Elanor die Tapfere (Elanor the Brave)
von Singe Addams, übersetzt von Cúthalion

Sie hatte eine Verletzung an der Hand, weil ihr Onkel einen seiner Anfälle gehabt hatte. Pip hatte sich schrecklich gefürchtet und nach Ellyelle um Hilfe geschrien. Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, hatte Elanor Frodo eine Vase auf den Kopf gehauen, die dabei zerbrach und ihr in die Handfläche schnitt.
Eine Woche lang fühlte sie sich schrecklich schuldig; Frodo wich ihrem Blick aus und Elanor hasste sich selbst. Aber dann kam er eines Tages und setzte sich an das Fußende von ihrem Bett. Er sagte, wie furchtbar leid es ihm täte, dass sie das hätte tun müssen, und dass sie und ihre Brüder und Schwestern niemals zögern sollten, sich selbst vor ihm zu schützen. Am Ende dieser Rede hatte er geweint, und Elanor war zu ihm hinübergekrabbelt und hatte ihre Arme um seinen Hals geworfen und ihn Fo genannt wie früher, als sie noch klein war.

Alle anderen nannten sie Elanor die Schöne, aber Onkel Frodo nannte sie Elanor die Tapfere.

(Aus „Ein wirklich gutes Jahr“/ „Westlich vom Mond“)


„Oh, ich verstehe, Pip...“ sagte Merry, schaute hinüber zu seiner Frau und verdrehte die Augen über Pippins Dickköpfigkeit. Pippin sah, wie Stel Juli – seine eigene Frau - angrinste, und er begann, sich ausgesprochen irritiert zu fühlen. „...die Spinnen vom Düsterwald haben also bloß mehrere Flüsse, ein paar Gebirgszüge und endlose Einöden durchquert, und das ganz von selbst? Sie sind hier ganz alleine hergewandert? Das hätten sie nie überlebt...“

„Ich sage dir, jetzt, wo Legolas’ Leute den Düsterwald wieder zum Grünwald machen, werden die Spinnen und andere, garstige Dinger, die da gelebt haben, verdrängt...“ Pippins Hände umklammerten die Zügel seines Ponys. Merry war sich so sicher, dass er alles wusste, dass er sich danach sehnte, ihm einen Tuk-Fußtritt zu versetzen, und zwar mitten auf sein...

„Es braucht bloß ein schwangeres Weibchen, um eine Kolonie zu gründen, Pip!“ betonte Merry, einen Finger dozierend erhoben. „Jemand hat die Spinnen mitgebracht...“

Pippin hob ebenfalls einen Finger, allerdings den von der rüden Sorte. „Wer? Wohl derselbe, der die Trolle in die Westmark gebracht hat? Hm? Ich schwör’s, nach all den Kämpfen, in die wir verwickelt gewesen sind, könnten wir genauso gut als Schurken bekämpfende Hauptmänner abdanken und als Waldläufer anfangen.“ Beutelsend kam endlich in Sicht und Pippin war herzlich froh bei der Aussicht, dass dieser Streit bald ein Ende fand; er war schon bei ihrem Aufbruch an diesem Morgen losgegangen. „Warum kannst du nicht zugeben, dass du unrecht hast?“

„Weil es nicht stimmt.“

„Tut es doch.“

„Nein.“

„Doch.“

„Tut es nicht, du dicker Tuk!“

„Tut es doch, du blökender Brandybock!“ Stel und Juli lachten wieder; Pippin hielt Ausschau und konnte die runde Tür von Beutelsend endlich deutlich sehen. Zu seiner Überraschung wartete die elfjährige Elanor am Gartentor auf sie. Er konnte ihr Gesicht gerade so eben erkennen und sah, dass sie sehnsüchtig in ihre Richtung starrte. Sie stieß das Tor auf und ging steifbeinig zum Weg hinunter, offenbar, um sie abzufangen. Pippin wurde unruhig. Er hob eine Hand, um Merry von weiteren Beschimpfungen abzuhalten und deutete auf Elanor. Elanors Bewegungen waren allzu kontrolliert, allzu eckig... ihre blonden Locken waren zerrauft und sie hatte... Pippins Herzschlag setzte aus, als Elanor näher kam... sie hatte Blut an den Händen und auf ihrem Kleid. Er sprang von seinem Pony und eilte vorwärts, die Arme ausgebreitet.

