Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Sam!
Eine Geburtstagssammlung, übersetzt von Cúthalion

Im Dunkeln (In the Dark)
Von rabidsamfan, übersetzt von Cúthalion

Legolas stand in der Dunkelheit von Moria und lauschte auf sein Blut, das schnell und heftig in seinen Ohren rauschte. Er hatte nicht oft solches Entsetzen verspürt wie vor dem Tor, nicht in einem langen Leben, in dem er den vielen Geschöpfen entgegengetreten war, die den Düsterwald heimsuchten. Fast vergessen hatte er solche Ängste, fast vergessen, dass Elben so erschüttert sein konnten. Es beschämte ihn, dass er so hilflos dagestanden hatte... oder es würde ihn beschämt haben, wären die anderen nicht dagestanden wie er, ebenso eingefroren.

Alle außer Sam, der sich jetzt zu Füßen seines Herrn auf den Steinen zusammenkauerte und aus Trauer über eine Entscheidung weinte, die er nicht bereute.


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6. April 1419: Warten in Ithilien (Waiting in Ithilien)
von Elycia, übersetzt von Cúthalion

Du schläfst jetzt schon fast zwei Wochen. Obwohl sich Frodo dann und wann regt und Anzeichen da sind, dass er aufwacht, bleibst du so still wie der Tod, und Gandalfs Gesicht ist ernst.

Ich habe auch im Griff des Schattens gelegen, eingelullt von schweigender Finsternis, immer noch weiter fortgelockt von Licht und Wärme. Ich weiß nicht, was mir mehr Angst macht: zu wissen, was du erleiden wirst, wenn die Finsternis gewinnt oder mich zu fragen, ob mein Vetter die Stärke finden wird, sich zu erholen, wenn du sterben solltest.

Du warst immer großzügig an deinen Geburtstagen, aber heute will ich nur ein Mathom: Bitte, bitte, mach die Augen auf.


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Verspäteter Geburtstag (Belated Birthday)
Von auntiemeesh, übersetzt von Cúthalion

Sam wanderte zwischen den Bäumen hindurch, die in Gruppen den Strom entlang wuchsen und suchte nach genau dem richtigen Stück Holz. Immer wieder blieb er stehen, bückte sich und prüfte einen heruntergefallenen Stock oder Ast. Er hatte fast eine Stunde gesucht, bis genau das fand, was er suchte. Er kam unter dem Schatten der Bäume hervor und ließ sich in einem warmen, sonnigen Fleck auf dem Boden nieder. Er zog sein Messer heraus, fing an, an dem Ast herum zu schnitzen und pfiff zufrieden vor sich hin.

An diesem Abend nach dem Abendessen versammelten sich die vier Hobbits, wie sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, auf einer kleinen Lichtung nahe dem Buchenwäldchen, in dem Frodo und Sam ein paar kurze Tage zuvor aufgewacht waren. Pippin war gerade damit fertig geworden, die Geschichte zu erzählen, wie er und Merry Baumbart begegnet waren, als Sam mit einem unbeholfenen Hüsteln aufstand.

„Ich bin nicht gut im Redenhalten, aber ich hab was zu sagen, bitte um Verzeihung. S’scheint, als hätte ich meinen ganzen Geburtstag verschlafen und alles, und es mag nicht ganz anständig sein, aber besser spät als nie, wie mein alter Ohm gerne sagt.“ Er hielt einen Moment inne und schaute unbehaglich drein, bevor er sich räusperte und fort fuhr. „Ich... hier.“, und plötzlich streckte er jedem seiner Freunde ein kleines Päckchen entgegen und ließ den Rest seiner vorbereiteten Rede fallen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, murmelte er, wurde knallrot und setzte sich wieder hin, ohne die anderen anzuschauen.

Frodo wickelte sein Bündel sorgfältig aus und starrte voller Staunen. „Das – ich weiß nicht, was ich sagen soll, Sam.“ murmelte er ehrfürchtig. Die Schnitzerei, die sich in seine Handfläche schmiegte, stellte einen Mallornbaum dar. Sie war grob gemacht, aber sie fing die Anmut und Schönheit dieser majestätischen Bäume auf eine Weise ein, die Frodo nicht erklären konnte. „Sie ist vollkommen. Dankeschön.“

Merry und Pippin hatten ihre Geschenke ebenfalls geöffnet; sie erwarteten, ähnliche Schnitzereien zu finden. Deshalb war Merry am meisten überrascht, herauszufinden, dass seine Schnitzerei eine kleine, aber getreue Nachbildung eines der Elbenboote von Lothlórien war. Er lächelte bei dem Gedanken an die Tage (und Nächte), die sie auf dem Fluss verbracht hatten, und wie verängstigt Sam gewesen war. „Danke, Sam“, sagte er, einen Hauch Heiserkeit in der Stimme.

