Schrei und einem Kreischen von Schlangenzunge vollständig aus seiner Konzentration gerissen zu werden, worauf ein Schatten in Hobbitgestalt in ihn hineinkrachte und ihn umwarf. Sam hatte sich leise seinen Weg durch die langen, dunklen Tunnel gesucht; außer dem, was das Licht seiner Fackel ihm zeigte, konnte er nichts sehen. Gerade als der brennende Ast, den er festhielt, beinahe verzehrt war, sah er in einiger Entfernung ein flackerndes Licht vor sich. Er ließ fallen, was von seiner Fackel übrig war, zog Stich und bewegte sich vorwärts. Als er dorthin kam, wo der enge Durchgang sich zu etwas öffnete, das wie eine große, von einem Feuer in der Mitte beleuchteten Höhle aussah, spähte Sam vorsichtig hinein; niemand bemerkte ihn. Ein Mensch in schmutzigen, zerrissenen Kleidern saß neben dem Feuer und kaute an einem Knochen herum, an dem nur noch ein paar Fleischfetzen übriggeblieben waren. Ein Hobbit lag regungslos ganz in der Nähe, die Hände vor sich gebunden. Herr Merry... Aber all dies wurde von einem Anblick beiseite gedrängt, der Sam mit einem solch intensiven Zorn erfüllte, dass er kaum atmen konnte. Ein anderer Mann kauerte an der Wand der Höhle, seine rechte Hand gegen die Stirn eines Hobbits gedrückt, während seine Linke sich an seiner Seite krampfhaft öffnete und schloss. Herr Frodo! Frodo saß mit geschlossenen Augen auf dem Boden, schmutzig und zitternd, mit gebundenen Händen an der Höhlenseite zusammengesunken und obendrein sicher an etwas gefesselt, das aus der Wand ragte. Selbst in den schwachen Licht konnte Sam erkennen, dass sein Herr Schmerzen litt oder krank war. Mit einem Schrei rannte Sam quer durch die Höhle, nichts anderes im Sinn, als Frodo aus den Klauen des Schurken zu befreien, der ihn gefangen hielt. Er nahm den Mann kaum wahr, der auf ihn losging, und das blitzende Messer... Als Sam auf Frodo zuhastete, zauderte Schlangenzunge – wie immer wünschte er, sich selbst vor Schaden zu schützen, während er gleichzeitig den Anschein von Heldenmut aufrecht hielt. Da er nur einen einsamen Halbling sah, der etwas in der Hand hatte, das wie ein leuchtendes Messer aussah, und da seines Meisters Zorn fürchtete, falls dieser entkam, hatte er sein eigenes Messer gezogen und sich auf den wütenden Hobbit gestürzt. Sam, der kaum abbremste, schlitzte Schlangenzunges Kleider auf, und der Mann heulte vor Schmerz, als das scharfe Schwert in sein Bein schnitt. Er wich wimmernd so weit wie möglich vor dem entschlossenen Hobbit zurück, der zu seiner Verblüffung seinen Meister beiseite drängte und sich vor dem kranken Halbling aufpflanzte. „Du da, bleib zurück!“ sagte Sam und hielt Stich vor sich ausgestreckt. Saruman kam langsam auf die Beine; er starrte das kümmerliche Geschöpf an, das es gewagt hatte, ihn anzurühren. „Weißt du, wer ich bin, Halbling?“ zischte er. „Ich weiß, du bist dieser Zauberer.“ erwiderte Sam, ohne auch nur einen Moment den Blick von der Gestalt zu nehmen, die sich über ihm abzeichnete. „Zauberer oder nicht, du hast Herrn Frodo und Herrn Merry weh getan, und dafür wirst du bezahlen.“ „Ist das recht?“ sagte Saruman ruhig; seine Augen bohrten sich in die von Sam. „Ich glaube, du würdest dieses Messer gern niederlegen, Samweis.“ „Woher weißt du, wie ich heiße?“ schnaufte Sam. „Ich weiß alles über dich.“ fuhr Saruman fort; seine Stimme war glatt und konzentriert. „Leg dieses Messer nieder und ich werde Frodo freilassen. Ich war gerade dabei, das zu tun, als du mich so rüde unterbrochen hast.“ „Ich... ich glaube dir nicht...“ sagte Sam zögernd; sein Arm mit Stich senkte sich bereits. „Schlange,“ rief Saruman zu seinem gekrümmten Diener hinüber, „wo sind deine Manieren? Komm und befreie unseren Gast von seinem schweren Schwert und mach es ihm bequem.