Ein wirklich gutes Jahr (Pretty Good Year)
von Mary Borsellino, übersetzt von Cúthalion
Kapitel 27
Am zwölften Nie und nimmer"
Wieder zuhause! rief Sam von der Vordertür und kam in die Küche. Frodo saß an einem Ende des Tisches; Papiere und Notizen lagen wie ein blasser Strahlenkranz vor ihm aufgefächert. Elanor kugelte fröhlich über eine Decke auf dem Fußboden und Rosie schälte am Fenster Äpfel und schnitt sie in Scheiben.
Bin gerade in Dick Bolger reingerannt, wir sind heute bei ihm zum Abendessen eingeladen. Er meint, er hätte Herrn Frodo schon letzte Woche Bescheid gesagt.
Oh ja, hat er. murmelte Frodo mit abwesender Stimme. Tut mir leid, ich habs vergessen.
Also, das ist wirklich perfekt! Rosie ließ das Messer fallen und warf die Apfelschalen mitsamt den hellen Scheiben zurück in die Schüssel. Sieht ganz so aus, als würden die Ponies heute eine Extramahlzeit kriegen. Du hast ein Gedächtnis wie ein Sieb, Frodo Beutlin!
Tut mir leid. Frodos Tonfall zeigte deutlich, dass er kaum die Hälfte des Gespräches mitbekam. Rosie hob Elanor hoch und schnitt Frodo eine ärgerliche Grimasse. Jetzt kommt schon, wir sollten Herrn Bolger nicht warten lassen.
Es geht das Gerücht, Dick hätte genug Lebensmittel bestellt, dass es für ein Festessen reicht. überlegte Frodo laut, während sie die Straße hinuntergingen. Ob das wohl etwas damit zu tun hat?
Wenn du Zeit genug hast, auf Gerüchte zu hören, dann solltest du mir öfter helfen. Rosie reichte Elanor an Sam weiter, der sie auf die Nase küsste. Aber ich muss zugeben, das habe ich mich auch schon gefragt.
Hallo! Beeilt euch, wir wollen essen! rief eine Stimme, als sie sich an das letzte Stück des Weges machten. Es war Merry, und er spazierte oben auf der gesamten Länge des Zaunes hin und her, sorgsam balancierend, während er darauf wartete, dass sie ankamen. Dick und seine Schwester Estella saßen schon am Tisch, ebenso Pippin und noch ein Mädchen mit sanften, freundlichen Augen. Bei ihrer Geburt hatten ihre Eltern ihr den Namen Juweline gegeben, seither aber war sie für jedermann nur noch Juli.
Setzt euch und esst, bevor es kalt wird. kommandierte Estella mit einem warmen Lachen. Es gab Bohneneintopf mit Hühnchen, Tomaten und Berge von Pilzen, heiß und köstlich.
Also los, Dick, raus mit deinen Neuigkeiten, bevor du platzt. Juweline biss in ein gebuttertes Brötchen und lächelte verstohlen.
Nun
begann Dick. Ich habe mit Merry hier geredet; es bringt mich ziemlich zur Verzweiflung, dass er mit Pippin glücklicher ist als mit irgendwem sonst, und Frodo hat sich anscheinend für immer und ewig dem Juggesellenstand verschworen, und meine Stel hat die letzte Zeit hier mit Juli zusammengelebt
und ich dachte, ich hätte nie mehr die Gelegenheit, mal wieder bei einem Hochzeitsfest dabei zu sein. Nicht, dass ich dir dein Mädel nicht gönne, Stel
Oh, halts Maul, bevor du dich voll und ganz hineinreitest, und komm endlich auf den Punkt. sagte Estella und wickelte einen langen Käsefaden um ihre Gabel.
Du hast dir hier eine komische Bande von Freunden angelacht, da muss ich dir schon zustimmen. Sam dachte an seine eigene Hochzeit, an die überströmende, glühende Freude, die er empfunden hatte, als er begriff, was dies alles bedeutete: Er würde seine Rosie für immer bei sich haben, und nichts konnte ihren Bund je wieder zerbrechen. Frodo war als erster an der Reihe gewesen, Braut und Bräutigam zu küssen, und das Glück, das aus seinen Augen leuchtete, war ebenso tief wie das von Sam und Rosie.
Wie auch immer, wir haben uns mit Stel und Juli zusammengesetzt. übernahm Pippin die Geschichte. Schließlich machen Hochzeiten einen Riesenspaß, und möglicherweise erwartet irgendwer von mir einen Erben. Merry ist für einen Haufen Dinge gut, aber zum Kinderkriegen wohl kaum.
Oh, haha, Pip! Merry gab ihm eine Kopfnuss. Was dieser Einfaltspinsel zu sagen versucht, ist, dass er Juweline zur Frau nimmt, und ich heirate Estella. Auf diese Weise kriegt Dick seine Hochzeiten, und die Familienstammbäume haben nicht mehr so viele halb ausradierte Linien zwischen den Namen, wo die Chronisten nicht wissen, was sie schreiben sollen.
Ich hab jemand getroffen, der gesagt hat, ich wäre Julis Dienerin! Estella schnaubte, dann wurde sie rot. Nicht, dass mit dieser Art von Verhältnis irgendwas nicht in Ordnung wäre! versicherte sie Frodo und Sam hastig.