Pippin lachte, als er sein Bündel öffnete; er hielt eine erstaunliche Nachbildung von Schattenfell hoch. „Du solltest deinen Geburtstag öfter verschlafen“, kommentierte er, „wenn das diese Art von Geschenken zur Folge hat. Dankeschön“, fuhr er, jetzt ernsthafter, fort, „ich werde es in Ehren halten.“

Sam wurde beinahe noch roter – falls das möglich war – als seine Freunde ihm Komplimente über die Schnitzereien machten. „Das war doch gar nichts.“ murmelte er in Richtung Erdboden, erleichtert, dass niemand über seine Gaben gelacht hatte.

Merry erbarmte sich angesichts von Sams Verlegenheit, wechselte gnädig das Thema und stellte Frodo eine Frage über den Wasserfall von Henneth Annun. Sam seufzte und ließ es zu, dass die Unterhaltung ihn umfloss, bis es Zeit war, ihre Zelte aufzusuchen und zu schlafen. Das Bild von Frodos Gesicht, leuchtend vor Freude, als er den geschnitzten Baum betrachtete, spielte in seinem Geist, als er in den Schlaf hinüberglitt und an dem schmerzhaften Schnitt in seinem Daumen lutschte. Der Schmerz war das Geschenk der Freude mehr als wert.

Er schlief ein mit einem Lächeln auf dem Gesicht.


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Gimli’s Lied
Von Ruby Nye, übersetzt von Cúthalion

Als das Schankraum-Geschwätz sich den Zwergen und ihrer Art zuwandte - eine wesentlich schönere Aussicht als so manche näher liegende Angelegenheit – da fragte ein Bursche mit lauter Stimme: „Herr Frodo ist mit einem Zwerg gereist, oder nicht?“ , und bevor Sam ihn aufhalten konnte, gab Jolly Kattun seinen Senf dazu: „Ist er tatsächlich, und Sam hier war dabei!“

Also, da hatte er es nun wirklich. Aller Augen wandten sich Sam zu, und sämtliche Stimmen riefen nach ein paar Worten oder einer Geschichte oder so was in der Art. Während Jolly ihn angrinste, kam ungebeten die Erinnerung an Gimli zu Sam zurück. Gimli, der in Morias riesigen Höhlen sang... und er wusste, was er ihnen geben konnte.

Die Welt war jung, die Berge grün
Als fleckenlos der Mond noch schien
Nicht Berg noch Tal, nicht Strom noch Land
War da zu Durins Zeit benannt.

Der gemütliche, vertraute Raum verblasste, die Hobbits sprachen leiser und wurden still; während Sam sang, hörte er Gimlis dröhnende Stimme, die die endlose Dunkelheit über ihren Köpfen erfüllte, und unter seinen Füßen spürte er keinen Holzfußboden, sondern behauenen Stein.

Die Sternenkrone glänzt vom Grund
Des Wassers noch zur Tagesstund
Tief ist der See, der sie begräbt
Bis Durin sich vom Schlaf erhebt.

Die tiefen Sterne in der Bläue des Spiegelsees schimmerten in Sams Vorstellung und machten nur langsam dem Braun und Gold und Rosa eines Schankraumes voller großäugiger Hobbits Platz. Einen langen Augenblick starrten alle Sam an, der spürte, wie ihm das Blut in den Wangen brannte, als er sich hinsetzte und in sein halb ausgetrunkenes – und zweifellos letztes – Bier starrte. Dann fing jemand an zu klatschen, und dann jemand anderes; bald applaudierte und jubelte der ganze Raum, währen Jolly Sam in die Rippen stieß, bis er hilflos lächelte.


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Vorbereitung (Preparing)
Von Mariole, übersetzt von Cúthalion

Es konnte nicht einfach irgendein Loch sein. Dieses hier schrie nach besonderer Vorbereitung. Die Erde war hart in ihrem Winterschlaf, aber Sam grub den Boden nichtsdestoweniger fast einen halben Meter in alle Richtungen um, riss die Überreste alter Baumwurzeln aus und stellte sicher, dass die Krume locker war. Dann rührte er seine ganz spezielle Mischung aus Stallmist und Füllstoff an, um der Erde beim Atmen zu helfen. Er lockerte sie auf und strich sie glatt und er ebnete die Kanten der Öffnung ein. Endlich grub er mitten in den Hügel ein Loch; er benutzte nur seine Finger, bis er etwa eine Tiefe von der Länge seiner Hand erreicht hatte. Es würde ausreichen.