Elanor rannte nicht hinein. Sie hatte ganz offensichtlich beschlossen, sich ihrem Lieblingsonkel gegenüber erwachsen zu benehmen, und ihre Stimme war unnatürlich hoch und höflich. „Guten Morgen.“ Sie verschränkte die Hände hinter dem Rücken.

Pippin hörte Merry, Stel und Juli hinter sich herankommen, während er die Knie beugte, um dem kleinen Mädchen in die Augen zu sehen. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und merkte, dass ihre Muskeln so straff gespannt waren wie eine Bogensehne. Ihr Gesicht war blass und tränenüberströmt. „Morgen, Ellyelle. Wo ist denn der Rest deiner Familie?“

„Mama und Papa sind auf den Markt gegangen. Sie haben gesagt, sie sind in weniger als einer Stunde wieder zurück, und... dass alles gut geht...“ Elanor schaute hinüber zu ihrem Heim und Pippin entdeckte, dass sich sämtliche Gärtner-Kinder am Zaun zusammendrängten und in ihre Richtung starrten wie unglückliche, lockenköpfige Tierchen.

„Wo ist dein Onkel Frodo?“

Elanors Gesicht verzerrte sich zu einem Ausdruck, der für Pippin nur eines bedeuten konnte: irgend etwas hatte ihr das Herz gebrochen. „Er ist drinnen. Er ist krank. Er ist auf Klein-Pippin losgegangen und hat ihm gesagt, dass er ihn nicht haben kann. Ich hab gesagt, dass Pippin ihn gar nicht haben will, und dass er ihn loslassen soll, aber er wollte nicht und Pip bekam Angst und fing an zu schreien und ich hab auch geschrien und... ichhabeinevasegenommenund onkelfrodoeingroßesloch indenkopfgehauen.“Sie rang nach Atem und sog die Herbstluft tief in sich hinein. „Da hat er losgelassen.“ Sie klappte den Mund wieder fest zu.

„Darauf möchte ich wetten.“ Pippin schaute auf zu den anderen. Juli und Stel starrten voller Entsetzen auf Elanor hinunter, und Merrys Gesicht war ausdruckslos und bleich, während er den Smial betrachtete und offensichtlich versuchte, durch die Tür hindurch Frodo zu sehen. „Ist Pippin verletzt, oder jemand anderes?“

„Nein, er hat sich bloß erschreckt. Ich hab mich in die Hand geschnitten...“

Juli fing an, den Saum ihres Reisemantels zu einer Kordel zu drehen. „Oh. Oh, Rose wird einen Anfall kriegen deswegen...“

„Rose?“ schnauzte Stel. „Was glaubst du, wie Sam sich fühlen wird? Du weißt, wie besorgt er immer ist. Er wird einfach durchdrehen!“

„So fest hab ich ihn gar nicht gehauen.“ murmelte Elanor, während ihr Blick hastig von Gesicht zu Gesicht huschte. „Und ich hab mich geschnitten... ich hab mich in die Hand geschnitten...“

Merry drehte sich um, um den Frauen zu antworten. „Was ist mit Frodo? Was glaubt ihr, wie er sich fühlen wird, wenn er wieder zu sich kommt - das heißt, wenn Elly ihn nicht umgebracht hat! Wir müssen alles für Sam und Rose vorbereiten. Ihr beide sammelt die anderen ein...“ Stel und Juli nahmen sich zusammen und eilten auf schnellstem Wege zu den Gärtnerkinden. Klein-Pippin hob die Arme und Stel drückte ihn besitzergreifend an sich. Merry wandte sich an Pippin. „Ich bin sicher, Beutelsend ist ein Katastophengebiet, und es könnte den Ärger verringern, wenn wir ein bisschen Ordnung schaffen. Das machen wir. Komm jetzt, Elly...“

„IHR MACHT DAS!“ explodierte Elanor. Pippin kippte nach hinten auf seine Fersen und Merry starrte sie an. „IHR MACHT DAS! ICH GEH DA NICHT MEHR REIN! ICH GEH NIE WIEDER ZURÜCK!“ Ihr Gesicht war eine Maske scharlachroten Zorns, und sie versuchte so gewaltsam, ein Schluchzen zu unterdrücken, dass sie fast daran erstickte. Sie hustete, wandte ihren Onkeln den Rücken zu und rannte weg.