“ Samweis Gamdschie, frohlockte Saruman bei sich, der zweite Ringträger. Die Informationen, die ich suche, sind in meiner Reichweite. „Du kannst mir trauen, Sam,“ fuhr er beruhigend fort, als Stich auf den Boden klapperte. „Wir haben viel zu besprechen, du und ich.“ „Halt!“ Eine Stimme dröhnte durch die Höhle und ließ alle, die sie hörten, auf der Stelle gefrieren. Saruman zischte vor Zorn, als Gandalf und Elrond die Höhle betraten, gefolgt von einem halben Dutzend grimmig aussehender Elben mit Pfeilen auf ihren Bogensehnen. Schlangenzunge jaulte auf und versuchte, wegzulaufen, aber zwei von den Elben bändigten ihn leicht. Gedankenschnell stieß Saruman Sam beiseite und packte Stich. Bevor ihn irgend jemand aufhalten konnte, kniete er dicht neben Frodo. „Hindere mich nicht, Gandalf,“ sagte Saruman drohend. Er hielt die Klinge von Stich an die bleiche Kehle des Hobbits. „Ich werde deinen kostbaren Ringträger töten, es sei denn, du erlaubst mir einen sicheren Abzug.“ „Meister, lass mich nicht hier zurück!“ jammerte Schlangenzunge. „Es brennt.“ Gandalf sprach plötzlich mit einer klaren, befehlenden Stimme. „Es ist sengend heiß, wie eine Flamme.“ Mit einem Schrei ließ Saruman Stich fallen, das, wie sein Geist ihm sagte, plötzlich weißglühend in seiner Hand aufloderte. Zitternd stand er auf, als würde er von einer unsichtbaren Macht auf die Beine gezogen. „Schweigt.“ fuhr Gandalf im selben Tonfall fort. Er zeigte mit seinem Stab erst auf Saruman, dann auf Schlangenzunge. „Keiner von euch darf sprechen, bis ich euch freigebe.“ Schlangenzunge schnappte nach Luft und umklammerte seine Kehle, als ihm plötzlich klar wurde, dass er seine Sprache verloren hatte. Zwei der Elben bedeuteten ihm mit ihren Pfeilen, vorauszugehen und brachten ihn weg, während die anderen schnell Saruman umringten. Unfähig, auch nur noch einen Augenblick zu warten, griff Sam nach Stich und hastete dorthin, wo Frodo lag; im gleichen Moment eilte Gandalf zu Merry. Sam zerschnitt die schmuddeligen Fetzen, die Frodo an dem Metallrohr festhielten. „Herr Frodo,“ sagte Sam und nahm seinen fiebrigen, zitternden Herrn in die Arme, „kannst du mit mir sprechen? Was hat dieser Schuft dir angetan?“ „S... Sam?“ Frodos Augen öffneten sich flatternd und er blickte ungläubig auf Sam; das Gesicht seines Freundes war verschwommen und undeutlich, „Bist du wirklich?“ „So wirklich, wie ich’s immer war,“ versicherte ihm Sam, „Wir holen dich hier raus. Gandalf schaut nach Herrn Merry.“ Er suchte krampfhaft nach gebrochenen Knochen. „Bist du verletzt?“ „Nicht verletzt, nur... kalt,“ flüsterte Frodo, „und... heiß...“ Er wollte mehr sagen, aber er wurde von einem Hustenanfall erfasst, der ihn nach Luft ringend zurückließ. Schnell wickelte Sam seinen eigenen Mantel um Frodo und schaute ängstlich auf, als Elrond neben ihnen niederkniete. „Er ist am Verbrennen, Herr.“ Elrond legte seine Linke auf Frodos Brust und seine Rechte über die Augen und die Stirn des Hobbits. „Unsicher, ob er noch träumte oder nicht, sah Frodo den selben blauen Blitz hinter seinen Augen wie in der Nacht zuvor, und der pochende Kopfschmerz, der ihn geplagt hatte, begann zu schwinden. Er fühlte sich so schwach, dass er auf dem Boden zusammengebrochen wäre, wenn Sam ihn nicht gestützt hätte. „Er hat hohes Fieber,“ sagte Elrond stirnrunzelnd. Er konzentrierte sich darauf, Vilyas heilende Kraft in Frodos Körper zu leiten, und der mühsame Atem des Hobbits wurde leichter. „Wie Elladan hat sich Frodo damit erschöpft, Sarumans Zauber zu widerstehen.“ „Herr Frodo hat einen Zauberer abgewehrt?“ fragte Sam staunend. Er fing an, Frodos Hände zu reiben, die kalt und von seinen Fesseln geschwollen waren. „Das hat er in der Tat.