Er wischte seine Hände an dem Lappen ab, der immer an seiner Hose hing, wenn er gärtnerte. Die Erde war unter seinen Fingernägeln festgebacken, aber aus langer Erfahrung wusste Sam, dass sie dort auch bleiben und sich nicht vermischen würde mit... mit dem, womit er sie nicht vermischen wollte. Sorgsam zog er das schlichte Holzkästchen aus seiner Tasche. Als er den Deckel hob, blitzte etwas im dämmrigen Winterlicht kurz silbern auf. Er zögerte und betrachtete den Schatz darin. Endlich traf er seine Entscheidung: eine Prise.

Er kippte das Kästchen und klopfte leicht dagegen, um zu sammeln, was in einer Ecke übriggeblieben war. Davon nahm er gerade genug Staub, wie er zwischen Daumen und Zeigefinger halten konnte. Sein Mund war trocken; würde der Zauber wirken? Wieder langte er in das Kästchen. Zum ersten Mal schloss er seine Finger um den kleinen, silbernen Samen. Sein Herz machte einen Sprung. Selbst jetzt, in der Starre des Winters, konnte er... etwas fühlen. Der Pulsschlag des Lebens innerhalb der Schale. Für einen Moment schien er mit anderen Augen silberne Zweige sehen, mit goldenen Blüten beladen; aus ihnen entsprang ein Lied von unvergleichlicher Schönheit. Es durchbohrte ihn mit Worten, die das Begreifen in seinem Kopf übersprangen und ihm geradewegs ins Herz gingen.

Die Vision floh. Ängstlich, ehrenbietig ließ Sam den Samen in das Loch fallen. Sanft drückte er die Erde darüber zu.

Er sank auf seine Fersen zurück; er fühlte sich erschöpft. Alles was jetzt zu tun blieb, war zu warten.


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Äpfel (Apples)
Von Ansothehobbit, übersetzt von Cúthalion

Merry hatte Sam immer beneidet. Er beneidete Sam um seine Fähigkeit, Leben aus dem kleinsten Korn und dem winzigsten Samen hervorzulocken. Er hegte sie und redete sogar manchmal mit ihnen. Und immer spross Leben hervor, und das Korn oder der Samen wuchsen zu etwas Wunderschönem heran, wie dem Reichtum an Blüten im Garten von Beutelsend, und zu etwas Nützlichem wie dem Kartoffelhaufen und den Apfelbäumen.

Merry brachte das nicht fertig, aber wenn die Früchte von Sams Arbeit geerntet wurden, dann dankte er immer im Stillen seinem Gärtnerfreund, dessen Liebe die Bäume dazu bewegte, dass sie die köstlichsten Äpfel in ganz Hobbingen gaben.


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Eine neue Pflanze (New plant)
Von Cúthalion

„Schau, mein Kleiner... hier ist ein guter Platz für dich, feine Erde, dunkel und feucht. Streck deine Wurzeln aus... und bald sehe ich, wie du immer kräftiger um die Stange wächst...“

Rosie kam näher, ihre Füße fast lautlos auf den Trittsteinen des Weges. Sie hörte sein leises Murmeln und sah, wie er die winzige Erbsenpflanze zärtlich in den Boden setzte. Beim Anblick seiner braunen Finger wurde sie von einer Woge aus Freude und Triumph überspült, die ihr beinahe den Atem raubte.

„Sam?”

„Ja, Mädel?”

Sie lächelte, nahm eine seine Hände und drückte sie sanft auf die Schürze über ihrem Bauch.

„Rate mal.”


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Abschied (Farewell)
Von febobe, übersetzt von Cúthalion

„Komm, Sam – mach es auf!“

„Also, Herr Frodo – das ist zu fein, und es gehört sich auch nicht – es ist mein Geburtstag, nicht deiner; ich kann nicht...“

„Sam. Bitte.“ Frodos stetiger Blick fing seine Augen ein, und Sam stockte der Atem.

Er geht fort.

Der Gedanke hing über der Wärme von Beutelsend wie ein dunkler Schatten.

Er geht fort, gar kein Zweifel. Er denkt, dass er Ende September nicht hier ist, oder wenn, dass dann nicht genug Zeit übrig sein wird für Feste oder Mathoms. Oder selbst wenn Zeit genug ist...

Doch er zwang sich zu einem Lächeln, stetig wie in den alten Tagen, so wie er es getan hatte, um seinen Meister für eine weitere Tagesreise aufzumuntern; er fing an, das seidene Band zu lösen und hob sorgsam den Deckel der Schachtel, während Frodo zusah.