Also, werdet ihr euch alle ein Haus teilen? fragte Rosie.
Na ja, wahrscheinlich werden wir zwei getrennte Häuser haben, mit uns Jungs in einem davon und den Mädels in dem anderen, normalerweise jedenfalls. Pippin zuckte die Achseln. Plötzlich lachte Frodo.
Hast du einen Kalender, Dick? Ich will mal nachsehen, ob wir immer noch Nachlithe haben, weil ich mich nämlich deutlich an einen wesentlich jüngeren Peregrin Tuk erinnern kann, der erklärt hat, er würde ,am zwölften Sommerfilth heiraten, was soviel heißt wie nie und nimmer'
Du hältst wirklich ganz schön viel von deinen Vettern, Merry. sagte Sam und versteckte sein Lachen hinter der Hand. Und wann ist nun der Tag der Tage?
Rosie entschuldigte sich und stand auf, um nach Elanor zu sehen, die auf einem Kissen am Feuer eingeschlafen war.
Nicht ganz so bald. Ich wollte nur, das mein Bruder mit diesem Gejaule aufhört. erklärte Estella. Das wird die Gerüchteküche noch für eine ganze Weile am Kochen halten
Übrigens, ist irgendetwas dran an dem Gemunkel darüber, was sich in Beutelsend abspielt?
Stel! Dick schaute entsetzt. So was kannst du doch nicht fragen!
Und wieso nicht, um Himmels Willen?
Oh, du solltest Frodo wirklich besser kennen. Merry schüttelte den Kopf. Er glaubt wahrscheinlich, Elanor sei auf einem Kohlacker gewachsen, und außerdem denkt er, dass Sam und Rosie in zwei getrennten Betten schlafen.
Sam war so rot angelaufen wie die Tomaten, die sie gerade gegessen hatten. Rosie und Frodo wechselten einen schnellen Blick, dann hoben sie ihre Becher zu einem Trinkspruch, um ihm noch mehr Peinlichkeiten zu ersparen.
Auf die glücklichen Paare. sagte Frodo. Wie immer sie sich auch zusammensetzen mögen.
Hört, hört! tönte Juli, und so tranken sie also auf zwei der außergewöhnlichsten Verlöbnisse, die das Auenland je gesehen hatte.
Ich finde das schön. sagte Rosie später. Sie saß mitten im Bett an Sam gelehnt und spielte mit Elanor. Rosie sorgte dafür, dass sie oft genug mit kleinen Vettern und Kusinen zu tun bekam, oder auch mit den Kindern von Freunden, und sie hörte nie auf, sich darüber zu freuen, dass ihr eigenes Kind so wohlgeraten war.
Ja. Da beginnt eine gute Zeit, meine ich. stimmte Sam zu. Elanor gurgelte. Klingt, als findet sie das auch.
Rosie bettete ihren Kopf mit einem zufriedenen Seufzen an Sams Schulter. Ich kann kaum glauben, wie glücklich ich bin, Samweis.
Ich auch nicht, Rosieherz, ich auch nicht.
Sie trieben im warmen Feuerschein in den glücklichen Schlaf derer, die nach einem Tag voller Gelächter müde geworden sind.
Einige Stunden später wachte Sam auf. Rosie atmete ruhig neben ihm, Elanor lag sicher in ihren Armen. Frodo war nicht ins Bett gekommen. Er hatte sich angewöhnt, aufzubleiben und zu schreiben. Die Papiere auf dem Tisch waren allerdings unberührt, und Frodo war nirgendwo zu finden.
Ein gedämpftes Geräusch von draußen brachte Sam dazu, die Vordertür zu öffnen und nachzusehen. Frodo kauerte zitternd bei den Büschen und erbrach sich, so leise er konnte.
Ich glaube, es geht schon wieder. sagte er zu Sam; er schwankte unsicher und machte keinen Versuch, aufzustehen. Vielleicht sollte ich in Zukunft auf Pilze verzichten. Macht nichts, ich mochte sie noch nie besonders.
Sam verschränkte die Arme und nahm diese Erklärung als die Lüge, die sie war.
Tut mir leid, dass so ein guter Abend durch mich so übel endet. Frodo wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und ignorierte ganz bewusst die schwachen rötlichen Spuren in seinem Speichel und den leichten Kupfergeschmack.
Da kann man nichts machen, Herr Frodo. Komm schon, du wirst dich besser fühlen, wenn ich dich erst mal sicher ins Bett gesteckt habe.
Frodos Haut war eisig und schien sich unter Sams Berührung nur noch mehr abzukühlen, aber die Spannung sickerte aus ihm heraus, während er sich von Sam, der ihn halb tragen musste, ins Schlafzimmer helfen ließ. Rosie rutschte ein bisschen, um Platz zu machen, wachte aber nicht wirklich auf, und Sam legte sich wieder neben sie. Frodo rollte sich an Sams Seite zusammen, sein Herzschlag flatterte unter der kalten Haut wie ein Vogel im Käfig.
Es war trotzdem ein guter Abend. sagte Sam, kurz bevor sie einschliefen. Wie er aufgehört hat, ändert nicht das geringste daran.
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