“ sagte Elrond leise. Er hielt seine Wasserflasche an Frodos aufgesprungene Lippen und der kranke Hobbit trank durstig. „Danke,“ seufzte Frodo. „Bitte, schaut nach Merry. Er ist...“ In diesem Moment kam Gandalf, der den noch immer besinnungslosen Merry trug, zu ihnen. „Wie geht es ihm, Elrond?“ „Lasst ihn in Ruhe, Saruman!“ schrie Frodo auf. Er schrumpfte in Sams Armen zusammen, als die verschwommene Gestalt in dem wallenden Gewand sich ihm näherte. „Fort von mir! Ich werde es Euch nicht sagen! Ich werde Euch das nicht tun lassen!“ „Frodo,“ murmelte Gandalf, „ich bin es. Gandalf.“ Elrond nahm Merry, und der Zauberer kniete nieder und nahm Frodos Hände in die seinen. „Sieh mich an, Frodo. Berühre meine Gedanken, mein Junge. Du kannst es.“ Frodo, der seinen Augen nicht trauen wollte, öffnete zögernd seinen Geist und nahm die Verbindung mit dem Wesen vor sich auf. Er wurde auf der Stelle eingehüllt von dem selben warmen, vertrauten Gefühl, das er gespürt hatte, als Gandalf ihn von der Rettungsmannschaft wissen ließ. „Gandalf,“ flüsterte er, „vergib mir. Ich dachte, du... du wärst...“ „Es gibt nichts zu vergeben.“ sagte der Zauberer sanft. „Wollte Saruman Informationen von dir?“ „Ja,“ Frodo nickte. „Er...“ „Warte.“ Gandalf winkte ab. Er schaute auf zu den Elben. „Bringt Saruman und seinen Diener zurück ins Lager und setzt sie in einem leeren Zelt fest.“ sagte er entschieden. „Schaut, dass sie zu essen bekommen und dass ihre Wunden versorgt werden, falls sie welche haben, aber bewacht sie gut.“ Saruman, die Augen glitzernd von Wut und Hass, stakste aus der Kammer, gefolgt von der bewaffneten Eskorte. „Gandalf,“ Frodo richtete seine Augen angstvoll forschend auf den Zauberer. „Pippin wurde verschüttet, er wurde...“ Er wappnete sich gegen das Schlimmste. „Habt ihr ihn... gefunden?“ „Er hat uns gefunden.“ versicherte ihm Gandalf. „Pippin war verletzt, aber er konnte ins Lager zurückkehren, um uns zu sagen, was geschehen war. Celeborn kümmert sich um ihn.“ Frodo sank erschöpft gegen Sam. „Ich dachte, er sei tot.“ flüsterte er mit unsäglicher Erleichterung. „Es würde mehr als eine einstürzende Höhle brauchen, um Peregrin Tuk aufzuhalten.“ Gandalf grinste. „Und Elladan?“ „Wir haben ihn rechtzeitig erreicht.“ sagte Gandalf. „Elrohir und Galadriel sind bei ihm.“ „Merry...“ Frodo streckte die Hand nach seinem Vetter aus, die Augen von Sorge erfüllt. „Frodo,“ sagte Gandalf ruhig. „sag mir, was passiert ist.“ „Saruman wollte Informationen über den Ring.“ sagte Frodo, ohne die Augen von Merrys Gesicht zu nehmen. „Er will noch einen schmieden.“ „Ich bin nicht überrascht.“ murmelte Gandalf zornig. „Die Gedanken an den Einen Ring haben ihn vollständig aufgefressen.“ „Er fand heraus, dass ich der Ringträger war. Er versuchte, in meinen Geist zu gelangen, aber ich wollte ihn nicht einlassen.“ „Du wolltest ihn nicht einlassen?“ Gandalf lächelte ihm zu, „Du bist in der Tat gewachsen, mein lieber Hobbit.“ „Dann hat er... er hat etwas mit Merry gemacht.“ fuhr Frodo fort. „Merry verstand es nicht, er hat es nicht wissen können...“ „Erzähl es mir.“ „Sarumans Stimme ist wie der Ring,“ sagte Frodo. „Merry erkannte nicht, was Saruman tat. Wie konnte er auch?“ Er holte tief Luft. „Saruman konzentrierte all seine Macht auf Merry, so weit ich das sagen kann. Merry fing an zu zittern, und dann schrie er, und... hinterher wusste Saruman meinen Namen; er sagte, er würde nun alle Erinnerungen von Merry mit ihm teilen.“ Er betrachtete seinen Vetter voller Furcht. „Er ist nicht aufgewacht, Gandalf. Kannst du ihm helfen?