Also, Herr, du magst denken, dass du uns wieder durch die Finger schlüpfst, aber nicht deinem Sam. Nicht deinem Sam.


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Tränen und Hoffnung (Tears and Hope)
Von Periantari, übersetzt von Cúthalion

„Du denkst an ihn, nicht wahr?“

Er schaute zu mir hoch und ich konnte ein gebrochenes Herz und in seinem Gesicht die Tränen sehen, die er vergossen hatte. Es war nicht nötig zu fragen; ich wusste, sein Schmerz darüber, einen der besten Freunde, die er je gehabt hatte, gehen lassen zu müssen, war noch frisch.

Er stand auf; er versuchte, stark auszusehen, ungerührt, aber er hatte keinen Erfolg damit. Er nickte und lächelte schwach, aber er sagte nichts. Ich nahm ihn in die Arme und hielt ihn fest an mich gedrückt; ich versuchte, seinen Schmerz mit ihm zu teilen und ihn das wissen zu lassen.

„Ich werde immer für dich da sein, Sam.”


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Schönheit (Beauty)
Von kellie, übersetzt von Cúthalion

Als Kind fühlte er sich wie ein Narr, wenn er über solche Dinge trauerte. Und doch weinte er immer noch jeden Frühling. Wie konnten die Bäume eine solche Schönheit loslassen... wie konnten sie sie nicht festhalten und sich für immer daran freuen? Er verstand, dass die Blüten gehen mussten, um der Frucht Platz zu machen. Aber es machte den Abschied nicht leichter. Und es war nicht eher als in diesem letzten Frühling, als er allein unter dem turmhohen Kirschbaum ganz in der Ecke des Gartens stand, dass er wirklich begriff. Es waren nicht die Bäume, die losließen, sondern die Blüten. Und als er sich die Tränen abwischte, da waren es nicht mehr die Bäume, um die er weinte, sondern er selbst. Und die Schönheit von allem. Die süße, flüchtige Schönheit von allem.


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6. April 1482
von mordelhin, übersetzt von Cúthalion

Sam hatte Boote nie gemocht. Vorboten von Gefahr und Verlust waren das – alles, was sie je getan hatten, war, ihn in Gefahr zu tragen und ihm sein Herz zu stehlen. Aber in diesem März nahm unter seinen knorrigen, aber geschickten Fingern ein elegantes Schiff mit hohem Bug und elbischer Ausstrahlung langsam Form an. An den meisten Tagen saß er neben Rosies Bett, vor allem dann, wenn die Schmerzen am schlimmsten waren; er sang ihr leise etwas vor und schnitzte das Holz. Als der April kam, ging es Rosie gut genug, um sie in Elanors Obhut zurückzulassen. Sam versicherte ihnen, dass seine Reise ihn nicht lange aufhalten würde. Auf Drängen seiner Tochter nahm er Elfstan mit, und in der Dämmerung ritten die beiden von den Turmbergen los.

Eine Reise von wenigen Tagen brachte sie zu den Anfurten. Das Wasser war von schaumbemützten Wellen übersät; die Sonne versank tief im Westen und setzte die Wolken in Brand. Sam ging mit mühsamen Schritten allein auf die Pier hinaus. Er bückte sich und setzte sein geschnitztes Boot ins Wasser. Robust war es, aber klein inmitten der riesigen Ausdehnung von Meer und Himmel – ein schlichtes Spielzeug, das auf den Wogen tanzte. Für Sam war es ein Geburtstagsgeschenk für einen, der fortgegangen war, ein Versprechen von Wiederherstellung und Vollständigkeit, und eine Botschaft: Nicht mehr lange jetzt.


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Traum (Dream)
Von gardnerhill, übersetzt von Cúthalion

Sam blinzelte zu Frodo hoch und lächelte. „Hab was Trauriges geträumt letzte Nacht“, murmelte er.

„Erzähl’s mir.“

„Also...“Sam verschränkte seine Finger mit denen von Frodo. „Es klingt hübsch genug, aber es hat sich sehr traurig angefühlt. Ich war in einem wunderschönen Land, ich hatte ein schönes Mädchen im Arm und lauter Kinder um uns herum. Ich war ein König oder so was; bei jedem Fest hatte ich den Vorsitz. Aber du warst nicht da. Ich suchte und suchte nach dir, jahrelang, aber ich konnte dich nicht finden. Beim Suchen bin ich alt geworden.“

Frodo küsste Sam auf die Stirn. „Du bist jetzt wach. Der Traum ist vorbei.“

Draußen brauste das Meer.


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