Bevor ich schlafen gehe
Das neue Jahr begann. Der Winter löste seinen harten Griff um die sanften Hügel von Hobbingen, und eines Tages war der Frost dahin und die ersten Schneeglöckchen kamen aus der nassen, schwarzen Erde. Januar und Februar waren ziemlich friedlich gewesen, wenigstens für die brandneue Hebamme von Hobbingen, und die Schulstunden fingen wieder an; beinahe jede Woche fand Frodo Beutlin Lily Stolzfuß auf seiner Türschwelle, normalerweise kurz vor Sonnenuntergang, wenn sie ihre Besuchsrunde der Frauen, um die sie sich gerade kümmerte, beendet hatte. Mittlerweile war sie geübt genug, mehr zu schreiben als nur einzelne Wörter, und er hatte sich daran gewöhnt, ihr elbische Dichtung zu diktieren. Er ließ sie die Gedichte Zeile für Zeile aufschreiben, und sie kam mit dieser neuen Herausforderung sehr gut zurecht. Frodo korrigierte ihre Blätter und zeigte ihr geduldig, wie sie die thetar richtig setzen musste, und er genoss ihre gemeinsame Zeit ebenso sehr, wie sie es offensichtlich tat. Es war der Traum, den er zum ersten Mal Anfang Februar hatte, der ihm klarmachte, dass er in Schwierigkeiten steckte. Es war kein neuer Traum; er war zuerst vor fast zwanzig Jahren zu ihm gekommen, nach einem seiner Besuche in den Großen Smials. Er hatte damals seinen dreißigsten Geburtstag damit gefeiert, dass er gemeinsam mit seinem Bolger-Vetter Fredegar ein paar Flaschen ausgezeichneten Weines leerte (obwohl er immer den nagenden Verdacht gehabt hatte, dass er am Ende wesentlich betrunkener gewesen war als Dick). Und es war eine schöne, unbekannte junge Tuk-Base gewesen, die ihn aus dem überfüllten Raum rettete, ins Freie geleitete und einen Ort fand, wo er sich erholen und den Alkohol fortschlafen konnte, der in seinem Blut kreiste. Am nächsten Morgen hatten sie sich zum ersten Mal geküsst (nicht mehr, weil eine sehr misstrauische Tante dem Mädchen gefolgt war und weitere... Entdeckungen verhinderte, bevor mehr passieren konnte). Er brauchte mehrere Tage, um sie wieder zu finden, und seine Hartnäckigkeit wurde belohnt. In der Nacht, in der er sie wiedertraf, verlor er seine Unschuld an Trifolia Tuk, aber er gewann die kostbare Erfahrung von offenen Armen, leidenschaftlicher Großzügigkeit und einem willigen Körper. Er hätte ihr den Hof gemacht, und mit Freuden, aber sie gab ihm keine Gelegenheit dazu. Sie hatte ihr Leben bereits geplant, und Tukland zu verlassen und einen jungen Brandybock zu heiraten, der gerade zu einem Beutlin geworden war, war nie ein Teil des Plans gewesen. * Er vergaß sie nicht; ein paar Jahre später heiratete sie einen anderen Bolger-Vetter und die beiden wurden mit sechs hübschen Kindern gesegnet. Sie schrieb ihm regelmäßig, und während der ersten Jahre nach ihrer Begegnung erwachte er so manchen Morgen aus der lebendigen Erinnerung an warme Hände, weiche Haut und mit dem nachklingenden Gefühl von heißem, glatten Fleisch, das ihn umschloss. Nun war Trifolia nicht die einzige Frau geblieben.... ein paar Gesichter waren gekommen und gegangen, ein Mädchen in Wasserau zum Beispiel sehr kurz und eine gewisse junge Witwe in Froschmoorstetten, die der bequemen, recht losen Beziehung nach fast zwei Jahren ein Ende machte, als sie sich entschloss, wieder zu heiraten nicht ihn, allerdings. Jemanden wie dich bewundert man besser aus der Entfernung, mein Lieber, hatte sie ihm mit einem leicht wehmütigen Lächeln mitgeteilt. Du bist mit deinen Büchern, deinen Gedichten und deinen Träumen verheiratet, und ich will jemanden, der bodenständig genug