„Jawohl, Merry. Du machst das!“ schrie Pippin. Elanor hielt inne und schaute zurück, die Fäuste gegen das Gesicht gedrückt. Merry drehte sich schockiert in Pippins Richtung.

„Was? Ich... was?“ Pippin stieß Merry gegen die Brust. Estella und Juweline, halb hinter all den Kindern verborgen, wandten sich nach ihnen um und schauten verblüfft zu.

„Du denkst, du weißt alles!“ schrie Pippin, laut genug, dass jedermann auf dem Bühl ihn hören konnte. „Du kommst mir vor wie Bauer Spachtler. Erinnerst du dich? Als sein Pony dich in die Brust getreten hat, hat er dich beschimpft, weil sich das Viech dabei den Huf verletzt hat.“ Pippin beugte sich dicht an ihn heran und blinzelte langsam mit einem Auge, aber so, dass Elanor es nicht sehen konnte. „Elly ist völlig durch den Wínd, und du machst dir Sorgen um Frodo? Hmmmpf!“

Merry fing an, Entschuldigungen in Richtung Elanor zu stammeln, die sich immer noch rückwärts gehend entfernte. „ICH GEHE AUCH WEG!“ schloss Pippin. Er eilte mit wütend geblähtem Mantel zu Elanor hinüber und bedeutete ihr, weiterzulaufen. Sie setzte sich wieder in Bewegung und Pippin rannte hinter ihr her. Unfähig, der Versuchung zu widerstehen, schrie er: „UND ICH HAB RECHT MIT DEN SPINNEN!“ Merry sah sie verschwinden, die Hand auf dem Mund.

Elanor rannte und rannte durch Felder und Wiesen und Pippin, der ihr auf den Fersen blieb, geriet jedes Mal ins Wanken, wenn sie stolperte oder achtlos durch ein Gebüsch brach. Er konnte hören, wie sie keuchte und hustete, und wie sie von Zeit zu Zeit Worte oder halbe Sätze knurrte, von denen er kaum glauben konnte, dass sie die in Beutelsend gelernt hatte. Als sie die Wässer erreichten, einen Ausläufer des Brandywein-Flusses, fing sie an, sich die Seite zu halten, und er wusste, das es nicht mehr lange dauern konnte. Tatsächlich machte Elanor, fast ohne langsamer zu werden, eine säuberliche Kehrtwende und warf sich gegen Pippins Beine, wodurch sie ihn praktisch zu Boden stieß.

Pippin hob sie auf und barg sie in einer bärenhaften Umarmung; er schlang seinen Reisemantel um sie beide, während er zu einer schattigen Eiche am Ufer hinunterwanderte. Er setzte sich hin und hielt sie auf dem Schoß, während sie schluchzte, eingehüllt in die warme Wolle und die Sicherheit seiner Arme. Elanor war zerkratzt, blutig, verschwitzt und elend, und Pippin hätte es lieber (wieder einmal) mit einem Heer von Trollen aufgenommen, als sie so am Boden zerstört zu sehen.

Der Herbstwind, der nach brennendem Laub roch und nach der Kälte des nahenden Winters, kühlte sie beide, und Elanors Schluchzen begann nachzulassen. Als die Schatten der Eiche, der Rohrkolben und der Wiese länger wurden, hielt sie still und Pippin ließ sein Kinn auf dem blonden Rattennest ruhen, das einmal ihr Haar gewesen war. Endlich sagte er etwas. „Wo geh’n wir denn hin?“

„Düsterwald.“ sagte sie, ein bisschen gedämpft, aber mit absoluter Sicherheit.

„Nanu, wieso zum Düsterwald?“

„Ich will Leg’las treffen.“

„Ach so. Also gut.“ Pippin betrachtete den Flaum der Fluss-Rohrkolben, der von der seidigen Brise fortgeweht wurde; er wünschte sich, er könnte Elanor nehmen und ihm folgen, geradewegs hinaus aus dieser Welt, wo nichts dauerhaft in Ordnung blieb. „Natürlich, wenn du dich noch ein bisschen geduldest, dann kommt der Düsterwald vielleicht zu dir. Einen Überfall durch Spinnen, der uns Sorgen macht, haben wir schon, und ich habe keinen Zweifel, dass eine Unmenge schwarzer Eichhörnchen, schwarzer Falter, gruseliger Bäume und hübscher Elben ebenfalls schon auf dem Weg sind. Du wirst Legolas und seine Leute mögen. Ich nehme an, wir könnten sie im Wurzelkeller unterbringen...“

Elanor blinzelte erschrocken, abgelenkt von etwas Neuem, worüber sie nachdenken musste – ganz, wie Pippin beabsichtigt hatte. „Einen Überfall durch böse Spinnen? Wie die eine, die Papa fressen wollte und...“ Elanor hielt inne. Sie wollte nicht einmal den Namen aussprechen. Pippin tat es für sie.