“ „Ich glaube schon,“ sagte der Zauberer. „Jetzt sollten wir allerdings alle erst einmal zum Lager zurückkehren. Celeborn musste Pippin wahrscheinlich an seinem Bett festbinden, um ihn davon abzuhalten, dass er hinter euch her kommt.“ Er war froh, das kleine Lächeln zu sehen, das Frodos Gesicht bei diesem Gedanken erhellte. Während Sam Frodo in Decken wickelte, ihn dichter zum Feuer brachte und ihn drängte, ein wenig zu essen und zu trinken, wandte Gandalf all seine Aufmerksamkeit der Stelle zu, wo Elrond etwas Wasser in Merrys Kehle träufelte, immer nur ein paar Tropfen auf einmal. „Soweit ich das sagen kann, ist Merry nicht körperlich verwundet.“ informierte ihn Elrond ruhig. „Er reagiert ausreichend, um zu schlucken, aber er wacht nicht völlig auf.“ Er runzelte die Stirn. „Ich fühle eine Art Schock, und geistige Verwirrung. Was hat Saruman ihm angetan?“ Gandalf schüttelte voller Zorn den Kopf. „Frodo sagt, dass Saruman in Merrys Gedanken eingedrungen ist.“ sagte er. „Es gibt nur wenige Dinge, die empfindlicher sind, und gefährlicher. Bei beiden Gelegenheiten, als ich Frodos Gedanken gelesen habe, in Bruchtal und in Ithilien, habe ich größte Vorsicht und Behutsamkeit walten lassen. Ich fürchte, Saruman hat keines von beidem getan.“ „Celeborn spürte, das alle drei Ringe gebraucht werden würden,“ erinnerte ihn Elrond. „Galadriel hilft Elladan, und ich habe einige von Vilyas Kräften in Frodo geleitet, um die Kraft wiederherzustellen, die er verbraucht hat – Kraft, die er brauchen wird, um dieses Fieber zu ertragen, bis ich ihn besser behandeln kann. Kann Narya verwendet werden, um Merry zu erreichen? Du hast Théoden geholfen, sich von Sarumans Zauber zu befreien.“ „Das ist wahr.“ sagte Gandalf zustimmend. „Ich habe bereits versucht, Merry zu uns zurückzubringen, aber ich hatte keinen Erfolg.“ „Du hast Saruman glauben gemacht, dass das Messer ihn verbrennt, und er hat seine Stimme verloren, bis du etwas anderes sagst. Hat er denn so viel Macht zurückbehalten, dass er den Geist eines anderen mit solcher Kraft in die Falle locken kann?“ fragte Elrond. „Hast du nicht in Isengard seinen Stab zerbrochen?“ „Das habe ich.“ sagte Gandalf. „So tief in Merrys Geist einzudringen sollte jetzt jenseits seiner Möglichkeiten liegen.“ Er versank in Gedanken. „Saruman hat von Merry erfahren, dass Frodo der Ringträger war, und er versuchte auch seine Gedanken zu lesen. Frodo kann uns vielleicht sagen, was genau Saruman mit ihm gemacht hat, und auch mit Merry. Ich brauche mehr Informationen. Saruman bezieht Macht von irgendwoher, oder von irgend etwas.“ „Frodo ist jetzt nicht in der Verfassung, weiter befragt zu werden,“ warnte Elrond, „und Merry ist nicht in unmittelbarer Gefahr. Wir müssen erst einmal zum Lager zurückkehren und uns um sie kümmern, und um Elladan.“ Er rückte den ohnmächtigen Merry sanft in seinen Armen zurecht, stand auf und beide traten zu Sam und Frodo ans Feuer. „Es ist Zeit, zu gehen, Frodo.“ sagte Gandalf sanft. „Ich kann laufen,“ sagte Frodo schwach, aber als Sam ihm auf die Füße half, überfiel ihn ein Schwindel und nur Sams schnelle Bewegung rettete ihn davor, ins Feuer zu stolpern. Gandalf griff schnell nach unten und hob Frodo auf. „Ruh dich aus, Frodo.“ sagte Elrond. „Es liegt noch viel Heilung vor sir, und du musst deine Kräfte sparen.“ Frodo nickte und entspannte sich in seiner Deckenhülle, erleichtert, Gandalfs starke Arme zu spüren, die ihn sicher hielten. Seine Gedanken wurden undeutlich. „Gandalf...“ „Ja?“ „Ich fühl mich... ich fühl mich nicht sehr gut.“ flüsterte Frodo mühsam. „Sag es nicht Sam,“ murmelte er, während er in den Schlaf hinüber glitt. „er... er macht sich solche Sorgen...“ Sam schaute auf Sam hinunter, der keinen Fuß weit weg stand und blinzelte ihm zu. „Das bleibt unser Geheimnis, lieber Junge.“
|