ist, dass ich ihn den Misthaufen umgraben lassen kann, ohne dass ich den bloßen Einfall merkwürdig finde. Und so wurde der Gedanke, ein Leben mit Weib und Kindern zu beginnen oder auch nur eine Frau neben sich im Bett vorzufinden, wenn er morgens aufwachte mit dem Strom der Jahre immer unwirklicher, und er war ziemlich einverstanden mit dem Frieden und der verlässlichen Vorhersagbarkeit seines Lebens. Bis jetzt. Der Traum war in dieser Nacht Anfang Februar zu ihm zurückgekehrt, und alles war mit ihm gekommen... die Dunkelheit im Heuschober und das sanfte, goldene Licht von Trifolias Laterne... das Kratzen der Ponydecke unter seinem bloßen Rücken und der erregende Anblick ihrer nackten Haut, als sie aus Bluse und Rock schlüpfte und er die sahnig weiße Weichheit ihrer Schenkel sah und die berauschenden Kurven ihrer wunderschönen Brüste. Sie beugte sich über ihn und er spürte ihre Lippen auf den seinen und die Süße ihrer Zunge, die seinen Mund erforschte. Er griff nach ihr und hielt sie in einer engen Umarmung, und dann rollte er sie herum und lag über ihr; sie öffnete ihre Beine und er drang mit einem ersten, köstlichen Stoß in sie ein. Er begann, sich zu bewegen, gefangen von dem hypnotischen Rhythmus und ihren leisen Seufzern, die sich zu einem Stöhnen steigerten und zu abgerissenem Keuchen, während er sein Tempo steigerte und sich mehr und mehr einem atemberaubenden Höhepunkt näherte. Er öffnete die Augen und schaute auf ihr gerötetes Gesicht hinunter. Aber es war nicht das Gesicht von Trifolia, nicht die sommersprossige Haut, die grauen Augen und der große Mund, an den er sich sehr deutlich erinnerte. Seine Hände waren nicht in krausem, rotgoldenen Haar vergraben, sondern in einer weichen, kastanienbraunen Lockenfülle, die um ihren Kopf herum ausgebreitet lag. Mit einem jähen Schock erkannte er, wer sie war und im selben Augenblick kam er und schrie in blinder Ekstase auf, während er sich in die schaudernde Wärme von Lily Stolzfuß Körper ergoss. ***** Später, als Lily eine alte Frau war, fragte sie sich oft, was wohl geschehen wäre oder besser nicht geschehen wäre hätte ihre Mutter nicht an einem kalten Abend Ende Februar 1417 die Beherrschung verloren. Sie hatte sich schon über die relative Ruhe gewundert, mit der ihre Mutter reagierte, als sie Amaranths Pflichten voll und ganz übernahm. Während der folgenden drei oder vier Monate wurde Viola endlich klar, wie viel von der Zeit ihrer Tochter von der Sorge für die jungen Mütter von Hobbingen und ihre Babies in Anspruch genommen wurde. Anstatt ihr bei ihren Lieferungen zu helfen, anstatt zu sticken oder mit ihr die Markttage vorzubereiten, blieb Lily dem Smial öfter und öfter fern: sie kümmerte sich noch immer um ihren Vater und verbrachte alle Zeit mit ihm, die sie erübrigen konnte, aber Viola spürte plötzlich, wie eine Bürde auf ihre Schultern zurücksank, die sie nicht mehr gewohnt war zu tragen... und sie fand sie verstörend schwer. An diesem Abend konnte Lily den kalten Zorn in den Augen ihrer Mutter deutlich erkennen, ebenso wie die harte Linie ihres Kinns, und sie stählte sich gegen das, was so sicher auf sie zukam wie der Sonnenuntergang, der das Licht von draußen zu einem tiefen, staubigen Rot färbte. Würdest du mir die Kartoffeln reichen? Die ruhige Stimme ihres Vaters schnitt durch ihr Unbehagen und sie fühlte, wie sich ihr Körper entspannte, als sie ihm den Teller reichte. Dankeschön. Sie wechselten einen schnellen Blick, und sie sah das schwache, zärtliche Lächeln in seinen Augen. Lily schnitt