„Und Frodo, ja. Also, nicht ganz. Diese Spinnen sind nicht mal annähernd so groß und böse wie Kankra, aber sie sind größer als die Hunde für die Wildschweinjagd und doppelt so schwer umzubringen. Ein paar von denen haben mich überraschend am Rand des alten Waldes erwischt, und ich habe ewig gebraucht, bis ich mit ihnen fertig war.“

Elanor schaute zu ihm auf, die Augen riesengroß. „Hast du sie mit deinem Schwert getötet?“

„Mit meinen ZÄHNEN!“ Pippin setzte sein patentiertes Grimmiger-Krieger-Gesicht auf und Elanor gab ein ersticktes, widerwilliges Kichern von sich. Pippin lächelte. Dann hob er ihre Hand hoch und bog die Finger auf, um den angerichteten Schaden anzuschauen. Es war ein ordentlicher Schnitt, sauber und tief, aber die Blutung hatte aufgehört. Man brauchte nicht zu nähen, aber sie würde sicherlich für den Rest ihres Lebens eine dünne Narbe haben. Er seufzte und küsste tröstend ihre Handfläche, und Elanors Kopf sank wieder gegen seine Brust. Sie rieb sich die Augen.

„Wir sind heute vorbeigekommen, damit uns Sam, der Kankra-Töter , beim Ausrotten der Spinnen hilft, sobald wir genügend Leute zusammen haben. Und falls Frodo noch weiß, an welchem Ende man ein Schwert hält, wollten wir ihn auch mit aufstellen, aber...“

„Mama und Papa werden mich umbringen...“

„Nee, werden sie nicht...“

„Werden sie doch! Tante Stel und Tante Juli haben gesagt, dass sie einen Anfall kriegen werden und ... und durchdrehen... wegen dem, was ich gemacht hab...“

„Oh nein, Elly.“ Pippin hielt sie fester. „Wegen dem, was Frodo gemacht hat. Ihre Kinder zu erschrecken und auf sie loszugehen...kann gut sein, dass sie zu Ende bringen, was du angefangen hast. Es sei denn, Frodo beendet es zuerst.“ Pippins Stimme erstarb, als ihm die Wahrheit dessen aufging, was er sagte. Für jemanden, der eine Gefahr für Kinder war, gab es keinen Platz in der Familie.

Leb wohl, Frodo.

Pippin stöhnte fast unmerklich. Nein, nein, nein. Nach allem , was sein Vetter für die Welt getan hatte, nach allem, was er durchlitten hatte... dass es so ausgehen musste! Aber Frodo wurde von seiner Familie und von seinen Freunden nicht nur seiner Verdienste für Mittelerde wegen geliebt... er würde allen bitterlich fehlen.

„Ich muss fortgehen.“ schluchzte Elanor.

„Ach Liebchen... weißt du was? Wenn wir zum Düsterwald wollen, dann haben wir den falschen Weg genommen. Wenn wir der Wässer weiter folgen, dann landen wir im Binsenmoor. Das ist ein übler Ort, da leben blutsaugende Stechfliegen...“ Elanor brach erneut in Tränen aus; Pippin verfiel in Schweigen, während er sie sich ausweinen ließ und sie hin- und herwiegte.

Der Himmel wurde allmählich golden, und die beiden betrachteten die Schönheit des Sonnenunterganges gemeinsam. Pippin dachte, wie seltsam es war, dass eine solche Herrlichkeit existierte ohne jede Rücksicht auf persönlichen Kummer.... beinahe so, als würde sie ihn verachten. Endlich versuchte Elanor, zu erklären, was sie meinte: „Wenn ich fortgehe, dann kann Fo bleiben... er war krank, er hat nicht gewusst, was er tat. „ Sie rieb ihr Gesicht an Pippins Ärmel. „Er... erwusstenichtmalwerwirsind.“