die Kartoffeln, den Blumenkohl und die Karotten auf Falcos Teller in kleine Stücke und goss eine Kelle dicker, sahniger Sauce darüber. Falco grinste sie an und zeigte dabei eine aufsehenerregende neue Zahnlücke. Oh! Wann hast du denn den verloren? fragte Lily. Falcos Grinsen wurde noch breiter. Heute Mittag. informierte er sie. War ´ne Walnuss in einem von Mamas Keksen. Du hackst die Nüsse viel kleiner als sie. Lily hörte das scharfe Atemholen von ihrer Mutter; sie wusste, dass der Ausbruch unmittelbar bevorstand, und dass ihr nichts anderes übrig blieb als zu warten, bis er vorüber war. Ich hätte vielleicht mehr Zeit zu kochen und zu backen - und die Nüsse so zu hacken, wie du sie haben willst, mein Junge! wenn bloß meine Tochter nicht so damit beschäftigt wäre, sich um den Rest von Hobbingen zu kümmern! Ich hätte es wissen sollen das war eine von Amaranths verrückten Ideen, und ich war närrisch genug, zuzustimmen, als sie hier mit diesem hochnäsigen Dolgo Straffgürtel aufgetaucht ist und mich zu diesem ganzen Irrsinn überredet hat. Das ist kein Irrsinn, Viola. Fredegars Stimme, leise und wachsam. Lily leistet hervorragende Arbeit. Was weißt du denn schon davon? Bei der Verachtung in der Stimme ihrer Mutter drehte sich Lily der Magen herum. Du bist ja nicht derjenige, der den Preis für ihre neue Freiheit zahlen muss! Dolgo ist nicht hochnäsig. hörte Lily sich selbst sagen. Und ich kann unsere Familie mit meiner Arbeit unterstützen. Selbst wenn nicht alle mit Geld bezahlen, kann ich doch wenigstens die Regale von unserer Speisekammer auffüllen. Deine Stickerei hat wesentlich mehr eingebracht! schnappte Viola. Nicht im letzten Jahr, Mama, erwiderte Lily. Letztes Jahr hast du die meisten komplizierten Stücke gemacht, und ich hab mich um den Haushalt gekümmert, um Papa und die Jungs. Und ich kann dieses Wochenende kochen und saubermachen; ich glaube nicht, dass es eine plötzliche Geburt gibt, Butterblume Straffgürtel und Anemone Birkenwald sind erst nächste Woche fällig. Amaranths Ideen haben nie etwas anderes als Ärger verursacht. Die Stimme ihrer Mutter war jetzt nur noch ein Zischen. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass sie mir meine Tochter stiehlt. Lily sah, dass Marco und Falco nicht einmal mehr versuchten, so zu tun, als ob sie essen würden. Ihre Augen waren ängstlich geweitet, und dieser Anblick machte sie plötzlich sehr zornig. Amaranth ist tot. sagte sie leise und sehr fest. Lass sie in Frieden ruhen, Mama. Sie hat mir gesagt, dass sie dir immer nur helfen wollte, und mir hat sie ganz sicher geholfen. Ich habe viele neue Dinge gelernt, und weißt du, was das Beste ist? Sie biss die Zähne zusammen. Mein neues Wissen bringt mich weg von hier. Wie kannst du es wagen... Es bringt mich weg von hier, wiederholte Lily, und ich gehe gleich jetzt. Ich habe Anemone versprochen, vorbeizukommen und sie abzuhören. Sie ist aufgeregt... es ist ihr erstes Baby. Sie wandte sich an ihren Vater und ignorierte ihre Mutter völlig; schmerzhafte Wut flammte wie ein eisiges Feuer tief in ihrem Herzen. Ich komme hinterher wieder, aber es könnte einige Zeit dauern. Fein, Lily. Du kennst sie. sagte sein Blick. Du weißt, sie ist nicht sehr glücklich mit sich selbst. Ich weiß es wirklich. antworteten ihre Augen. Aber das hilft mir nicht ein bisschen. Sie erhob sich vom Tisch und verließ die Küche; fünf Minuten später schloss sie die Tür des Smial hinter sich, das Sindarin-Wörterbuch wohl verwahrt in einem Tuch unter den Instrumenten in ihrer ledernen Hebammen-Tasche. ****** Es dauerte kaum eine halbe Stunde, Anemone zu untersuchen und ihr zu versichern, dass alles in Ordnung war und auch gut gehen würde. Bald genug wanderte Lily im letzten Licht des Tages den Bühl hinauf, stieß das Gartentor von Beutelsend auf und stand vor der grünen Tür. Er öffnete sehr schnell, als hätte er schon einige Zeit auf sie gewartet, aber der Ausdruck in seinem Gesicht war unergründlich. Wie üblich folgte sie ihm in sein Studierzimmer; ein helles Feuer flackerte im Kamin und sie ging instinktiv hinüber und hielt die Hände über die Flammen. Ist dir kalt? Seine Stimme hatte einen eigenartig neutralen Tonfall, kaum zu vergleichen mit der Wärme und der Freundlichkeit, die sie von ihm gewöhnt war. Aber sie drehte sich zu ihm um und lächelte. Jetzt nicht mehr. antwortete sie. Ist es möglich, dass ich mir eine schlechte Zeit ausgesucht habe, um herzukommen? Du hast mir gesagt, der nächste Unterricht wäre am Dienstag, wenn ich es einrichten kann, und jetzt ist es Dienstag. Nein. Er holte tief Luft und verschränkte die Arme vor der Brust. Aber ich glaube, wir sollten uns unterhalten. Worüber? Über diese Unterrichtsstunden. Er fing an, langsam durch den Raum zu wandern; sie blieb, wo sie war, die intensive Wärme des Feuers im Rücken. Du hast während der letzten Monate ziemlich beeindruckende Fortschritte gemacht. Ich glaube, du bist beinahe gut genug, um ohne meine Hilfe weiter zu lernen. Lily versuchte, seinen Blick einzufangen, aber er vermied es hartnäckig, ihren Augen zu begegnen. Ein scharfer Schmerz schloss sich wie eine Faust um ihr Herz, gemischt mit der Wut auf ihre Mutter, die noch immer andauerte. Sie war es gewohnt, zurückgewiesen zu werden. Aber es war ein Schock, herauszufinden, dass er er! offenbar vorhatte, sie wegzuschicken... diesen wunderbaren Begegnungen ein Ende zu machen, dem Studieren, dem heimlichen, unschuldigen Vergnügen. Das Licht in seinen Augen, wenn er sie über den Schreibtisch hinweg ansah. Die elegante Bewegung seiner Hände, wenn sie die Feder spitzten und der anerkennende Ausdruck, wenn er las, was sie geschrieben hatte und erfreut war über das Ergebnis. Dieses wunderbare Lächeln. Habe ich dich irgendwie beleidigt? Die Verzweiflung in ihrer Stimme war jetzt deutlich hörbar, aber das kümmerte sie nicht. Es tut mir leid, aber ich dachte immer, dass dir unser Unterricht genauso viel Freude macht wie mir. Sie biss sich auf die Lippen. Es ist ein bisschen hart, herauszufinden, dass ich mich geirrt habe. Du irrst dich doch gar nicht. Seine Stimme war sanft. Ich habe ihn ungemein genossen vielleicht zu sehr. Verstehst du, was ich meine? Sie schwieg. Ich bin ein alter Junggeselle und ein verschrobener Bücherwurm. Du bist eine Jungfer, noch nicht verheiratet, wahrscheinlich noch nicht einmal versprochen. Oder... gibt es da jemanden? Lily schüttelte den Kopf. Siehst du? Er lächelte ein wenig ironisch. Die Leute würden das hier kaum für anständig halten, wenn sie es wüssten. Sag, hast du es irgend jemandem erzählt? Deinem Vater? Deiner Mutter? Einem Freund? Nein, hab ich nicht. flüsterte sie. Es war all die Zeit ihr ganz eigenes Geheimnis gewesen, ihr Weg, der kalten Stimme von Viola zu entkommen, dem endlosen Strom der Anweisungen und selbst ihrem anfangs sehr anstrengenden Bemühen, in ihrem neuen Beruf Anerkennung zu finden. Hinter der grünen Tür lag eine Welt aus Wissen und Freiheit, eine Welt, in der sie jemand völlig anderes sein durfte, ohne jede Angst, ohne jeden Druck. Es weiter zu erzählen, hätte bedeutet, alles