„Dann möchtest du also nicht, dass er geht?“ Sie schüttelte den Kopf. „Würdest du ihn vermissen?“ Sie nickte. „Du würdest ihn noch viel mehr vermissen, wenn du gehst. Und wenn du gehst, gehe ich auch. Dann werden alle in Beutelsend dich vermissen, und sie werden hinter dir herjagen, genauso wie die Leute von Buckelstadt und von Bockland, die hinter mir her sind. Dann ist das Auenland ausgestorben und die armen Spinnen haben niemanden, den sie auffressen können.“ Elanor schniefte. „Du möchtest doch nicht, dass die armen Dinger verhungern?“ Sie schüttelte den Kopf. „Und denk bloß an den SKANDAL!“

„Den Skandal?“

„Der Sohn des Thains und die Tochter des Bürgermeisters laufen gemeinsam davon?!?“ Pippin schlug mit übertriebenem Entsetzen eine Hand vor den Mund und Elanor lächelte.

„Tante Juli würde mich umbringen.“ flüsterte sie.

„Dein Onkel Merry auch. Und Tante Stel. Und die Frau von Bauer Spachtler – aber das letzte ist unser kleines Geheimnis, in Ordnung?“ Elanor schnaubte vor Lachen und rieb sich die Nase am Ärmel. Pippin stand auf und stellte sie auf die Erde. Sie sah immer noch niedergeschlagen aus, aber ihre Traurigkeit unterstrich nur die Tatsache, was für ein überaus hübsches Kind sie war. Plötzlich begriff Pippin, dass sie wunderschön zu werden versprach. Ein paar mehr Jahre noch, und Pippin würde sich Sorgen um das Seelenheil sämtlicher feiner Hobbitherren ihrer Generation machen müssen... und wenn er es genau bedachte, auch um sein eigenes.

„Dann gehen wir also wieder zurück?“ bemerkte er sanft. Elanor straffte die Schultern und nickte. „Gutes Mädchen.“

Bei diesen Worten huschte ein zweifelnder Ausdruck über ihr Gesicht. „Was wird passieren, Onkel Pip?“ fragte sie hoffnungslos.

Er rieb sich mit dem Zeigefinger über das Kinn und dachte einen Augenblick nach. Er beschloss, vollkommen ehrlich zu sein, um ihret- und um seinetwillen. „ich denke, Frodo wird eine zweite Chance bekommen. Wenn wir ihn davon abhalten können, alleine fortzugehen, dann läuft das Leben weiter, so wie immer. Aber wenn er jemals einen von euch auch nur ankratzt... dann war’s das.“ Er spreizte die Hände in einer Geste der Ablehnung. „Leb wohl, Frodo.“ Elanor schwankte noch, aber Pippin konnte sehen, dass sie sein Urteil akzeptierte. Es gab keinen Platz in der Familie für ein gefährliches Ding. „Komm. Wir machen uns frisch, dann gönnen wir uns ein Abendessen und ein Bier im Grünen Drachen, während in Beutelsend ein Feuerwerk hochgeht.“ In Pippins Augen irrlichterte die Vorfreude beim Gedanken an das Feuerwerk, das ihm um die Ohren fliegen würde, falls er Elanor betrunken nach Hause brachte. Umbringen würden sie ihn. Das wäre ein Spaß! Wenigstens hätten dann alle neben der Sache mit Frodo noch etwas anderes, über das sie sich aufregen konnten.

„Ich bin zu jung für Bier!“ protestierte Elanor. Pippin hob sie hoch und sprang ohne jede Vorwarnung gemeinsam mit ihr in den Fluß. Sie ging prustend unter und er lachte über ihr erschrockenes Hundepaddeln. Er zog sie wieder heraus und wischte ihr das Gesicht und die blutigen Hände mit dem Rand seines Mantels. „Du bist schrecklich!“ entschied Elanor, aber dann begann sie allen Ernstes zu kichern.

„Du hast ja keine Ahnung.“ Er nahm ihre Hand, und sie machten sich tropfnass auf den Weg nach Hobbingen. „Weißt du was, Elly?“

„Was?“

„Du bist ein ziemlicher Haudegen. Du hast geschafft, was Sauron, neun Ringgeister, Gollum, Saruman, der Balrog und zahllose Orks und Trolle nicht hingekriegt haben. Du hast den Ringträger außer Gefecht gesetzt.“

Elanor wanderte weiter und dachte darüber nach.

„Na ja...“ sagte sie endlich. „Ich hab mich eben aufgeregt.“


ENDE


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