zu verlieren... aber jetzt verlor sie es scheinbar sowieso. Plötzlich wusste sie, dass sie in Tränen ausbrechen würde, wenn sie nur noch ein wenig länger blieb. Sie raffte zusammen, was von ihrer Fassung noch übrig war und brachte ein Lächeln zustande, von dem ihr das Gesicht wehtat. Ich glaube, ich sollte gehen. Sie musste fort, bevor sie sich völlig zum Narren machte. Ich habe von dir geträumt. Die Zeit blieb stehen. Sie drehte sich um und starrte ihn an. ***** Er konnte kaum glauben, dass diese Worte gerade aus seinem Mund gekommen waren. Da stand er nun mitten in seinem Studierzimmer, der kluge, wohl geachtete Herr von Beutelsend, aber beim Anblick von dem Schmerz und der Verzweiflung in ihren Augen schienen alle guten Vorsätze aus dem Fenster geflogen zu sein, und etwas anderes als sein Verstand hatte von seiner Zunge Besitz ergriffen. Lily drehte sich langsam herum; er sah, dass sie blass war und dicht davor, zu weinen. Sie war wunderschön. Du hast was getan? Er ergab sich in sein Schicksal. Ich habe von dir geträumt. wiederholte er seufzend. Oder genauer gesagt, ich habe von der ersten Frau geträumt, die mich in ihr Bett genommen hat auch wenn es kein Bett war, sondern ein Heuschober. Ich habe diesen Traum mehrfach in den letzten Jahren geträumt, aber als ich dieses Mal das Gesicht der Frau sah, die ich in den Armen hielt, da war es deines. Er konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht erkennen; der Raum war völlig still und voller Schatten, abgesehen von dem hellen Lichtkreis der Kerzen auf dem Schreibtisch. Dann kam sie zu ihm herüber; ihr Gesicht war sehr nahe und er roch den schwachen Duft von Rosen und Seife, der aus ihren Haaren und ihrer Kleidung aufstieg. Und ich... sagte sie leise, ... ich habe nicht aufgehört, von dir zu träumen, seit du an diesem Mittsommerabend meine Hand genommen und mit mir getanzt hast. Sie berührte seine Wange; ohne nachzudenken wandte er den Kopf und küsste ihre Handfläche. Und dann war sie in seinen Armen, ihr Körper gleichzeitig weich und fest. Erst hielt er sie nur an sich gedrückt, ohne sich zu bewegen. Aber dann suchte sein Mund den ihren, die Berührung wunderbar warm und süß, and als ihre Lippen sich öffneten, mischte sich ihr Atem mit dem seinen und er spürte, wie ihr ein Schauer den Rücken hinunter lief; ihr Körper vibrierte gegen den seinen wie die gezupfte Saite einer Harfe. Der Kuss wurde tiefer und zum ersten Mal begegneten sich ihre Zungen; er hörte ein leises, ersticktes Geräusch, das tief aus ihrer Kehle kam. Er vergrub seine Hände in der unglaublich weichen Fülle ihrer Haare, wie er es in diesem verrückten, erregenden Traum getan hatte, aber jetzt war es wirklich. Er spürte die sanfte Rundung ihres Busens an seiner Brust, und das Gefühl ließ seinen Kopf schwimmen und setzte ihn in Flammen wie Zunder in sommertrockenem Heu. Schick sie weg, solange du noch kannst... Die Stimme der Vernunft, schwach und schon resigniert, ... aber ich kann nicht. Und ich will nicht. Er begehrte sie mit einer brennenden Heftigkeit, die ihn erzittern ließ, er musste jeden einzelnen Zentimeter ihre Haut erforschen, riechen, schmecken, und zwar jetzt und hier und sofort. Lily... Mit einer mühsamen Kraftanstrengung riss er sich los und suchte ihren Blick. Das ist... du solltest... wir... Eine kleine Hand legte sich auf seinen Mund. Was immer du auch tust, flüsterte sie, was immer du auch willst, schick mich jetzt nicht weg. ***** Sein Atem ging schwer und seine Augen brannten, aber sein Gesicht war voller Zweifel, und seine Berührung hatte ihre Hitze verloren. Sie begriff ganz klar, dass er versuchte, ihr zu zeigen, dass sie die Möglichkeit hatte, ihre Meinung zu ändern... aber das war das Letzte, was sie wollte. Sie wollte berühren und fühlen, und sie wollte ihn. Ihre Fingerspitze glitt über die sanfte Kontur seiner Oberlippe; er fing ihre Hand ein und liebkoste sachte das Gelenk und den empflindlichen Punkt, wo sie ihren rasenden Pulsschlag spüren konnte. Willst... willst du das wirklich? Ich hab noch nie etwas so sehr gewollt, noch nie in meinem Leben. sagte sie fest. Zu ihrer Überraschung nickte er und hob sie mit einer schnellen, starken Bewegung auf seine Arme. Sie wurde aus dem Studierzimmer getragen und den dunklen Korridor hinunter; sie konnte überhaupt nichts erkennen, aber er ging mit sicheren Schritten und öffnete eine Tür auf der rechten Seite mit einem Stoß seiner Schulter. Er setzte sie ab und entfernte sich von ihr in die Schwärze des Zimmers hinein. Dann roch sie Zunder, und ein kleines, rotgoldenes Licht zeigte ihr sein Gesicht und seine Hände, bevor die Flammen im Kamin hochsprangen. Jetzt konnte sie sehen, dass sie sich in einem Schlafzimmer befand seinem Schlafzimmer offensichtlich. Bücher türmten sich auf dem kleinen Nachttisch, und es gab noch mehr Bücher auf einem Regal an der Wand über dem Bett. Ihre Augen trafen sich und sie lächelte. Du wirst einmal mehr der Lehrer sein müssen, sagte sie. Ich nehme an, du weißt mehr über dies hier als ich. Sie hielt seinen Blick fest und fing langsam an, die Häkchen ihres Mieders zu öffnen. Er schaute sie an, sein Gesicht ruhig und aufmerksam, bis sie die letzte Verschnürung gelöst hatte, das Mieder beiseite warf und in Bluse und Rock vor ihm stand. Lass mich dir helfen. Seine Stimme war leise, mit einem ganz neuen Unterton, der sie schlucken ließ, vor Nervosität und einer ganz neuen, unvertrauten Erregung. Er trat vor, streckte die Hand aus und knöpfte gemächlich ihre Bluse auf. Dann streifte er das dünne Leinen über ihre Arme hinunter, beugte sich vor und drückte einen langen Kuss auf ihre bloße Schulter. Die Bluse segelte zu Boden. Lilys Kopf sank nach hinten und sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden, als der warme Mund von ihrer Schulter hinunter wanderte zur Rundung ihrer Brüste und sich um eine Brustwarze schloss; sie rang überrascht nach Atem. Er hatte es geschafft, das Gurtband von ihrem schweren Winterrock zu lösen... sie spürte kühle Luft auf ihren nackten Schenkeln und dann seine Hand in ihren Kniekehlen, als er sie noch einmal hochhob und auf das Bett niederlegte. Für ein paar Momente schloss sie die Augen. Sie roch den schwachen Duft sauberer Laken und einen Hauch von Pfeifenkraut und hörte Stoff rascheln. Dann knarrte der Bettrahmen und er legte sich neben sie; als sie die Hand ausstreckte, berührte sie nackte Haut... seinen Hals und die glatte, kraftvolle Rundung seiner Schulter. Sieh mich an, Lily. Sie gehorchte und sah, dass er sich über sie beugte, seine Augen erfüllt von einem sanften Lächeln, einem Hauch Mutwillen und tiefer Bewunderung. Du bist so wunderschön... meine Kastanie. Er berührte ihr Haar, dann küsste er sie erneut und Lily seufzte und genoss die neuen, tiefen Gefühle, die sie überfluteten. Seine Hände wanderten abwärts, streichelten ihre Brüste und ruhten auf ihrem Bauch, während sein Mund dem Weg seiner Finger folgte und wieder eine Brustwarze einfing. Dieses Mal hörte Lily sich laut aufstöhnen, und er lachte atemlos, bevor seine Zunge eine warme, feuchte Spur auf der anderen Brust hinterließ. Sie wollte nicht, dass es aufhörte. Es war wie eine leidenschaftliche Hymne neuen Lebens, die durch ihre Adern rauschte, und er spielte auf ihrem Körper so geschickt und geduldig wie auf einem Instrument. Bitte... seufzte sie. Bitte... ***** Ihre Augen waren tiefdunkel und leuchtend, und sein Blick blieb auf ihr Gesicht gerichtet, während er ihre Haut weiter erforschte wie eine neue Landschaft. Er streichelte ihre Schenkel und bemerkte mit Entzücken, wie entspannt sie war und wie willig, ihn alles tun zu lassen, was dazu diente, ihr Vergnügen zu bereiten. Es brauchte nicht viel Überredungskunst, dass sie sich für seine zärtlich suchende Hand öffnete, und er fand ihre geheimste Stelle ohne Mühe. Er spürte warme Nässe unter den Fingerspitzen; sie stieß einen kurzen, scharfen Schrei aus und ihr Körper bog sich seiner Hand entgegen. Einen Moment lang hatte er hart zu kämpfen, um sein eigenes Verlangen unter Kontrolle zu halten. Er hielt still, bis er sicher, dass er nicht in Gefahr war, die Dinge zu überstürzen. Dann fuhr er damit fort, die seidige Innenseite ihrer Schenkel und die unwiderstehlichen Kurven ihrer Hinterbacken zu liebkosen... und wieder und wieder kehrte er zu ihrer Öffnung zurück und reizte den festen kleinen Knoten, den er unter den weichen Hautfalten spüren konnte. Bitte... seufzte sie. Bitte... Ihre Augen waren jetzt geschlossen; ihr Kopf drehte sich hilflos hin und her und ihr Atem war ein rasches Keuchen durch halb geöffnete Lippen. Er glitt über sie und sie hob eine Hand und streichelte sein Gesicht und seine Schultern. Er zog sie an sich, küsste ihre Stirn, ihre Wange und endlich ihren Mund. Halt dich an mir fest. sagte er.Ich werde vorsichtig sein, Liebes, aber das könnte jetzt ein bisschen wehtun. Er spürte ihre Arme, die sich um seinen Hals legten und ihre weichen Brüste an seiner Haut, und dann war er in ihr und fühlte, wie der kleine Widerstand ihrer Jungfräulichkeit unter seinem ersten, kraftvollen Stoß nachgab. Sie zitterte in seiner Umarmung, das Gesicht an seiner Schulter vergraben, dann lag sie still. Er brachte es fertig zu warten, bis er spürte, dass ihre Anspannung nachließ, bevor er es wagte, sich zu bewegen. Er drängte langsam vorwärts, zog sich wieder zurück und wurde mit einer Mischung aus erstauntem Lachen und tiefem Stöhnen belohnt... und endlich nahm er sie mit hinein in den ältesten aller Tänze und füllte den bebenden Körper unter sich mit seinem Begehren. Ihre Stimme war süß und dunkel, er hörte sie abgerissene Worte murmeln... und dann ertranken die Worte in der aufsteigenden Welle der Leidenschaft, die sie mit sich fortriss und nichts zurückließ als schwere Seufzer und kurze Aufschreie, an seiner Schulter erstickt. Doch noch immer hielt er den eigenen Hunger zurück und verlangsamte wieder und wieder den Rhythmus seines Liebens, bis er spürte, dass sie unter ihm mit einem heftigen Schauder kam und zum allerersten Mal seinen Namen rief. Er streichelte ihr Haar und küsste ihr Gesicht, und dann endlich überließ er sich seinem eigenen, so lange verzögerten Höhepunkt. Noch einmal vergrub er sich in ihrer samtweichen, engen Hitze und hörte seinen eigenen Aufschrei ungläubigen Entzückens, völlig verloren in seinem letzten, unaufhaltsamen Ansturm... und dann spürte er, wie das Zittern langsam abebbte und lag still in ihren Armen, atemlos und überwältigt.
*Die ganze Geschichte findet Ihr unter dem Titel Heu und Klee hier.
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